Hilden Kinder haben toten Winkel im Blick

Hilden · Viele tödliche Unfälle geschehen, weil Fußgänger oder Radfahrer auf Grund des Toten Winkels beim Lkw nicht gesehen werden. Ein spezielles Projekt der Kreisverkehrswacht sensibilisiert Grundschüler für diese Gefahr.

 Aktionstag „Toter Winkel": Kalas (11, 4. Klasse) sitzt auf dem Fahrersitz eines LKWs und überprüft den Blickwinkel des Rückspiegels.

Aktionstag „Toter Winkel": Kalas (11, 4. Klasse) sitzt auf dem Fahrersitz eines LKWs und überprüft den Blickwinkel des Rückspiegels.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Spedition Caspers“ steht auf dem grün-silbernen Lastwagen, der mitten auf dem Schulhof der Walter-Wiederhold-Schule parkt und jetzt von Viertklässlern bestaunt wird. Zwar gehören gerade hier, gegenüber von 3M, extrem viele Laster zum Straßenbild, so nah wie heute aber kommen die Kinder ihnen sonst eher nicht. Bis auf Jana: „Mein Papa ist Lkw-Fahrer, daher kenne ich das schon, wie man da drin sitzt“, winkt die 10-Jährige nahezu unbeeindruckt ab. Emilio dagegen ist begeistert, vor allem deshalb, weil er gemeinsam mit einem Freund in das Fahrerhaus klettern darf. Und warum? „Also, wir sollen mal selbst erleben wie das ist so als Lastwagenfahrer, also was der sehen kann und was nicht.“

 Mit Planen hat Tanja Smigoc von der Kreisverkehrswacht Mettmann Stellen rund um das Fahrerhaus markiert, auf die sich Emilios Mitschüler jetzt stellen sollen, zum Beispiel unmittelbar vor den Kühlergrill. „Ich seh die Kinder an dieser Stelle ja gar nicht“, bemerkt der Neunjährige erstaunt – genauso verhält es sich mit den Kindern, die sich rechts vorne aufhalten. „Und genau das nennt man den Toten Winkel“, erklärt Tanja Smigoc, „das ist der Bereich, in dem ein Lkw-Fahrer Euch weder als Fußgänger noch als Radfahrer wahrnehmen kann. Hier passieren schlimme Unfälle und nicht etwa, weil der Fahrer unaufmerksam war, sondern weil er Euch einfach nicht sehen kann.“

Ein Junge zeigt auf. „Das ist mal der Freundin von meiner Mama passiert, die war auf dem Fahrrad und da ist der Laster neben ihr abgebogen und hat sie gegen eine Bande gedrückt.“ Die anderen Kinder schauen erschrocken, der Junge beruhigt sie aber schnell, „ sie hat nur einen Schock.“

 Bereits vor dem praktischen Übungsteil hatte Tanja Smigoc im Klassenraum an der Tafel eine Verkehrskreuzung aufgemalt. Sie veranschaulicht, wie gefährlich es ist, wenn der große Lastwagen recht abbiegt, der Fahrradfahrer geradeaus fahren möchte. „Im Grunde“, sagt sie, „kann man nur eins tun: Wenn ein Lkw neben mir steht, sofort auf den Bürgersteig wechseln, dort ist man schlicht am sichersten.“

Das Projekt „Toter Winkel“ ist sowohl für die Kreisverkehrswacht Mettmann, als auch die Polizei ein Herzensprojekt. „Man darf nicht müde werden, für das Thema zu sensibilisieren, die Gefahren sind einfach riesig“, erklärt Ralf Becker von der Polizeipressestelle, „man hört ja ständig von Unfällen dieser Art, gerade auch mit Kindern.Erst unlängst ist wieder ein Kind durch einen Müllwagen tödlich verletzt worden. Der Fahrer hatte das Kind nicht gesehen.“ Tanja Smigoc betreut das Projekt seit Jahren. „Ich bin der Spedition Caspers aus Wülfrath unendlich danlbar. Die Initiative für eine solche Schulung ist damals von dem Unternehmen ausgegangen und bis heute stellen sie uns ihren Lkw kostenfrei zur Verfügung, plus Fahrer – mehrere Tage am Stück.“

Nach einer Stunde verlässt das große Fahrzeug wieder den Schulhof, die Kinder sind um wertvolle Erkenntnisse reicher und um einige Präsente: „Wir haben Taschenwärmer und Regenschirme geschenkt bekommen“, erzählt Kim erfreut, „das finde ich richtig nett, denn es war wirklich total kalt draußen.“

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