Historisches Hilden Graf Zeppelin kreist 1930 über Hilden

Der Himmel war klar, auf der Benrather Straße zog der Festzug der Feuerwehr entlang – und plötzlich tauchte das mächtige Luftschiff über Hilden auf. Sieben Fakten zum Zeppelin in, um und vor allen Dingen über Hilden.

Hilden: Als das Luftschiff Graf Zeppelin über die Stadt flog​
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Als das Luftschiff Graf Zeppelin über Hilden flog

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Foto: Stadtarchiv Hilden

1. Graf Zeppelin über Hilden Aufsehen erregte im Juli 1930 der Überflug des Luftschiffs „Graf Zeppelin“ über Hilden. Das berichtet die Hildener Zeitung tags darauf: „Große Freude herrschte gestern Nachmittag kurz vor fünf Uhr, als plötzlich das Luftschiff ,Graf Zeppelin‘ am Horizont auftauchte. Der Festzug unserer Feuerwehr bewegte sich gerade auf der Benrather Straße, um in die Mittelstraße einzumünden, als der Zeppelin erschien. Aus diesem Anlaß mußte natürlich eine kurze Unterbrechung im Weiterziehen eintreten. Das Luftschiff kam aus Richtung Benrath und nahm Kurs auf Ohligs. Es flog ziemlich niedrig und über die Häuser der Stadt, so daß es gut gesichtet werden konnte. Leider währte der schöne Anblick der Luftriesen nur kurze Zeit, denn schneller als erwartet, war er den Blicken entschwunden.“ Kurze Zeit später flog die Graf Zeppelin erneut über Hilden, jedoch um 5.30 Uhr morgens, sodass nur weniger Hildener das Luftschiff erspähen konnten.

2. LZ 127 Die Graf Zeppelin (LZ 127) gilt als das erfolgreichste Luftschiff seiner Zeit. 1928 hob es erstmals ab. Die Reichweite des mehr als 2500 PS-starken Luftschiffs (Höchstgeschwindigkeit 128 km/h) betrug 12.000 Kilometer. Es fuhr mehrfach über den Atlantik und legte rund 1,7 Millionen Kilometer zurück. Das seinerzeit größte Luftschiff der Welt konnte bei 45-50 Mann Besatzung bis zu 25 Passagiere sowie Fracht transportieren.

3. Verschrottung Das Unglück bei der Landung der Hindenburg in Lakehurst, USA, bei dem das Luftschiff in Flammen aufging und 36 Menschen starben, bedeutete auch das Ende der Graf Zeppelin. Auf dem Rückflug von Südamerika erhielt die Mannschaft die Nachricht. Am 19. Juli 1937 wurde LZ 127 außer Dienst gestellt. 1940 ließen die Nazis das Luftschiff verschrotten, um das Aluminium für Kriegszwecke zu verwenden. Der Bau des Luftschiffs soll rund 4,5 Millionen Reichsmark gekostet haben. Ein normales Ticket beispielsweise für einen Transatlantik-Flug in die USA soll in der Doppelkabine etwa 1000 Reichsmark gekostet haben – das Fünffache des Monatslohns eines normalen Angestellten.

4. Propaganda Zwei riesige Luftschiffe schweben am 29. März 1936 über die Region Düsseldorf. Es sind die auch als „Zigarren“ bekannten LZ 127 „Graf Zeppelin“ und LZ 129 „Hindenburg“. Mit der Fahrt starten die Nationalsozialisten kurz vor der Reichstagswahl 1936 eine besonders aufmerksamkeitsstarke Propaganda. Von Hamburg über das Ruhrgebiet bis nach Köln bewegen sich die beiden Giganten am Himmel und locken tausende Zuschauer an. Die Fahrt wird von Rundfunkübertragungen live begleitet. Aus den Luftschiffen werden über den Städten Flugblätter („Deine Stimme dem Führer“) abgeworfen. Hakenkreuzfähnchen an kleinen Fallschirmen hängend gehören zu den „Wahlwerbegeschenken“ aus der Luft.

