Hilden Hilden hat wieder eine "Hall of Fame"

Hilden · Graffiti-Künstler dürfen legal an der Mauer der Verwaltungsschule sprühen. Die Stadt könnte mehr aus dieser Galerie machen.

 Gutes Graffiti setzt viele Skizzen voraus, sagt Künstler Dominik Hebestreit.

Gutes Graffiti setzt viele Skizzen voraus, sagt Künstler Dominik Hebestreit.

Foto: ola

"Hall of Fame": So heißen in der Graffiti-Szene die Orte, an denen sich die Künstler mit ihren Werken ("Peaces") präsentierten. Auch Hilden hat jetzt wieder eine "Hall of Fame". An der (rechten) Außenmauer des Instituts für Öffentliche Verwaltung an der Hochdahler Straße 280 kann jetzt wieder ganz legal gesprayt werden. Nach der Renovierung des brüchigen Mauerwerks wartet dort eine mehr als 200 Meter lange Freiluftgalerie auf kreativen Input. Die Stadt könnte mehr aus diesem Ort machen. Denn die Verwaltungsschule beherbergt in ihrem wunderbaren Park zahlreiche Kunstschätze, alles Ankäufe des Landes. Diese Kunst und der Park vor den Toren der Stadt sind den Hildenern noch nie so richtig gezeigt worden. In Verbindung mit der Graffiti-Galerie für junge Kunst könnte man daraus ein spannendes Kunst-Ereignis machen — zumindest einmal im Jahr.

Von solchen Ideen war bei der offiziellen Wiedereröffnung von Hildens "East-Side-Gallery" (so heißt das berühmte Pendant an der ehemaligen Mauer in Berlin) nicht die Rede. Kulturdezernent Reinhard Gatzke betonte selbst, dass die Freiluft-Galerie etwas ganz Besonderes sei. Das ist sie in der Tat. Sie liegt nämlich an einer Hauptverkehrsstraße, wird von vielen ein- und ausfahrenden Autofahrern wahrgenommen. Ein Traum für jeden Graffiti-Künstler: Er sprayt schließlich, um Aufmerksamkeit zu erregen. "Ich finde, junge Kunst steht uns gut zu Gesicht, weil wir auch viele junge Leute hier ausbilden", sagte die stellvertretende Schulleiterin Doris Wienand. Ein bemerkenswerter Satz.

Und was tut die Stadt, um die "Gallery" an der Hochdahler Straße zu fördern? Offenbar wenig bis nichts. Nicht einmal von einer Eröffnungsaktion war die Rede. Diese Ideenlosigkeit fällt auf, weil man sie von der Hildener Verwaltung nicht gewohnt ist. Es war der aus Hilden stammende Graffiti-Künstler Dominik Hebestreit, der ein "Event" vorschlug. Er soll nämlich ein dauerhaftes Wand-Bild für die Verwaltungsschule entwerfen — als Dank der Stadt Hilden für die Freigabe der Mauer. Die Nachbarstadt Erkrath ließ sich im vergangenen Jahr immerhin einen Graffiti-Wettbewerb einfallen. Hilden hat jetzt die einmalige Chance, mit ganz wenig Geld eine jugendliche Subkultur und ihre kreativsten Köpfe zu fördern — und sich dabei auch noch selber zu profilieren. Dominik Hebestreit ist ein gutes Beispiel dafür. Seine ersten künstlerischen Gehversuche hat er an der Mauer der Verwaltungsschule gemacht. Heute kann er von seiner Graffiti-Kunst leben. Und die Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert ließ den Besprechungsraum ihrer neuen Hauptstelle an der Mittelstraße mit einem Graffiti von Katharina Grosse schmücken. Die neue "Hall of Fame" hat auch eine wichtige pädagogische Funktion. Graffiti ist nicht nur Kunst, sondern hat auch eine dunkle Seite: Wenn fremde Mauern, Fassaden und Verkehrsmittel illegal besprüht werden, sieht das meist schlimm aus und geht richtig ins Geld. Im vergangenen Jahr hat die Polizei im Kreis 234 Sachbeschädigungen an Wegen, Straßen und Plätzen aufgenommen, 33 Schmierereien an Kfz und 25 an anderen Gegenständen. Zusammen also 292 Graffiti: Zum Vergleich: 2012 wurden nur 118 Schmierereien angezeigt. Die Rheinbahn schätzt ihre Graffiti-Schäden auf rund 300 000 Euro im Jahr. Attraktive legale Flächen wie an der Hochdahler Straße können möglicherweise dazu beitragen, illegale Schmierereien zu reduzieren. Die Sprayer dort haben sich mehr als 20 Jahre an die Absprache gehalten, nur die rechte Außenmauer zu besprühen. Die Stadt sollte jetzt die Chance nutzen, und Graffiti als junge Kunst fördern: mit Events, Workshops, Ausstellungen, Wettbewerben — oder indem sie die besten Arbeiten und ihre Schöpfer auf ihre Homepage präsentiert. Gefragt ist nicht Geld, sondern Ideen.

(RP)
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