Hilden „Das trifft uns natürlich extrem hart“

Hilden · 40 Liter Diesel für 91,60 Euro: Solche Tankrechnungen tun vielen im Portemonnaie – und in der Seele – richtig weh, müssen aktuell aber bezahlt werden.

 So sehen aktuell die Preise an der Tankstelle aus.

So sehen aktuell die Preise an der Tankstelle aus.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Mienen von Autofahrerinnen und Autofahrern an den Zapfsäulen der Tankstellen schwanken angesichts der Spritpreise zwischen unverhohlener Wut und ungläubigem Galgenhumor. Der Preis für Benzin steigerte sich seit dem 1. März um 21 Prozent und für Diesel sogar um 32 Prozent.  Insbesondere Dieselfahrer, die bislang vergleichsweise günstig tankten, müssen tiefer in die Tasche greifen.

Ob diese Entwicklung allein dem Ukraine-Krieg zuzuschreiben ist, wird mitunter angezweifelt. An Stammtischen wird mitunter vermutet, dass der Krieg nur ein Vorwand sei, um mal wieder an der Preisspirale zu drehen.

In der Tat sind die Preise expolsionsartig nach oben geschossen. Deutschland hat die höchsten Benzinpreise in ganz Europa. Und sie haben sich weitgehend vom Rohölmarkt und Dollar-Kurs abgekoppelt. Wer mangels ÖPNV-Alternativen aber mit dem Auto fahren muss, dem bleiben nicht viele Alternativen.

Da lohnt es höchstens zu tanken, nicht erst wenn das Warnlämpchen der Tankuhr leuchtet, sondern wenn gerade ein Zeitfenster günstigen Sprit anbietet. Die Preis ändern sich mehrmals am Tag. Zudem kann das Tanken an freien Tankstellen bis zu zehn Cent Ersparnis bringen.

Natürlich trifft der Dieselpreis, der bereits seit einer Woche die magische Marke von zwei Euro überschritten hat, das Speditionsgewerbe, wie etwa die 1966 gegründete Hildener Spedition Engemann und Co., die international tätig ist. Allerdings verfügt die Spedition selbst nur über drei eigene Lastwagen, von denen einer mit Gas betrieben wird, das jedoch auch erheblich teurer geworden ist. „Wir arbeiten überwiegend mit Fremdunternehmern, sind allerdings insofern vom gestiegenen Dieselpreis betroffen, da die Subunternehmer gezwungen sind, ihre Kosten weiterzugeben“, erklärt Matthias Koehler, Prokurist in der Geschäftsleitung die Situation. Rund 25 Prozent der Frachtkosten entfallen auf den Spritpreis, insofern gehen auch die Frachtkosten entsprechend nach oben. „Ein sogenannter Diesel-Floater, der die Dieselkosten flexibel einpreist, ist letztlich aber zu träge, um diese rasante Steigerung aufzufangen“, so Koehler. Er setzt lieber auf intensive Gespräche sowohl mit den Fuhrunternehmern, als auch mit den Speditionskunden. „Wir sind ein klassisches mittelständisches Unternehmen, das ein langfristiges Interesse an Kundenbindung hat. Und von daher sind partnerschaftliche Gespräche am ehesten zielführend“, so Koehler.

Ungleich problematischer ist die Situation für die Taxifahrer in Hilden. „In den vergangenen Tagen ist der Dieselpreis fast täglich um 10 Cent in die Höhe gegangen und das trifft uns natürlich extrem hart. Denn wir haben keine Möglichkeit, die erhöhten Dieselpreise auf den Fahrtarif umzulegen“, erklärt Norberto Milharo, Vorsitzender der Taxizentrale Hilden, die zwar über zwei Hybrid-Fahrzeuge verfügt, ansonsten aber ausschließlich auf Diesel setzt.

Eine kurzfristige Anpassung der Fahrtarife sei auch nicht möglich. „Allein das behördliche Genehmigungsverfahren würde zwei bis drei Monate dauern“, so Milharo. Die Spritpreise sind natürlich auch häufig Thema mit den Fahrgästen, die gelegentlich Verständnis in Form größeren Trinkgelds zeigen.

Was tun? Vielleicht häufiger das Auto stehen lassen und stattdessen das Rad nehmen oder zu Fuß gehen. Hilden ist eine Stadt der kurzen Wege, haben die Gutachter des Mobilitätskonzepts bei ihrer Ist-Analyse festgestellt. 69 Prozent aller Wege von bis zu einem Kilometer werden in Hilden zu Fuß erledigt, bis 2,5 Kilometer Weglänge sind es immerhin noch 28 Prozent. Das hat mit der guten Erreichbarkeit zu tun. Die durchschnittliche Fahrstrecke mit dem Rad beträgt 2,4 Kilometer.

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