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Auszeichnung vom Bundesverband Erneuerbare Energien Hilden ist „Energiekommune des Monats“

Hilden · Die Agentur für Erneuerbare Energien hat die Itterstadt ausgezeichnet. Wir erklären warum. Der rein privatwirtschaftlich finanzierte Verein macht sich bundesweit für erneuerbare Energien stark.

 Roland Schüren (r., damals auch Bundestagskandidat der Grünen) zeigt Simone Peter, Vorstandsvorsitzende der Agentur für Erneuerbare Energien, und Reiner Priggen (Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energie NRW), seinen Schnellladepark Kreuz Hilden.

Roland Schüren (r., damals auch Bundestagskandidat der Grünen) zeigt Simone Peter, Vorstandsvorsitzende der Agentur für Erneuerbare Energien, und Reiner Priggen (Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energie NRW), seinen Schnellladepark Kreuz Hilden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)/Köhlen Stephan (teph)

Mitte August besuchte Simone Peter, Vorstandsvorsitzende der Agentur für Erneuerbare Energien, zusammen mit Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW, den Ladepark von Bäcker Roland Schüren in Hilden. Der Besuch muss die beiden ehemaligen Grünen-Spitzenpolitiker  nachhaltig beindruckt haben. Denn jetzt erklärt die Agentur für Erneuerbare Energien mit Sitz in Berlin das rheinische Hilden zur „Energiekommune des Monats“.

Begründung: Hilden habe ab Dezember erstmalig eine Klimaschutzmanagerin im Team der Stadtverwaltung. Gemeinsam mit dem Klimamanagement werde damit das Ziel der Stadt, in Zukunft klimaneutral zu werden, weiter vorangetrieben. Gleichzeitig investiere ein ortsansässiges Unternehmen (Ihr Bäcker Schüren) massiv in den Klimaschutz: „Bereits 2022 wird so am Autobahnkreuz Hilden Deutschlands größter Schnellladepark in Betrieb genommen.“

Der Weg zur klimaneutralen Stadt bleibe steinig und gerade die Umsetzung auf kommunaler Ebene sei  oftmals mit erheblichen Herausforderungen verbunden, schreibt die Agentur für Erneuerbare Energien.  Wichtige Voraussetzung sei deswegen ein entschlossenes Handeln der Verwaltung und der politischen Entscheidungsträger. „Für Rat und Verwaltung ist die Aufgabe Umwelt- und Klimaschutz eine sehr wesentliche, damit wir auch in Zukunft gerne und gut in unserer Stadt Hilden leben. Mit dem Ausrufen des Klimanotstandes hat der Stadtrat beschlossen, dass die Stadt Hilden mit den ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten dazu beiträgt, die Erderwärmung gemäß des Pariser Klimaabkommens auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen“, wird Bürgermeister Claus Pommer zitiert.

 Bürgermeister Pommer testet eines der neuen elektrischen Lastenräder, dass die Stadt angeschafft hat. Links Stadtwerke-Geschäftsführer Hans-Ullrich Schneider.

Bürgermeister Pommer testet eines der neuen elektrischen Lastenräder, dass die Stadt angeschafft hat. Links Stadtwerke-Geschäftsführer Hans-Ullrich Schneider.

Foto: Stadt Hilden

Die Stadtwerke Hilden GmbH, Tochterunternehmen der Stadt, arbeiteten an der eigenen Klimaschutzstrategie zur Senkung der CO2-Emissionen zum Erreichen der Klimaneutralität. Seit 1. Januar 2013 beliefern die Stadtwerke Hilden alle Haushalts- und Kleingewerbekunden ausschließlich mit Grünstrom. Auch die Stadtverwaltung, die kommunalen Kitas und Schulen. Durch die Umstellung auf Grünstrom werden jährlich rund 53.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart. Um die gleiche Menge klimaschädliches CO2 in einem Jahr zu binden, wäre in Hilden eine zusätzliche Waldfläche von 4400 Hektar notwendig.

Wichtig sei aber  auch, dass Private mit einbezogen werden. Bürger könnten sich zum Beispiel durch die Verbraucherzentrale im Rathaus beraten lassen und so ihren Energiehaushalt optimieren.

Zum Schutz der Bürger vor Starkregen und Hochwasser habe die Stadt im Oktober ein kommunales Handlungskonzept zum Starkregenrisikomanagement im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt. Langfristig solle durch Vergrößerung der Sickerflächen und Verringerung der Bodenversiegelung die Hochwassergefahr vermindert werden.

Eine neue Klimaschutzmangerin soll am 1. Dezember die Kommunikation zwischen der Verwaltung sowie mit privaten Akteuren verbessern und neue Projekte gemeinsam entwickeln, zählt die Agentur für Erneuerbare Energien weiter auf.  Zusätzlich werde das Monitoring von Maßnahmen verbessert. Unterstützt werde die Klimaschutzmanagerin vom städtischen Team „Klimamanagement“. Dieses setze sich aus Mitarbeitern der Stadt aus den Bereichen Stadtplanung, Grünflächen und Forst und dem städtischen Abfallberater zusammen. Zukünftig soll so das Team Maßnahmen zum Ausbau der Erneuerbaren und zum Klimaschutz in allen relevanten Bereichen entwickeln.

Klimaschutz finde in Hilden aber nicht erst morgen statt, schon jetzt setzte die Stadt Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes um. Die Straßenbeleuchtung werde ausschließlich mit Öko-Strom betrieben. Außerdem sei die Straßenbeleuchtung bereits an vielen Stellen in Hilden auf stromsparende LED-Leuchtkörper umgestellt worden, der gesamte Austausch sei gegenwärtig in Bearbeitung. Inzwischen würden auf Neubauten einer städtischen Grundschule sowie dem Funktionsgebäude des Sportplatzes Weidenweg sowie auf Gebäuden der Stadtwerke Hilden Photovoltaikdachanlagen (PV-Dachanlagen) installiert. „Um den privaten Ausbau weiter zu steigern, bietet der Energieversorger Interessierten an, eine PV-Dachanlage zur Eigenstromversorgung zu installieren. Damit stärken die Stadtwerke den lokalen Ausbau von Ökostrom weiter.“

Dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien aber nicht notwendigerweise durch die Stadt angestoßen werden muss, zeige eindrucksvoll die Bäckerei Schüren. Dort wurde bereits 2011 eine PV-Dachanlage auf der Backstube in Hilden installiert. Diese wurde 2013 um eine 400 Quadratmeter große große Anlage auf dem Carport des Betriebsgeländes ergänzt. Die PV-Anlagen seien aber nur ein Teil eines ausgeklügelten Energiekonzeptes, welches den CO2-Ausstoß des Betriebs insgesamt um 90 Prozent reduziert sowie dessen Energieverbrauch halbiert. Grundlage des Energiekonzeptes seien drei Säulen, durch deren Kopplung Einsparungen in diesem Maße erst ermöglicht werden. Mittels Nutzung von Bioenergie und in Zusammenarbeit mit einem Ofenhersteller werden seit 2009 ausschließlich klimaneutrale Holzpellets zu Bereitstellung von Wärme genutzt. Diese „heiße Säule“ wird durch die „kalte Säule“ ergänzt. Durch die Installation von zehn Sonden in 99 Meter Tiefe kann die Backstube im Sommer die Kühlräume nachhaltig betreiben. Im Winter wird dafür ein Wasserkreislauf, der 20 Zentimeter unter dem Kundenparkplatz installiert wurde, verwendet. Beide Anlagen schafften es, bei einem Energieverbrauch von lediglich 15 bis 20 Prozent konventioneller Energie ganzjährig ausreichend Kühlung für die Backstube bereitzustellen. Ein schöner Nebeneffekt: Durch die im Winter produzierte Abwärme des Wasserkreislaufes im Kundenparkplatz gehöre nun auch das Schneeschippen der Vergangenheit an.

Durch Vernetzung einzelner Sektoren könnten außerdem zusätzliche Synergieeffekte genutzt werden. So ermögliche die Wärmerückgewinnung die Deckung des gesamten Heiz- und Warmwasserbedarfes der Backstube, der Verwaltung sowie des Backstubenladens. Außerdem würden große Verbraucher – wie zum Beispiel die gewerbliche Spülmaschine – mit Energie und Wärme versorgt. Abgerundet würden beide Säulen durch die Erzeugung von Solarstrom vor Ort. Die Backstube der Bäckerei konnte so zu einem Plusenergiegebäude transformiert werden. „Eine Seltenheit für gewerblich genutzte Gebäude“. lobt die Agentur für Erneuerbare Energien. Allein durch die Installation der PV-Dachanlage auf dem Carport wurde die Gesamtleistung von 29 auf 185 Kilowatt Peak gesteigert. Diese Leistung befähige das Unternehmen auch, seine Nutzfahrzeugflotte schrittweise zu elektrifizieren. Bereits jetzt verfügt die Flotte über 18 Elektrofahrzeuge. „Die Bäckerei agiert aktuell aufgrund der Vielzahl dieser Maßnahmen zu 95% bereits aus eigener Kraft CO2-neutral. Die übrigen Prozent resultieren aus dem Ausstoß der noch eingesetzten Erdgasfahrzeuge und werden über Ausgleichsmaßnahmen in Klimaschutz fördernden Projekten neutralisiert.“ Langfristig soll das System durch weitere Sektorenkopplung noch effizienter werden. Es werde im Moment geprüft, inwieweit die Elektrofahrzeuge als mobile Speicher fungieren und den produzierten Sonnenstrom tagsüber speichern und nachts an die Frühschicht in der Backstube wieder abgeben können.

Nicht nur auf dem Gelände der Backstube investiere „Ihr Bäcker Schüren“ in eine nachhaltige Zukunft. Gemeinsam mit zwei Partnern setze er am Autobahnkreuz Hilden bis 2022 Deutschlands größten Schnellladepark um. Auf 12.000 Quadratmetern entstehen Lademöglichkeiten für 114 Fahrzeuge. 62 davon sind Schnellladeplätze mit bis zu 300 Kilowattstunden Ladeleistung. Weiterhin betreiben die Stadtwerke Hilden GmbH über das ganze ca. 25 km²-große Stadtgebiet verteilt 30 öffentliche Ladesäulen, darunter eine Schnellladesäule mit insgesamt 60 Ladepunkten.

Ergänzend dazu erarbeiteten die Stadt seit März 2021 ein neues Verkehrskonzept, welches die Verkehrswende in vier Arbeitsschritten voranbringen soll. Derzeit befindet sich die Erstellung des Mobilitätskonzepts in der ersten Arbeitsphase. Im Moment werde die Bestandssituation aufgearbeitet. Bereits Ende Oktober seien erste Ergebnisse der Bestandsanalyse im Stadtrat vorgestellt worden. Im nächsten Schritt sollen auf Grundlage der gesammelten Erkenntnisse ein Leitbild für die zukünftige Verkehrspolitik der Stadt erstellt werden. Dieses werde anschließend in Maßnahmenpakete zerlegt, deren Umsetzung im Rahmen der vierten Phase überwacht werden soll. Das Ziel sei, die Verkehrswende in Hilden voranzubringen und für die Bürger attraktiv und nachfragegerecht zu gestalten. Zusätzlich dazu tätigt die Stadt aber auch schon heute wichtige Investitionen in die Fahrzeugflotte der Stadtverwaltung und Stadtwerke. „Diese wird dort, wo es geht, auf möglichst emissionsarme und alternative Antriebsarten umgestellt. Schon viele der städtischen kleineren Fahrzeuge sind Elektrofahrzeuge. Zurzeit beschaffen wir für die städtische Schreinerei sowie für das Ordnungsamt ein neues Elektrofahrzeug“, bekräftige Bürgermeister Claus Pommer den Anspruch der Stadt, nachhaltige Veränderungen im Verkehrssektor umzusetzen.

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