5. Schienenzeppelin Nicht nur die Graf Zeppelin hat in unserer Region für Aufsehen gesorgt: In den frühen 1930er-Jahren wird der Schienenzeppelin auch auf der Bahnstrecke getestet, die durch Gruiten führt. Der markante Zug mit großem Propeller am Heck bricht damals den Geschwindigkeitsrekord und erreicht rund 230 km/h. Für die Gruitener sind die Testfahrten immer ein großes Ereignis. Sie versammeln sich an der Strecke und schauen dem silbernen Hochgeschwindigkeitsgefährt zu.

6. Oskar Erbslöh Der Luftfahrt-Pionier Oskar Erbslöh hat in Leichlingen eine eigene Station für Luftschiffe gebaut. Erbslöh wurde am 21. April 1879 in eine Ballonfahrt-Familie in Elberfeld geboren. Und somit war ihm seine Karriere bereits in die Wiege gelegt. Zu großem Aufsehen gelangte er, als er 1907 das bekannte „Gordon-Bennett“-Rennen in Amerika (St. Louis) mit seinem Ballon „Pommern“ gewann. Dabei war er selbst dafür gar nicht vorgesehen. Nur weil ein Mitfahrer ausfiel, durfte Erbslöh als Nachrücker mitwirken und siegte prompt. Die 1.403 Kilometer legte er in 40 Stunden zurück, und das führte dazu, dass dieser international renommierte Cup im darauffolgenden Jahr in Deutschland ausgetragen wurde. Diese Nachricht ging um den Globus, und auf einen Schlag war Erbslöh weltbekannt. Ihm war dieser Erfolg allerdings nicht genug, und so ließ er eine Zeppelinstation auf den Leichlinger Balken bauen und gründete die Rheinisch-Westfälische Motorluftschiff-Gesellschaft. Noch heute sind die Träger dieser riesigen Luftschiffhalle aus der Luft deutlich erkennbar. Im Oktober 1909 war es soweit: der erste Aufstieg eines Luftschiffes auf dem Land. Doch ganz erfolgreich waren Erbslöhs Versuche nicht immer. Noch im gleichen Jahr musste er mit einem Ballon in Gladbach notlanden. Und nur ein Jahr später geschah das große Unglück: Am 13. Juli 1910 startete die „Erbslöh“ mit fünf Besatzungsmitgliedern zu einer Fahrt in den Tod. Bei Nebel hob das Luftschiff ab, bevor die Menschen an Land einen großen Knall hörten. Der Temperatur-Unterschied zwischen Nebel und nebelfreier Luft (die pralle Sonne schien) soll der Auslöser der Explosion gewesen sein. Alle fünf Personen, einschließlich Oskar Erbslöh, starben im Zeppelin über Leverkusen-Pattscheid. Die Luftsportgruppe Erbslöh in Langenfeld, die auch viele Hildener Segelflieger nach der Auflösung der Luftsportgemeinschaft Kesselsweier, hat sich nach ihm benannt.

7. Filmstar Ein Hildener Segelflieger kam im RTL-Film „Hindenburg“ als Double zum Einsatz. Denn zu Beginn des Films wurde die fliegerische Herkunft von Merten Kröger, dem Konstrukteur des Zeppelin LZ 129, gezeigt. Dazu wollte man eine echte „Zögling“, einen der damals üblichen Schulgleiter, mieten. Da das Filmteam aber kein flugfähiges Modell auftreiben konnte, wurde Christian Ludloff von der ehemaligen LSG Kesselsweier engagiert. Er betreute einen Schulgleiter SG 38 für den holländischen Besitzer. Gedreht wurde auf dem Flugplatz „Friesener Warte“ bei Bamberg. Nicht nur das Flugzeug sollte so original wie möglich wirken, auch der Start der „SG 38“ erfolgte unter aufwendigen, aber realen Bedingungen durch ein Gummiseil, das das Fluggerät in die Luft schleuderte. Solche Flüge dauern aber meistens nur 20 bis 30 Sekunden. Also wurde Ludloff mit einer Maschine auf 1000 Meter Höhe gebracht. Nach rund zwei Tagen hatte das Filmteam dann die perfekte Szene im Kasten – die letztlich zwei Minuten zu sehen war.

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