Wohnstift Curanum in Hilden Erst Impfzu-, dann -Absage: Angehörige und Bewohner empört

Hilden · Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein sagte der Stiftsleitung am 18. Januar zu, neben der Stationären Pflege auch die Bewohner des betreuten Wohnens durch ein mobiles Team mit zu impfen. Am 2. Februar sagte der Kreis Mettmann wieder ab – und berief sich auf einen geänderten Erlass des NRW-Gesundheitsministers.

 Das Curanum Wohnstift an der Hofstraße in Hilden. Dort sind bereits 15 hochbetagte Bewohner an Corona gestorben.

Das Curanum Wohnstift an der Hofstraße in Hilden. Dort sind bereits 15 hochbetagte Bewohner an Corona gestorben.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Susanne Meyer (Name geändert) ist empört und macht sich große Sorgen. Ihr Mutter (über 90) lebt im Wohnstift Curanum im Hilden. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein sagte der Stiftsleitung am 18. Januar zu, neben der Stationären Pflege auch die Bewohner des betreuten Wohnens durch ein mobiles Team mit zu impfen. Am 2. Februar schrieb der Kreis Mettmann: „Auch wenn wir Ihre Situation verstehen können, sind wir nicht in der Lage, die bestehenden Auflagen (des Gesundheitsministeriums NRW) zu ändern. Es gibit eine Erlasslage und diese ist eindeutig. Aus diesem Grunde dürfen wir momentan das ambulant betreute Wohnen nicht mit impfen.“ Die Aussage der KV sei nicht falsch gewesen, erfuhr die Stiftsleitung auf telefonische Nachfrage: Der Erlass sei geändert worden. Und das könne täglich geschehen.

„Wir hätten uns selbstverständlich zum Start der  Terminvergabe: 25 Januar um einen  Impftermin für unsere Mutter gekümmert. Wir haben auf die Zusage vertraut, dass meine Mutter in der Einrichtung geimpft wird“, sagt Susanne Meyer: „Dadurch wurde uns  die Möglichkeit genommen, zeitnah einen Impftermin für unsere Mutter zu erhalten.  Der nächstmögliche Termin im Impfzentrum wäre am 25. April oder 16. Mai. Das ist für uns nicht hinnehmbar. Wir haben auf die Impfzusage vertraut und fühlen uns hingehalten.“

Bei einem Corona-Ausbruch in der Stationären Pflege im Curanum Hilden sind 15 Bewohner im Alter zwischen 79 und 102 Jahren verstorben. Inzwischen wurden alle Bewohner negativ getestet. „Ich bin entsetzt, wieviel Menschen im Wohnstift Curanum Hilden verstorben sind“, macht sich Susanne Meyer allergrößte Sorgen: „Meine Mutter hat eine Pflegestufe und wird von uns und vom ambulanten Pflegedienst des Wohnstifts Curanum betreut. Sie wohnt im gleichen  Haus, wo die stationäre Pflegeeinrichtung untergebracht ist. Es gibt dort keine getrennten Eingänge, Treppenhäuser und Fahrstühle für den ambulanten und stationären Bereich.“ Deshalb sei eine rasche Impfung um so wichtig er: „Wenn wir mit unserer Mutter in ein Impfzentrum fahren, müssen wir einen Rollstuhl besorgen. Unsere Fahrzeuge könnten wir nicht nutzen, da wir dort keinen Rollstuhl reinbekommen. Somit müssten wir einen Krankentransport in Anspruch nehmen, was der Krankenkasse zusätzliche Kosten verursachen würde. Wir sehen jedoch die Impfung als Chance und hoffen, das der Kreis Mettmann den Bewohnern des Wohnstifts zeitnah Termine im Impfzentrum zur Verfügung stellt, beziehungsweise die Bewohner wie zugesagt im Wohnstift  impft.“

„Wegen der ersten Zusage haben wir uns nicht persönlich um einen Impftermin bemüht, jetzt müssen wir das tun, natürlich viel zu spät, um einen zeitnahen Termin zu bekommen“, beschwert sich auch Curanum-Bewohner Eberhard Paehlike: „Wir stehen als Hochrisikogruppe (ich bin 99) am Ende der Schlange. Mich wundert es nicht mehr, dass bei diesen organisatorischen Hick-Hack die Pandemie nicht in den Griff zu bekommen ist.“

Auch Ute Franke-Hesse, Leiterin des Wohnstifts Haus Horst, dringt auf eine schnelle Impfung der 290 über 80-Jährigen im Haus – weil das schneller gehe als im Impfzentrum Erkrath. „Das ist keine Bevorzugung“, betont die Wohnstift-Leiterin. Das Wohnstift sei ein großer Gebäudekomplex, im dem über 400 Menschen relativ dicht beieinander seien. Wenn es dort zu einer Corona-Infektion komme, könne das schnell sehr gefährlich werden – für die Bewohner und die Mitarbeiter.

Er könne den Unmut und die Frustration der Betroffenen über abgesagte Impftermine sehr gut nachvollziehen, sagt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Die Priorisierung sei keine originäre Idee der Politik, sondern fuße auf den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, der Leopoldina und des Ethikrates. Sobald die Impfungen in den vollstationären Pflegeeinrichtungen abgeschlossen seien, sei eine „aufsuchende Verimpfung durch mobile Teams“ auch in teilstationären Einrichtungen, Tagespflegen, Demenz-WGs und Beatmungs-WGs geplant. Dafür müsse sichergestellt sein, dass ein bereits gebuchter Impftermin  im Impfzentrum dann auch wieder storniert werden könne. 

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