Nach Belästigungen in Hilden Politik entscheidet: 783er soll ab Ostern abends länger fahren

Hilden · Die Politik hat beschlossen, die Linienzeiten auszuweiten. Die neuen Fahrten sollen eine Lücke am Abend schließen. Doch das geht einigen nicht weit genug.

Die Busse der Linie 783 sollen ab Ostern länger vom Dorotheenviertel aus in die Innenstadt fahren.

Die Busse der Linie 783 sollen ab Ostern länger vom Dorotheenviertel aus in die Innenstadt fahren.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Extrem verärgert zeigte sich ein Bewohner von Haus Horst, noch bevor die Ausweitung des Fahrplans der Buslinie 783 am Mittwochabend auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschusses stand. In der Bürgersprechstunde meldete er sich zu Wort und erzählte, dass selbst die bereits jetzt angebotenen Fahrten nicht immer stattfänden: „Wir wollten vor Kurzem mit mehreren Anwohnern in die Innenstadt fahren, doch kein Bus fuhr.“ Die Rheinbahn habe sich trotz Nachfrage noch nicht dazu geäußert. „Die Stadt Hilden bezahlt für das Angebot, doch die Rheinbahn liefert nicht“, sagte der Hildener.

Die Politiker nahmen die Kritik aufmerksam entgegen und versprachen, sich darum zu kümmern. Außerdem beschlossen sie einige Zeit später, dass die Linie 783 in Zukunft wochentags nicht mehr um 19.30 Uhr zu ihrer letzten Fahrt vom Dorotheenviertel aus in Richtung Innenstadt aufbricht, sondern erst um 21.05 Uhr.

Diese Ausweitung der Linienzeiten geht auf Initiative der Graf-Recke-Stiftung zurück. In einem Brief hatte die Betreiberin von drei Einrichtungen im Dorotheenviertel darauf hingewiesen, dass ihre Mitarbeiter oft erst nach 19.30 Uhr und damit nach Abfahrt des letzten Busses Feierabend hätten und mehr als einen Kilometer weit bis zur nächsten Haltestelle an der Düsseldorfer Straße laufen müssten, um nach Hause zu kommen. Es sei auf dieser Strecke „in der letzten Zeit bereits zu Belästigungen/Übergriffen unserer Diensthabenden, hier in erster Linie unserer Mitarbeiterinnen, gekommen“, erklärte Petra Skodzig aus dem Stiftungsvorstand.

Nun also sollen die Busse von Montag bis Samstag bis 21.05 Uhr fahren. Sonntags bleibt es jedoch bei 16.35 Uhr. Für Dieter Englich vom Behindertenbeirat ein Unding, wie er im Ausschuss deutlich machte: „Das ist weit entfernt von der Teilhabe, zu der Sie laut Gesetz verpflichtet sind“, sagte er in Richtung von Verwaltung und Politik. Denn es gehe nicht nur um die Mitarbeiter, sondern auch um die mehreren Hundert Bewohner der Einrichtungen. Menschen mit Handicap auf der einen, ältere Menschen auf der anderen Seite. „Sie können an einem schönen Sonntag nicht auf dem alten Markt sitzen und in Ruhe ein Getränk trinken, weil sie noch den Bus nach Hause bekommen müssen“, erklärte er. Doris Siebert vom Seniorenbeirat pflichtete Englich bei. „Wir begrüßen die Ausweitung, streben aber mehr an.“

Wie dieses „Mehr“ aussehen könnte, erklärte Dieter Englich auch sogleich: Um das Dorotheenviertel auch früh morgens und spät abends an den ÖPNV anzuschließen, „könnte der 784er doch den zwei Kilometer langen Schlenker machen“ und die Einrichtungen sowie das Seniorenstift Haus Horst regelmäßig anfahren. Diese Buslinie verbindet den Düsseldorfer Süden über Haan mit Wuppertal-Vohwinkel.

Dezernent Peter Stuhlträger bat die Ausschussmitglieder, zunächst über den aktuellen Antrag abzustimmen und weitere Ideen im Rahmen des Mobilitätskonzeptes zu prüfen: „Jetzt geht es darum, die Angebotserweiterung kurzfristig umzusetzen.“ Die Ausschussmitglieder votierten einstimmig für die Ausweitung der Fahrzeiten des 783er.

Laut Verwaltung entstehen dadurch jedes Jahr rund 9000 zusätzliche Bus-Kilometer. Die Zusatzkosten gibt sie mit rund 10.000 Euro jährlich an. Da die Fahrten an der Gabelung enden, dadurch lediglich auf Hildener Gebiet laufen und nicht bis nach Solingen ausgedehnt werden, muss auch keine andere Stadt mit in den Entscheidungsprozess eingebunden werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort