Hilden Bauprojekt sieben Monate früher fertig

Hilden · Seit zwölf Monaten wird der Regenwasserkanal am Lindenplatz/Talstraße/Richrather Straße erneuert. Ein Großprojekt, nicht nur wegen der Kosten von rund zwei Millionen Euro. Jetzt wurde die S-Bahntrasse erfolgreich durchbohrt, berichtet Dieter Drieschner, Sachgebietsleiter Stadtentwässerung. Die Arbeiten sollen im Januar abgeschlossen sein – sieben Monate früher als kalkuliert.

 Der Bohrkopf hat sein Ziel erreicht. Der unterirdische Rohrvortrieb hat die S-Bahn 47 Meter lang unterquert.

Der Bohrkopf hat sein Ziel erreicht. Der unterirdische Rohrvortrieb hat die S-Bahn 47 Meter lang unterquert.

Foto: Stadt Hilden

Wer schon einmal in eine Baugrube geblickt hat, bekommt eine Vorstellung davon, wie es im Hildener Untergrund aussieht: Ein Gewirr von Versorgungsleitungen für Gas, Wasser, Strom, Telekommunikation und dazu von zahlreiche Kanäle für Ab- und Regenwasser. Wer hier einen neuen Kanal baut, braucht Fingerspitzengefühl. Und Zeit: Straße auf, Kanal rein, Straße zu: Das funktioniert vielleicht auf dem platten Land, aber nicht in einer so dicht besiedelten Stadt wie Hilden (mit 2149 Einwohner pro Quadratkilometer Platz 35 in Deutschland).

Zudem wissen die Kanalbauer nicht wirklich sicher, was sie so alles im Untergrund erwartet. Sicher sind ihnen nur Spott und Hohn in sozialen Netzwerken über die vermeintlichen Dauerbaustellen, die angeblich nicht voran kommen.

Was aber tatsächlich nicht stimmt: Das Kanalprojekt Am Lindenplatz/Talstraße/Richrather Straße wird sogar sieben Monate früher fertig als ursprünglich kalkuliert, berichtet Dieter Drieschner, Sachgebietsleiter Stadtentwässerung: „Das Ende der Gesamtbaumaßnahme ist für Ende Januar 2021 vorgesehen.“

Für den neuen Kanal musste die Bahntrasse Solingen-Hilden unterirdisch mittels Rohrvortrieb durchbohrt werden. Dabei gab es unerwartet Probleme. Die Deutsche Bahn habe überraschend neue Sicherheitsauflagen erteilt. Das wiederum führte zu Verzögerungen. Um die Auflagen zu erfüllen, musste das Tiefbau- und Grünflächenamt kurzfristig die geforderten technischen Nachbesserungen prüfen und organisieren. Dadurch haben sich auch die nachfolgenden Arbeiten verschoben und bereits beauftragte Unternehmen mussten andere Projekte vorziehen.

Aber jetzt ist der Vortrieb geschafft. Am Montag konnte der Bohrkopf geborgen werden. Jetzt müssen noch die erforderlichen Schachtbauwerke gebaut werden. Zum Abschluss werden dann die Fahrradabstellanlagen an der Talstraße und an der Hagelkreuzstraße wieder hergestellt und die Straßen hergerichtet.

Die Erneuerung der Kanäle zahlen alle Einwohner über die Abwassergebühren. Der Steuerzahlbund hat vor kurzem 396 Städte und Kommunen in Nordrhein-Westfalen miteinander verglichen. Die preiswerteste Kommune ist Reken. Dort zahlt der Musterhaushalt des Steuerzahlerbundes 246,50 Euro im Jahr für die Entsorgung des Abwassers. Am teuersten ist Waldbröl (1246,60 Euro). Hilden hätte es fast noch unter die preiswertesten Kommunen (unter 450 Euro) geschafft. Hier beträgt die Gebühr 479,20 Euro.

Warum sind die Abwassergebühren in Hilden so günstig? In Hilden müssen sich die angeschlossenen Grundstückseigentümer am Bau von neuen Kanälen finanziell beteiligen, erläutert Dieter Drieschner: „Es gibt Gemeinden, die keine Kanalanschlussbeiträge erheben. Die Kosten werden dort auf alle Gebührenzahler umgelegt. Die Stadt Hilden hat sich entschieden, Gebühren und Kanalanschlussbeiträge zu erheben.“

Daneben habe Hilden – wie die meisten anderen Kommunen auch – ein getrenntes Kanalnetz für Abwasser und für Regenwasser. Und deshalb auch eine getrennte Gebühr für Schmutzwasser und für Regenwasser eingeführt. „Die Trennung ist gerechter, weil Eigentümer von großen versiegelten Grundstücken stärker herangezogen werden als die Besitzer von kleinen Reihenhäusern“, erklärt Drieschner. Das Schmutzwasser wird ins Klärwerk geleitet. Das Regenwasser muss nicht so aufwendig gereinigt werden und kann dann in natürliche Gewässer abgeleitet werden.

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