Hilden Wenn andere schlafen, ist sie auf Achse

Hilden · Elke Nyhof bringt jeden Morgen in Hilden den Lesern die druckfrische Rheinische Post nach Hause. Um 0.25 Uhr steht die 52-Jährige an sechs Tagen in der Woche auf. Bis zu 20.000 Schritte legt sie bei ihrer Tour zurück.

 Seit sieben Jahren trägt Elke Nyhof Zeitungen und Briefe in Hilden aus. Vorher hat die Hildenerin 24 Jahre lang in einer Bäckerei gearbeitet: „Ich wollte mich verändern.“

Seit sieben Jahren trägt Elke Nyhof Zeitungen und Briefe in Hilden aus. Vorher hat die Hildenerin 24 Jahre lang in einer Bäckerei gearbeitet: „Ich wollte mich verändern.“

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wenn andere gerade das Licht löschen und sich die Decke über den Kopf ziehen, beginnt der Arbeitstag von Elke Nyhof: Um 0.25 Uhr steht die 52-Jährige an sechs Tagen in der Woche auf. „Ich trinke in Ruhe meinen Kaffee und mache mich startklar“, erzählt sie.

Dann fährt sie mit dem Auto zu einer Abladestelle. Dorthin hat ein Transporter die druckfrischen neuen Ausgaben der Rheinischen Post geliefert. Die gilt es nun, an die Leser zu bringen. Übers Internet lasse sich der Weg der Lieferung nachverfolgen, erklärt Nyhof. An der Abladestelle angekommen treffe sie oft auf Kollegen. Viele sieht sie an allen sechs, andere nur an einzelnen, festen Tagen: Sie wechseln sich mit anderen Zustellern in einem festen Tagesrhythmus ab. Bei dem kurzen Treffen an der Abladestelle könne man sich kurz austauschen, zum Beispiel über Bezirke mit etwas versteckten Hausnummern.

Einen großen Stapel Zeitungen lädt Nyhof nun in den Kofferraum ihres Kleinwagens – und klappert in den folgenden Stunden mehrere Bezirke im Hildener Stadtgebiet ab. In manchen ist sie immer unterwegs, in anderen als Springerin. Auf Zustell-Listen stehen alle wesentlichen Informationen.

Die Arbeit läuft stets in Etappen ab: Nyhof fährt mit dem Auto zu einzelnen Haltepunkten und geht dann mit einer vollgepackten Tasche von Tür zu Tür, von Briefkasten zu Zeitungsrohr. Auf diese Weise legt die Zustellerin in der Regel mehr als zehn Kilometer Wegstrecke zu Fuß zurück.

Woher sie das so genau weiß? „Ich habe mir schon vor Jahren einen Schrittzähler besorgt“, verrät Nyhof. „Mich hatte einfach mal interessiert, wie viel ich so unterwegs bin.“ Beachtliche 15.000 bis 20.000 Schritte kämen im Verlaufe einer Nacht zusammen. Mindestens 10.000 Schritte pro Tag seien gut für die Gesundheit, sagen Mediziner. Damit tut Elke Nyhof einiges für ihre Gesundheit – und das Tag für Tag.

Ihren Job als Zustellerin übt Nyhof seit nunmehr sieben Jahren aus. „Vorher habe ich 24 Jahre lang in einer Bäckerei gearbeitet und wollte mich einfach verändern“, berichtet sie. An zeitiges Aufstehen sei sie über ihre frühere Tätigkeit bereits gewöhnt gewesen: „Das macht mir nichts aus.“

Ruhe und frische Luft gehören zweifellos zu den Vorzügen ihrer Arbeit. „Man ist ganz für sich“, sagt sie. Denn draußen ist in den frühen Morgenstunden kaum jemand auf den Beinen – außer vielleicht in Freitagnächten der eine oder andere Nachtschwärmer, der vom Feiern irgendwo übrig geblieben ist. „Es hat aber nie irgendwelche unangenehmen Begegnungen gegeben“, stellt die Zeitungsausträgerin klar.

In Mettmann geboren lebt sie seit inzwischen fast 30 Jahren in Hilden – und kennt sich berufsbedingt sehr gut aus in den Straßen der Stadt. „Wenn Kollegen im Urlaub sind oder aus anderen Gründen ausfallen, übernimmt man auch deren Bezirke“, erklärt sie.

Fertig ist sie üblicherweise am Morgen zwischen 5.30 und 6 Uhr – wenn allmählich das Leben erwacht und andere Berufstätige in den Tag starten.Dann hat sie ihr Tagewerk schon geschafft. „Danach bin ich erst einmal hellwach und krose oft in der Küche herum“, erzählt Nyhof.

Schlafen gehe sie meist abends zwischen 19 und 19.30 Uhr – „wenn es in den kälteren Monaten früher dunkel ist, manchmal auch noch eher.“

Nicht alle Zusteller fangen nachts schon so früh an wie Elke Nyhof: Wer einen kleineren Bezirk hat, startet mitunter erst um 4 oder 5 Uhr mit dem Austeilen und legt sich entsprechend später ins Bett.

Den Tagesrhythmus habe sie verinnerlicht. Ihre Arbeit als Zustellerin werde sie auf jeden Fall fortsetzen, bekräftigt die Hildenerin  – und richtet nur eine ganz kleine Bitte an die Empfänger ihrer Zeitungen: „Leeren Sie bitte immer Briefkästen und Zeitungsrohre aus.“ Das mache ihr die Arbeit etwas leichter.

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