Ohne Begründung Vermieter in Hilden lehnt junge Familie ab

Hilden · Obwohl zwei Vier-Zimmer-Wohnungen in seinem Wohnkomplex in Hilden frei wurden, ist ein deutsch-griechische Ehepaar nicht berücksichtigt worden. Es vermutet Diskriminierung. Auf Nachfrage beim Vermieter, einer großen Immobilienfirma, reagiert dieser aggressiv.

 Familie Chalos (v.l. Georgios, Vanessa und Tochter Katerina) vor dem Haus, in das sie gerne einziehen wollten.

Familie Chalos (v.l. Georgios, Vanessa und Tochter Katerina) vor dem Haus, in das sie gerne einziehen wollten.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Vanessa Chalos fühlt sich „ungerecht behandelt“ und beklagt sich darüber in einem Leserbrief an unsere Zeitung: „Ich wohne seit Dezember 2012 auf der Karlrobert-Kreiten-Straße in Hilden, in einer 2,5 Zimmer Wohnung.“ Im September habe sie einen Griechen geheiratet, im Dezember wurde die gemeinsame Tochter geboren.

Seither sucht die junge Familie eine Vier-Zimmer-Wohnung, da ein zweites Kind geplant ist. „Die Neubau-Projekte sind für uns nicht bezahlbar, da wir hier bei mindestens 10 Euro pro Quadratmeter liegen. Ich habe immer darauf gehofft, dass bei uns im Komplex eine größere Wohnung frei wird. Und nun war es endlich so, dass sogar zwei Vier-Zimmer-Wohnungen frei wurden.“

Vanessa Chalos schaute sich beide Wohnungen an und teilte der Hausverwaltung - der BSK Hilden - sofort mit, dass sie eine der Wohnungen sehr gerne nehmen würde. „Ich hätte nie gedacht, dass es selbst in Hilden so schwierig ist, eine Wohnung zu bekommen. Denn wir haben keine der Wohnungen bekommen, trotz positiver Schufa. Ein Interessent ist sogar abgesprungen und die Wohnung wurde neu inseriert. Auf meine telefonische Nachfrage hieß es dann, dass der Vermieter uns nicht möchte! Die Rahmenbedingungen stimmen nicht.“

Was für Rahmenbedingungen gemeint sind, kann sich die Vorstandsassistentin einer großen europäischen Versicherungsgruppe nicht erklären. Sie spekuliert, „dass man lieber extern vermietet, um bloß nicht auf Mieteinnahmen verzichten zu müssen. Denn sicherlich ist unsere Wohnung nicht so einfach zu vermieten wie eine 4-Zimmer Wohnung. Das ist so unsozial und für mich nicht nachvollziehbar.“

Sechs Jahre habe sie regelmäßig Miete gezahlt, erst vor zwei Monaten einer Mieterhöhung zugestimmt und jetzt: „Eine Absage ohne Grund.“ Chalos mutmaßt, dass sie unter ihrem alten Namen Schmidt vielleicht eher berücksichtig worden wäre. Oder, so fragt sie sich, liegt es am Einkommen? Trotz positiver Schufa-Auskunft, die der Verwaltung auch zugeschickt wurde, sagt sie: „Mein Einkommen ist natürlich nicht mehr so hoch aufgrund der Elternzeit – ich bekomme den Höchstsatz, 1800 Euro.“ Bis Dezember, danach will die junge Mutter wieder an ihren Arbeitsplatz zurück.

„Wird mir jetzt zum Verhängnis, dass ich als Hauptverdiener ein Jahr für meine Tochter zu Hause bleibe? Oder liegt es daran, dass mein Mann Grieche ist? Die Hausverwaltung konnte mir keinen Grund für die Absage nennen.“ Vanessa Chalos hat erfahren, dass zumindest eine der beiden Wohnungen inzwischen neu vermietet ist: „An ein Paar ohne Kinder.“

Auch der RP gegenüber ist die Verwaltung nicht sehr auskunftswillig. Mehrere telefonische Anfragen werden nicht beantwortet, auf E-Mail-Anfragen kommt schließlich die Mitteilung, es sei allein Sache des Vermieters, der zurzeit nicht erreichbar sei. Man werde ihm die Anfrage weiterleiten. Auf Nachfrage teilt eine Mitarbeiterin der BSK Hilden mit: „Die beiden Wohnungen gehören einem Vermieter.“

Schon kurz nach diesem Telefonat meldet sich dann ein wütender Anrufer, der sich als „Geschäftsführer und Gesellschafter der Immobilien-Verwaltungsgruppe vorstellt, zu der auch die BSK Hilden gehört, Bernd Matthes.

Der brüllt, es hätte uns, die RP, nicht zu interessieren, an wen die Gruppe warum vermietet, nennt die Anfrage eine Unverschämtheit, bezeichnet die Autorin als „Schmierfink“ und droht mit einer Beschwerde bei der Geschäftsleitung der RP. „Danach können Sie nur noch als Putzfrau arbeiten“, beendet er das Gespräch mit der Autorin.

Bernd Matthes‘ Immobilien-Verwaltungsgruppe ist die in Düsseldorf ansässige „Infa-Unternehmensgruppe“, zu der auch die BSK Hilden gehört. Auf der Homepage der Firma kann man nachlesen: „Bernd Matthes verfügt über mehr als 40 Jahre Branchenerfahrung. In den letzten Jahren wurden schwerpunktmäßig mehrere Hotelimmobilien mit insgesamt ca. 1000 Zimmern gebaut. Neben Büroimmobilien werden auch hochwertige Wohnungen in erstklassigen Lagen erstellt. Die Wohnungen bleiben zur Vermietung im eigenen Bestand und werden vom Eigentümer verwaltet.“

In Hilden verwaltet die Holding laut Homepage zehn Mehrfamilienhäuser mit 102 Wohneinheiten. Die 2-4-Zimmer-Wohnungen werden vermietet.

Die Familie Chalos hat inzwischen genug von diesem Vermieter. Sie sucht an anderer Stelle eine größere Wohnung.

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