Kooperation im evangelischen Schulzentrum Schulen organisieren Oberstufe neu

Hilden · Bonhoeffer-Gymnasium und Fliedner-Gesamtschule arbeiten in Zukunft noch enger zusammen. G8 wird abgeschafft.

 Udo Kotthaus (Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium) und Guedo Wandrey (Gesamtschule) erläuterten die jeweiligen Schulkonzepte.

Udo Kotthaus (Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium) und Guedo Wandrey (Gesamtschule) erläuterten die jeweiligen Schulkonzepte.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

. Schule an sich ist nicht einfach. Das Schulsystem in Nordrhein-Westfalen nach andauernden Änderungen von G8 nach G9 schon gar nicht. Da trifft es sich gut, dass das Evangelische Schulzentrum nunmehr eine neue Kooperation von Gymnasium und Gesamtschule für das neue Schuljahr vorstellen kann.

Die Aula an der Gerresheimer Straße war ausgebucht: Mehrheitlich von interessierten Eltern, die sich über die weitere Schulkarriere ihrer Sprösslinge nach Klasse 4 informieren wollten. Musik-Schüler und Lehrer sowohl des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums als auch der Wilhelmine-Fliedner-Gesamtschule trommelten für eine kooperative Oberstufe.

„Schülergerechte Individualisierung“ lautet das neue pädagogische Konzept, das die beiden Schulleiter, Udo Kotthaus für das Bonni und Guedo Wandrey für die Wilhelmine-Fliedner-Gesamtschule vortrugen. Den beiden konnte man anmerken, dass die Chemie stimmt, wenn es um die Förderung ganz unterschiedlicher Entwicklungsstufen und Begabungen bei Kindern und Jugendlichen geht. Unter dem Dach des Evangelischen Schulzentrums sollen sie sich beim Lernen individuell entfalten dürfen. Schon jetzt bietet das große Gelände rund um das Schulzentrum 1800 Schülern viel Bewegungsspielraum. „Wir wollen für alle Schüler da sein. Eine offene Schullaufbahn mit individuellen Bildungsgängen anbieten.“ So lautete die Botschaft an die Eltern.

 Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums und die Wilhelmine-Fliedner-Gesamtschule gehen im neuen Schuljahr eine neue Kooperation ein. .

Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums und die Wilhelmine-Fliedner-Gesamtschule gehen im neuen Schuljahr eine neue Kooperation ein. .

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Wichtigste Aussage: Ab dem nächsten Schuljahr 2020/2021 wird an beiden Schulen grundsätzlich das Abitur nach G9 angeboten. Udo Kotthaus, bedauerte zwar die Abschaffung des G8–Abschlusses, konnte aber gemeinsam mit seinem Kollegen ein Angebot machen, das für besonders leistungsstarke Schüler trotzdem ein Abitur schon nach Klasse 12 vorsieht.

Gemeinsamkeiten und Eigenständigkeiten beider Schulen wurden den Zuhörern vorgestellt. „Fördern und Fordern“ lautet die pädagogische Formel, nach der Schüler in die Erprobungsstufe (Klassen 5 und 6) beider Schulen kommen. Jahrgangsübergreifende Kurse, etwa in Musik gehören dazu. „Eigenverantwortliches und soziales Lernen ist uns ganz wichtig. Wir wollen eine Kümmer-Schule sein, in der sich die Schüler wohlfühlen“, betonte Wandrey. Aber auch keine „Elite-Schule“, ergänzte Kollege Kotthaus und wies auf die internationale Klasse für Migrantenförderung hin.

Welche der zwei Schulformen für das Kind die bessere sein könnte, können Eltern in den gemeinschaftlich angebotenen, zeitintensiven Anmeldegesprächen beider Schulen herausfinden. Unterschiede gibt es im Alltag: Die Fliedner-Schule beispielsweise bietet an drei Wochentagen von 8 bis 16 Uhr Ganztags-Unterricht. Am Gymnasium hingegen gibt es  „Offenen Ganztag“. Die Unterrichtsstunden haben 60 Minuten, Schulschluss ist dann immer um 12.30 Uhr. Wandrey: „Wir wollen Chancen für alle.“ Differenziertes Lernen ab Klasse 7 soll sie bieten. Wer klug genug ist, ganz schnell ein Abitur abzulegen, kann eine „Profil-Klasse“ besuchen und sich Klasse 11 ersparen. „Wenn wir den Bedarf dafür sehen, werden wir das machen“, kommentierte Kotthaus. „Ich bin der Meinung, dass G8 zu schnell abgeschafft wurde.“ Wer dennoch mehr Zeit braucht, kann im Gymnasium auf G9 wechseln.

Credo der Pädagogen: Sitzenbleiben tut keiner. In der Fliedner-Gesamtschule bis Klasse 9 gibt es das nämlich auch nicht. Sie führt auch ohne zweite Fremdsprache zum Abitur. Wer die Klasse 10 erfolgreich absolviert hat, kann mit der „Kooperativen Oberstufe“ beider Schulen rechnen. „Fast alle Fächer können angeboten werden, beide Schulformen profitieren, auch weil wir Schüler von außerhalb gewinnen.“

Gymnasial nach G8 oder G9 ist dann Deutsch, Englisch, Mathe Pflichtfach für das Abitur. Physik, Chemie und Pädagogik gehören dazu, sind aber vielleicht für manche Gesamtschüler einfacher: Denn sie haben sich die zweite Fremdsprache erspart, mit der fast 80 Prozent der Schüler Probleme hätten. Dafür setzt die Gesamtschule mehr auf differenzierte Lerngruppen. Ulrike Tegtmeyer, stellvertretende Leiterin der Fliedner-Schule: „Das ist auch ein Angebot für Kinder, die einfach mehr naturwissenschaftlich orientiert sind oder trotz einer Lese-Recht-Schreibschwäche Abitur machen wollen.“

(chm)
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