Hilden/Haan Psychologe rät: „Nicht perfekt, sondern großzügig sein“

Hilden · Friedhelm Topp, Leiter der Beratungsstelle Hilden/Haan, kennt sich seit nunmehr fast einem Jahr mit Corona und den familiären Folgen der Pandemie-Regeln aus. Hier sind seine praktischen Tipps für Eltern und Kinder.

 Home Office, Home-Schooling, geschlossene Kitas und Schulen: Das alles bedeutet für Eltern und Kinder viel Stress.

Home Office, Home-Schooling, geschlossene Kitas und Schulen: Das alles bedeutet für Eltern und Kinder viel Stress.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

„Da wäre zunächst eine allen gut tuende Tagesstruktur, die verlässlich ist und ein Abdriften in eine völlige Beliebigkeit, die meist viel Stress erzeugt, verhindert“, rät der Diplom-Psycholoe.

Kleine Kinder bräuchten einen bildlichen Plan, der viele kreative Ideen beinhalten kann. Das Material dafür könne eventuell bei einem Spaziergang gesammelt werden. Wichtig sei es, das eigene Stresslevel zu kontrollieren, und für eine entspannte Zeit mit dem Kind zu sorgen. 

Bei Jugendlichen, die in einer Lebensphase sind, in der sie sich unabhängig von der Familie erproben müssen, ist Stress häufig wegen mangelnder realer Kontaktmöglichkeiten programmiert.

„Hier ist es wichtig, dass aufgrund des Ausnahmezustands auch Ausnahmeregeln vereinbart werden, etwa dass der Computer intensiver genutzt werden darf und dafür als Ausgleich eine feste Zeit für ein familiäres Miteinander vereinbart wird.“

Für alle Menschen, gleich ob jung oder alt, in einer Familie oder als Single lebend, empfiehlt Topp jedoch eine Grundregel: „Perfektionismus ist momentan out, zu viel Anforderungen sollten uns großzügiger machen“.  Das Hildener Amt für Jugend, Schule und Sport hat mit eine „Kleine Soforthilfe für gestresste Eltern“ einen Leitfaden zur Behebung von Familienstress im Lockdown veröffentlicht, die im Internet unter www.hilden.de/beratung heruntergeladen werden kann.

Hier praktische Tipps: Ich achte auf Gefühle, die mir anzeigen können, dass es „zu viel“ wird und ich Zeit für mich brauche. Ich gönne mir konsequent ein bis zwei Mal täglich eine kleine Auszeit für mich ganz alleine. Ich lasse mich täglich auf ein gemeinsames Spiel (ca. 20 Minuten) mit meinem Kind ein. Mein Kind darf entscheiden, was gespielt wird. Ich beobachte und begleite es, bestimme jedoch nicht den Spielverlauf. Ich gebe meinem Kind vor dem Schlafen eine Rückmeldung, was es an dem Tag gut gemacht hat. Ich rege mich nicht auf. Ich verlasse kurz den Raum, zähle innerlich bis zehn oder atme fünf Mal tief ein und aus. Ich versuche positiv zu formulieren, was ich von meinem Kind möchte. Dabei verwende ich die „Ich-Form“ (z.B. „Ich möchte, dass du freundlich mit mir sprichst“).

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