Vorsichtsmaßnahmen getroffen Bakterien im Trinkwasser von Schule in Hilden entdeckt

Hilden · Bei einer Untersuchung des Trinkwassers im Helmholtz-Gymnasium haben Experten „Auffälligkeiten festgestellt“, wie die Stadt in einer Mail an die Schulleitung mitteilt. Dabei handelt es sich offenbar um Pseudomonaden. Die Schüler sollen das Trinkwasser in der Schule meiden. Eltern sollen ihren Kindern ausreichend Wasser mitgeben.

Pseudomonas aeruginosa unter dem Rasterelektronenmikroskop.

Pseudomonas aeruginosa unter dem Rasterelektronenmikroskop.

Foto: dpa

Die E-Mail erreicht die Eltern der Schüler um 21.54 Uhr am Dienstag, 30. August: „Bei einer in der vorherigen Woche durchgeführten Sonderuntersuchung des Trinkwassers in den Räumlichkeiten unserer Schule wurden Auffälligkeiten festgestellt. Es wurden im Wasserversorgungsnetz der Schule Bakterien (Pseudomonaden) nachgewiesen“, schreibt die Leiterin des Helmholtz-Gymnasiums Hilden (HGH), Barbara Krieger. In einer weitergeleiteten Mail erklärt die Stadt, dass Pseudomonaden für gesunde Personen in aller Regel kein Risiko darstellten. „Für bestimmte Personengruppen kann ein Risiko bestehen, das jedoch durch Beachtung von selbst durchführbaren Schutzmaßnahmen beherrscht werden kann.“

Die Übertragung erfolge laut Stadt durch „Kontakt von Wasser mit Wunden oder vorgeschädigter Haut, über das Reinigen von Kontaktlinsen, im Ausnahmefall über Verbleiben von kontaminiertem Wasser nach dem Duschen/Baden im äußeren Gehörgang (Außenohrinfektion möglich)“.

 Am HGH wurden Bakterien im Wasser gefunden.

Am HGH wurden Bakterien im Wasser gefunden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Vorsichtig sein sollten laut Stadt nun vor allem Menschen „mit Mukoviszidose, mit offenen Wunden (Kontakt mit dem Wasser), stark abwehrgeschwächte Personen und Kontaktlinsenträger, soweit sie die Kontaktlinsen mit Leitungswasser reinigen“.

Die Stadt empfiehlt den Lehrern und Schülern einige Vorsichtsmaßnahmen: „Augen und offene Wunden nicht mit Trinkwasser ausspülen und kein Trinken des Wassers (zur Vorsicht bei nicht ,erkannten‘ Wunden im Mundraum).“ Das „Reinigen/Säubern von Besteck und Geschirr im Geschirrspüler bzw. unter heißem Wasser“ sei unbedenklich, ebenso die Zubereitung von Essen im Dampfgarer und die Toilettenbenutzung sowie Händewaschen.

Wie geht es nun weiter? Die Stadt steht laut eigener Aussage in Kontakt mit dem Kreisgesundheitsamt und arbeitet eng mit den Mitarbeitern zusammen. Zudem werde das Wassernetz im HGH „extensiv gespült“. Außerdem sollen die sogenannten Perlatoren (Strahldüse des Wasserhahns) geprüft und ausgetauscht werden.

Um zu testen, ob das Wasser am HGH wieder trinkbar ist, gebe es fortlaufende engmaschige mikrobiologische Kontrollen. Die nächste Probe-Entnahme soll am Donnerstagnachmittag stattfinden, mit dem Ergebnis rechnet die Stadt kommende Woche Montag. „Die Maßnahmen gelten so lange, bis durch entsprechende Untersuchungen nachgewiesen wurde, dass keine Belastung durch Bakterien mehr besteht. Die Situation wird durch unser Amt mit dem Kreisgesundheitsamt fortlaufend neu bewertet, die Maßnahmen überprüft und falls notwendig angepasst“, heißt es bei der Stadt. An den Toilettenräumen sollen Schilder angebracht werden, die auf die Bakterienbelastung hinweisen („Vorsicht! Kein Trinkwasser! Augen und offene Wunden nicht mit Wasser in Berührung bringen!“).

Schulleiterin Barbara Krieger appelliert an die Eltern: „Bitte geben Sie Ihren Kindern genug zum Trinken mit oder lassen Sie sie auf das Getränkeangebot in der Mensa zurückgreifen. Sobald alles wieder in Ordnung ist, melden wir uns bei Ihnen.“ Man werde überlegen, „wie wir die Situation für alle entschärfen können.“

Wie es zu der Bakterienbelastung kommen konnte, ist bisher noch unklar. Die Stadt betont, dass „das Ausschalten der Warmwasserbereitung nicht die Ursache für die Bakterienbildung ist“, wie Bau- und Umweltdezernent Peter Stuhlträger auf Nachfrage erklärt. „Mögliche Gründe für die Entwicklung der Bakterien können beispielsweise Spülbecken sein, die sich in Räumen befinden, die nur selten oder temporär gar nicht genutzt werden (Stagnationswasser in den Leitungen). In diesen potenziellen ,versteckten‘ Quellen hat die Verwaltung zwischenzeitlich selbstspülende Armaturen installiert.“

Die Bakterien im Trinkwasser des Helmholtz-Gymnasiums scheinen ein lokales Problem zu sein. „Die Stadtwerke Hilden entnehmen regelmäßig und an unterschiedlichen Stellen in der Stadt Wasserproben“, erklärt Unternehmenssprecherin Sabine Müller. Auffälligkeiten seien in der jüngsten Vergangenheit nicht vorgekommen. Und auch die Probe, die jetzt am Hausanschluss des HGH genommen worden sei, habe keine Bakterien enthalten. Das Wasser muss demnach also innerhalb der Schule kontaminiert worden sein.

Bei dem Pseudomonaden-Bakterienstamm im Trinkwasser des HGH handelt es sich offenbar um Pseudomonas aeruginosa, erklärt Peter Stuhlträger. Diese Form der Bakterien gehört zu den sogenannten Krankenhauskeimen, die teilweise Antibiotika-Resistenzen gebildet haben und die für immunsupprimierte Patienten, die aus unterschiedlichen Gründen das körpereigene Immunsystem unterdrücken müssen, gefährlich werden können.

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