Alltagsheld:innen aus Hilden Diese Stiftung hilft Alleinerziehenden

Hilden · Die gemeinnützige Stiftung Alltagsheld:innen aus Hilden hilft Eltern, die ihre Kinder alleine erziehen. Die jüngste Initiative ist der Energie-Soli. Geschäftsführerin Heidi Thiemann erklärt, was dahintersteckt.

Alleinerziehende stehen finanziell oft vor großen Problemen.

Alleinerziehende stehen finanziell oft vor großen Problemen.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Die Energiekrise und gestiegene Kosten für Strom und Gas machen vielen Menschen zu schaffen, insbesondere aber alleinerziehenden Eltern, von denen ein großer Teil – überwiegend sind es Frauen – am Rand der Armutsgrenze leben muss. Die Gründe sind vielfältig, mangelnde Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder, meist ein schlecht bezahlter Teilzeitjob, hohe Mieten auf dem Wohnungsmarkt und letztlich auch Väter, die sich ihren Unterhaltsverpflichtungen entziehen. Die Alltagsheld:innen, eine 2021 gegründete gemeinnützige Stiftung in Hilden, zielt mit ihrem unterstützenden Engagement punktgenau auf die Probleme alleinerziehender Eltern.

 Heidi Thiemann, Geschäftsführerin von Alltagsheld:innen.

Heidi Thiemann, Geschäftsführerin von Alltagsheld:innen.

Foto: Julia Nohr

Jüngste Initiative der Alltagsheld:innen ist der Energie-Soli, dessen Idee Heidi Thiemann, Geschäftsführerin der Alltagsheld:innen, und Esther Konieczny, Vorständin des Vereins Fair für Kinder, gemeinsam entwickelt haben. Besser situierte Menschen, die auf die finanziellen Entlastungen der Bundesregierung nicht angewiesen sind, können diese Zahlung als Spende für den Energie-Soli der Stiftung weitergeben. „Geld weitergeben, das woanders mehr gebraucht wird – das ist gelebte Solidarität“, sagt Heidi Thiemann, die hinzufügt, dass im reichen Deutschland Alleinerziehende das höchste Risiko tragen, von Armut betroffen zu sein. „In der gegenwärtigen Krise spitzt sich die Situation für viele Solo-Eltern weiter zu, und wenn eh schon nichts übrig bleibt am Ende des Monats – wie soll dann eine Preissteigerung von teilweise 20 Prozent bewältigt werden?“, fragt Heidi Thiemann.

Sie weiß, wovon sie spricht, denn über zwanzig Jahre war sie selbst alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen, kennt die Zerreißproben, die gemeistert werden müssen, wenn der Ex-Partner keine Verantwortung übernimmt, Betreuungsmöglichkeiten weit hinter dem Bedarf hinterherhinken, mit keiner familiären Unterstützung gerechnet werden kann, und selbst das Gehalt eines guten Jobs wegen der Kosten für die Kinderbetreuung kaum zum Leben ausreicht, wie sie sagt. Diese Erfahrungen machten sie zunächst wütend und flossen dann letztlich in den Willen ein, politisch eine Veränderung für die Situation von Alleinerziehenden zu bewirken. So kam 2021 die Idee auf, eine entsprechende Stiftung, deren erster Arbeitsschwerpunkt die Schaffung von Wohn- und Lebensräumen für Alleinerziehende war, zu gründen. Über Spenden konnte eine Million Euro als Startkapital für die als Verbrauchsstiftung konzipierte Stiftung generiert werden.

Auch die jüngste Idee des Energie-Soli stieß bei vielen Menschen auf eine großzügige Spendenbereitschaft. Bereits innerhalb von zehn Wochen konnten 85.000 Euro gesammelt werden, die in Form von Einkaufgutscheinen à 25 Euro durch kooperierende Trägerorganisationen an bedürftige Alleinerziehende weitergegeben wurden. „Wir arbeiten deutschlandweit, aber hier in der Region ist beispielsweise das ZIB Weiterbildungszentrum in Solingen als Energie-Soli-Träger eingebunden“, sagt Heidi Thiemann, die hofft, bis zum 15. März die Marke von 100.000 Euro erreicht zu haben.

Ein weiteres Projekt, das von den Alltagsheld:innen gefördert wird, ist der Aufbau eines selbstverwalteten Wohnprojekts, das durchaus Pilot-Charakter hat, da es speziell auf die Wohnbedürfnisse von Alleinerziehenden zugeschnitten ist und auf großes Interesse bei Politik und Verwaltung stößt. Ferner fließen Spendengelder der Hildener Stiftung unter anderem an ein Netzwerk für geflüchtete Mütter in Hamburg-Altona, an den Aufbau einer bundesweiten Rechtshotline für Alleinerziehende in Sachen Familienrecht oder an ein Projekt zur Gewaltprävention und Stärkung von Alleinerziehenden in Ruanda.

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