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Hilden Neue Gesprächsreihe hat begonnen

Hilden · Historiker Horst A. Wessel stellte sich den Fragen des Autors Matthias Kohnen.

 Horst Wessel und Matthias Dohmen (v. li.) haben die Gesprächsreihe im Gemeindezentrum eröffnet.

Horst Wessel und Matthias Dohmen (v. li.) haben die Gesprächsreihe im Gemeindezentrum eröffnet.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

„Was ich zu sagen habe“ ist der Titel der neuen Gesprächsreihe von Volkshochschule (VHS) und Evangelischer Gemeinde, die am Mittwochabend zum ersten Mal stattfand. Geplant sind insgesamt vier Gesprächsabende, die alle vom Buchautor und Journalist Dr. Matthias Dohmen geleitet werden.

Am Mittwochabend wurde die Reihe mit dem Historiker Professor Dr. Horst August Wessel, dem ehemaligen Leiter des Mannesmann-Archivs, um 18.30 Uhr im Gemeindesaal der Reformationskirche eröffnet. Der 1943 geborene Historiker und ehemalige Professor an der Heinrich-Heine Universität war von 1983 bis 2008 Leiter des Mannesmann-Archivs, des größten deutschen Unternehmensarchivs.

Gleich zu Beginn des Gesprächs wurde klar, dass die beiden sich schon seit ihrer gemeinsamen Schulzeit kennen: 1966 haben sie in einem Gymnasium mit Internat in Badmünstereifel Abitur gemacht. Wessel war spät dran mit der Reifeprüfung, da er, Kind armer Eltern, zunächst eine Lehre begann, bis der Pfarrer seiner Heimatgemeinde befand, der Junge solle Priester werden und die Kirche das Schulgeld übernahm. Ein beide prägender Deutsch- Geschichts- und Philosophielehrer sei der Schriftsteller Heinz Küpper gewesen, dessen Erstlingswerk Simplicius 45 eine deutsche Kindheit und Jugend in der NS-Zeit verarbeitet. „Das Internat hat zu freizügigem Denken angeregt. Wir haben zum Beispiel Brechts Mutter Courage in Ost-Berlin gesehen“, erinnert sich Wessel.

„In der Gesellschaft hatte schon lange das Gefühl vorgeherrscht, es müsse sich etwas ändern, nicht erst 1968.“ Vieles fand er gut, was damals angeschoben wurde. Aber: „In erster Linie wollte ich mein Geschichtsstudium durchziehen. Die Art, wie agiert wurde, habe ich nicht toleriert.“ Was ihn nicht daran hinderte, ein Vietnam-Hearing zu organisieren. Dohmen, der später fast bei Wessel promoviert hätte, fragt den Historiker nach dem Mannesmann-Archiv und dieser plaudert aus dem Nähkästchen. Er bekennt, dass Kennedys These – sinngemäß: Fragt nicht, was der Staat für euch, sondern was ihr für die Gesellschaft tun könnt, auch seine ist. Deswegen habe sich der Bonner, der mit der Familie seit 35 Jahren in Hilden lebt, immer gemeldet, wenn Engagierte gesucht wurden: Ob für die Elternpflegschaft, das Presbyterium, als Vorsitzender der Deutschen Wirtschaftsarchive, als Jemand, der Archive durchforstet hat, um die Entschädigung von Zwangsarbeitern voranzutreiben.

Dohmen gibt die Stichworte, Wessel antwortet. Mit einer Frage tut er sich allerdings schwer: Ob wir von Chemnitz bis München aus der Geschichte lernen. Einerseits zeigt er Verständnis für verunsicherte Menschen, andererseits verurteilt er „die Jagd auf Ausländer, das Zeigen des Hitler-Grußes und die völlig enthemmte Rhetorik“. Er vergleicht die gegenwärtige Situation mit Weimarer Verhältnissen und stellt fest, dass es damals der Wirtschaft schlecht ging. „Das ist jetzt nicht der Fall, aber wenn das mal kippt…“

Autor Dohmen moderiert einen unterhaltsamen Abend. Noch spannender wäre es allerdings gewesen, wenn er mehr nachgehakt hätte oder den alten Bekannten gefragt hätte „Wie sind Sie eigentlich mit dem Namen Horst Wessel durch’s Leben gekommen?“

Gegen 20.45 Uhr endete die Gesprächsrunde, zu der weniger als 20 Gäste gekommen waren. Niemand hat diese Frage gestellt.

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