Hilden Hilden hat neue Kurzzeitpflegeplätze

Im Seniorenzentrum am Erikaweg haben bereits mehrere pflegende Angehörige das Angebot genutzt. Oft müssen sie sich selbst einer Operation unterziehen, eine Kur in Anspruch nehmen oder brauchen einfach eine Auszeit.

Gertrud Kuhlmann pflegt ihren Mann seit vier Jahren. Jetzt konnte sie sich selbst eine Auszeit gönnen.

Gertrud Kuhlmann pflegt ihren Mann seit vier Jahren. Jetzt konnte sie sich selbst eine Auszeit gönnen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Seit etwa vier Jahren pflegt Gertrud Kuhlmann ihren Mann Meinhold. Eine schwere Aufgabe, denn der 84-Jährige hat Parkinson und eine leichte Demenz. Trotz Tagespflege fühlte sich seine Frau (80) irgendwann überlastet. „Ich habe Arthrose in den Händen. Da ist es eine Herausforderung, meinem Mann die Stützstrümpfe an- und auszuziehen.“ Einen ambulanten Pflegedienst zu finden, erwies sich als unmöglich: „Denen war es zu wenig, zum Strümpfe anziehen und zweimal pro Woche zum Baden zu kommen“, sagt sie frustriert. Schließlich nutzte sie die Beratung im Seniorenzentrum am Erikaweg, sagte zu Claudia Mewes von der Heimaufnahme, sie könne nicht mehr.

„Bisher haben wir nur sporadisch Kurzzeitpflege angeboten – dann, wenn wir gerade Plätze frei hatten“, erklärt Geschäftsführerin Beate Linz-Eßer. Das wirtschaftliche Risiko sei groß, denn der Aufwand für Beratung, Pflege, Reinigung und Desinfektion der Zimmer sei aufgrund der vielen Ein- und Auszüge viel personalintensiver als für die regulären Bewohner. „Zum Glück haben auch die Kostenträger erkannt, dass es an Kurzzeitpflegeplätzen mangelt und dass diese teuer sind. Deswegen gibt es jetzt einen etwas höheren Pflegesatz als bisher.“

Am Erikaweg wird offiziell erst seit dem 1. August die Kurzzeitpflege angeboten. Tatsächlich werden aber schon seit längerem damit Erfahrungen gesammelt. „Wir hatten bereits mehrere Gäste, die etwa zum Probewohnen gekommen sind, wenn die Entscheidung, in ein Seniorenzentrum zu ziehen schwer gefallen ist. Andere haben einen Platz gebraucht, während die eigene Wohnung behindertengerecht umgebaut wurde“, berichtet Claudia Mewes. Die meisten Plätze wurden vergeben, weil Angehörige wie Gertrud Kuhlmann dringend eine Entlastung brauchten. „Meine Stimme war irgendwann weg. Ich konnte einfach nicht mehr“, sagt die rüstige alte Dame. Bereits nach zwei Wochen kam der Rückruf. Man habe einen Platz für ihren Mann.

Eine Woche lang besuchte sie ihren Mann täglich, damit ihm die Eingewöhnung nicht so schwer fallen sollte, erst die zweite gehörte dann wirklich ihr: „Ich habe ein Landhotel gefunden, wo ich täglich geschwommen bin, ganz viele Anwendungen mitgemacht und vor allen Dingen viel und tief geschlafen habe“, schwärmt sie. „Ich will ihn ja noch lange pflegen.“

Mit frischen Kräften setzte sie sich nach ihrer Auszeit gleich hin und lobte das Angebot ausgiebig: „Am ersten Tag haben sich zwei Damen mit uns zusammengesetzt und genau geklärt, welche Bedürfnisse er hat, welche Medikamente er nimmt und so weiter. Und jeden Tag kam jemand vorbei und erzählte ihm, welche Angebote es heute gibt. Das Essen wurde an den Tischen vorbeigebracht. Wie in einem Hotel.“ – Ein positiver Nebeneffekt sei es, dass ihr Mann nach dem Aufenthalt im Seniorenzentrum selbständiger zurückgekommen sei, als vor dem Aufenthalt. Mewes und Linz-Eßer fühlen sich bestätigt: „Wenn die Tagespflegeplätze gut angenommen werden, können wir im Seniorenzentrum bis zu fünf einrichten“, sagt die Geschäftsführerin. Angehörige, die Interesse an der Kurzzeitpflege haben, berät Claudia Mewes. Sie hilft beim Antragstellen und errechnet, welchen Eigenanteil sie aufbringen müssen.

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