Hilden Ausbau A 3: Kritik von Bürgerinitiative

Eine Verbreiterung der Bundesautobahn 3 auf acht Spuren bedeutet einen Eingriff in die Natur. Doch die Baumaßnahmen seien notwendig, erklärt der Landesbetrieb für Straßenbau. Engagierte Bürger suchen jetzt nach Alternativen.

 Im Bereich des Hildener Kreuzes herrscht derzeit reger Baustellenbetrieb. Der Verkehr auf der A3 in Richtung Oberhausen läuft mit einer Spur auf dem Kölner Fahrstreifen.

Im Bereich des Hildener Kreuzes herrscht derzeit reger Baustellenbetrieb. Der Verkehr auf der A3 in Richtung Oberhausen läuft mit einer Spur auf dem Kölner Fahrstreifen.

Foto: Patrick Schüller

Die A 3 führt durch ein dicht besiedeltes und zum Teil unter Naturschutz stehendes Gebiet. Der Ausbau der Autobahn steht seit längerem in Kritik, da für die Verbreiterung auf acht Spuren Natur weichen muss. Aktuell werden von Politikern und Bürgern alternative Vorschläge zur Planung von „Straßen NRW“ gesucht, die einen Ausbau verhindern.

Täglich nutzen 120.000 Fahrzeuge die A 3 zwischen den Autobahnkreuzen Hilden und Leverkusen. Sie bietet einen schnellen Anschluss in die Ballungsräume zwischen Rhein und Ruhr. Auf 15 Kilometern soll die viel befahrene Strecke von sechs auf acht Spuren mit Standstreifen ausgebaut werden. Gleichzeitig soll die Raststätte „Ohligser Heide“ um 80 Lkw-Stellplätze wachsen. Das Projekt ist in der höchsten Kategorie („Engpassbeseitigung“) angesiedelt und basiert auf dem aktuellen Bedarfsplan.

Die Planung steht allerdings in Kritik. Die Bürgermeister der vier umliegenden Städte, Birgit Alkenings (Hilden), Tim Kurzbach (Solingen), Frank Schneider (Langenfeld) und Frank Steffes (Leichlingen), erklären sich einerseits einverstanden mit dem Ausbau der Autobahn. Andererseits lehnen sie jedoch massive Eingriffe in die Natur ab und fordern daher „Lösungsalternativen zum achtspurigen Ausbau“. Ein Überlegung ist zum Beispiel eine temporäre Standstreifenfreigabe zum Beruhigen der Verkehrssituation. Das schlagen auch Politiker der CDU, SPD, UWG und FDP vor. In einem gemeinsamen Schreiben von Juli baten sie Straßen NRW die aktuelle Planung zu überdenken. Zwar akzeptieren die Politiker „die Notwendigkeit, die A 3 im besonders belasteten Abschnitt“ auf je vier Spuren auszubauen. Gleichwohl sei teilweise, „angesichts der entlang der Autobahn vorhandenen Wohnbebauung und der FFH- und Naturschutzgebiete“, auf eine Verbreiterung auf acht Fahrspuren und zwei Standstreifen zu verzichten. Dennoch müsse „ein für die Bevölkerung wirksamer Lärmschutz“ errichtet werden, der „dem heutigen Stand der Technik entspricht“.

Doch diesen Vorschlägen widerspricht Sabrina Kieback, Medienbeauftragte des Landesbetriebs: „Eine dauerhafte oder temporäre Nutzung des Standstreifens ist nicht Inhalt des Planungsauftrags, der vom Bund an uns als Auftragsverwaltung übertragen worden ist.“ Ferner erläutert sie: „Der Bund genehmigt eine Erneuerung und einen Ausbau und damit eine Verbesserung des Lärmschutzes in der Regel nur im Rahmen eines Ausbaus beziehungsweise Neubaus einer Autobahn.“ Somit könne nur der Aus- oder Neubau der A 3 eine Verbesserung des Lärmschutzes schaffen.

Weitere Alternativen erarbeitet aktuell die Bürgerinitiative „3 reicht“, die mit Hilfe des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) im April gegründet würde. Wie Rainer Kalbe, „3 reicht“-Ansprechpartner für Hilden, berichtet, entwickeln zwei Arbeitsgruppen von über 30 Personen mögliche Maßnahmen. Nach den Ferien wolle die Initiative, aktuell bestehend aus knapp 200 Unterstützern, organisiert tätig werden, mit Aktionen auf die Thematik aufmerksam machen und Politkern ihre Alternativen vermitteln. „Wir haben bereits den Rückhalt der Bürgermeister“, gibt Kalbe an.

In ihrem Flyer bemängelt die Bürgerinitiative „3 reicht“ am Ausbau den „Eingriff in Naturschutzgebiete“, die „zusätzliche Flächenversiegelung“, den „Verlust wertvoller Flächen für die Naherholung“, den „Abriss von Wohnhäusern“ sowie die „zusätzliche Lärmbelästigung“. Daher fordert die Initiative „eine Überarbeitung der Planung“, ein „zukunftsfähiges, intelligentes Verkehrsmanagementkonzept“ sowie „den Erhalt der Naturschutzgebiete entlang der Autobahn und den Schutz vor Eingriffen“. Als konkrete Vorschläge benennen sie zur „bedarfsabhängigen, temporären Nutzung des Standstreifens als zusätzliche vierte Spur“ zusätzlich „ein Tempolimit von 120 Stundenkilometern“ und die Ausweisung auf umliegende Autobahnen.

Dies seien „hinnehmbare“ Alternativen, erklärt Claudia Roth, Mitglied der Bürgerinitiative und BUND-Sprecherin. Als Anwohnerin ist sie direkt betroffen vom A 3-Ausbau. Die Autobahn ist nur 30 Meter entfernt von ihrem Haus und sorge für eine starke Lärmbelästigung – die mit einem Ausbau noch ansteigen werde, befürchtet Roth. Sie gibt zu bedenken, ob die Planung zukunftsorientiert sei und welche Mobilität künftig vorherrschen werde. Den Ausbau der Raststätte und der A 3 sieht sie sehr kritisch. Das Naturschutzgebiet Ohligser Heide sei ein „spezieller Lebensraum mit europaweiter Bedeutung, der vom Ausbau direkt beeinträchtigt“ werde. Roth: „Mit Baumaßnahmen wird etwas Schützenswertes weichen müssen.“

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