Hilden Imker: „Von den Bienen geht absolut keine Gefahr aus!“

Johannes Caspary, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins für Hilden und Umgebung, hat sich die Bienenkästen auf der Vitrine am Giebel des Bürgerhauses angesehen. Die Bienenvölker stellten „keine Gefahr da“. Das habe er auch dem Ordnungsamt so gesagt. Sollten Menschen in der Fußgängerzone gestochen worden sein, dann „mit absoluter Sicherheit von Wespen“.

 Imker Johannes Caspary hat sich als Vorsitzender des Hildener Bienenzuchtvereins die Bienenkästen in der Fußgängerzone angesehen.

Imker Johannes Caspary hat sich als Vorsitzender des Hildener Bienenzuchtvereins die Bienenkästen in der Fußgängerzone angesehen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wenn Bienen ihren Stock verlassen, dann fliegen sie hoch. Und wenn – wie an der Mittelstraße – die Fluglöcher zu den Bienenmagazinen in etwa drei Meter Höhe sind, dann gehe von den Bienen „keine Gefahr aus“. Bienen interessierten sich nicht für Obst oder Limonaden, betont Johannes Caspary. Der erfahrene Imker wurde vor drei Wochen schon von Bürgern auf die Bienenkästen in der Fußgängerzone angesprochen. Er habe nachgeschaut, aber keine gefunden – weil er sie in drei Metern Höhe nicht erwartet hatte. Und dann habe sich das Ordnungsamt der Stadt bei ihm gemeldet, ob er sich als Imker in der Lage sehe, die Kästen zu versetzen. Es sei auch von Stichen berichtet worden. „Das musste ich mir vor Ort genauer ansehen.“ Die Stiche seien „mit absoluter Sicherheit von Wespen“ gewesen, steht für den Imker fest, der von den gelben-schwarz gestreiften Räubern umschwirrt wurde, die zu dieser Zeit im Abfalleimer an einem Laternenmast Tafel hielten. „Bienen kämen nie auf die Idee, auf das Obst zu fliegen, das am Fuße der Vitrine ab und an verkauft wird!“

Johannes Caspary nimmt auch die Stadtverwaltung in Schutz, der vorgeworfen wurde, nichts für Bienen zu tun. Das Gegenteil sei der Fall. Wenn ein Hobbyimker Bienen halten wolle, aber kein Gelände habe, vermittelte die Stadt Flächen. Caspary selbst hat seine Völker auf dem Gelände des Wasserwerkes Karnap stehen. Ein Vereinskollege habe seine Magazine auf Flächen des Rückhaltebeckens an der Hochdahler Straße platzieren dürfen. „Und in jedem Kleingartengelände dürfen Bienen aufgestellt werden.“ Schließlich habe die Stadt den Imkern im Gebäude Hegelstraße 29 einen Raum für die Monatstreffen geboten.

Der Imker spricht auch über Details. Auf der Vitrine stünden zwar neun Styroporkästen, aber es handele sich um die Behausung für drei Völker mit jeweils 25.000 bis 30.000 Bienen. Unten ist der Boden, darüber zwei Magazine, in denen gebrütet werde. Darüber befinde sich der Honigraum. Da die Trachtzeit vorbei ist, sei dort jetzt der Futtervorrat (bis zu etwa 20 Kilogramm), den das Volk für den Winter sammele. Caspary schätzte, dass jedes Volk mit seiner Behausung etwa 25 Kilogramm auf die Waage bringe.

Der Imkerverein in Hilden hat derzeit 32 Mitglieder, die sich zusammen um rund 300 Bienenvölker kümmern. Die Mitgliederentwicklung ist ansteigend, stellte Caspary fest. „Immer mehr Jüngere halten Bienen und der Anteil der Frauen wird immer größer“, stellt der Vereinsvorsitzende erfreut fest. Es gebe auch kein Sterben der Honigbiene. „Durch den allgemein zu beobachtenden Zuwachs der Imker wachse auch die Zahl der Völker.“ Wenn ein Imker bemerke, dass ein Volk eingegangen ist, kann er sich um ein neues kümmern. Anders sei das beim Insektenbestand, der stark rückläufig ist. „Früher musste man beim Autowaschen ein Insektenlösungsmittel verwenden. Das ist heute kaum mehr nötig“, erklärt Caspary.

Dass Bienen heute in die Städte kämen, hätte auch mit dem Städtebau zu tun. Der schluckt immer mehr Freiflächen. Mehr Menschen hätten Interesse an der Bienenhaltung und suchten nach Lösungen. Bienen könnten sogar auf einem Balkon gehalten werden. Die Bienenkisten, die auf einschlägigen Internetseiten angepriesen werden, nennt Caspary eine „Modeerscheinung“. Niemand hinterfrage, wie lange denn die Bienenkisten-Imker tatsächlich als Bienenhalter aktiv seien. Mit diesen Kisten sei „die Imkerei komplizierter als mit jedem Magazin“, weiß Caspary. Meldeten sich Interessenten beim Bienenzuchtverein, so werde mit ihnen nach praktikablen Lösungen gesucht. Die Neulinge würden auch von Paten betreut.

Zurück zu den Bienenstöcken am Bürgerhaus-Giebel: Die Stadtverwaltung hat noch keine Entscheidung getroffen. Erster Beigeordneter Norbert Danscheidt stellte aber klar, dass es nach Rücksprache mit dem Bienenzuchtverein „ordnungsrechtlich kein Problem“ gebe. Eine Baugenehmigung hätte Manfred Kluth ebenfalls nicht einholen müssen. Bleibt der nutzungsrechtliche Aspekt, über den es einen Vertrag zwischen Kluth und der Stadt gibt. Danach sind die Vitrinen nur für Werbezwecke zugelassen. Aktuell habe Manfred Kluth sich an Bürgermeisterin Birgit Alkenings gewandt, berichtete Danscheidt. Nach deren Urlaub solle der Fall „in der nächsten Woche geklärt werden“.

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