Am 8. Juni 1972 entstand das Foto „Napalm Mädchen“ Ausstellung in Hilden zeigt Geschichte des berühmten Fotos

Hilden · Vor genau 50 Jahren, am 8. Juni 1972, schoss Nick Ut ein Foto, das fast jeder kennt und das unser Bild vom Vietnamkrieg geprägt hat. Die Ausstellung „Eingebrannt“ im Fabry-Museum Hilden erzählt die Gesichte über das bekannte Foto des „Napalm-Mädchens“.

 Kurator Michael Ebert vor einem „Picture Transmitter“, mit welchem die Bilder aus Vietnam in alle Redaktionen weltweit übertragen wurden, im Hintergrund das bekannte Foto des „Napalm-Mädchens“.

Kurator Michael Ebert vor einem „Picture Transmitter“, mit welchem die Bilder aus Vietnam in alle Redaktionen weltweit übertragen wurden, im Hintergrund das bekannte Foto des „Napalm-Mädchens“.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Nackt und schreiend läuft ein kleines Mädchen direkt auf die Kamera zu. Sie flieht aus einer Napalm-Wolke. Es ist der 8. Juni 1972 als der vietnamesische Fotograf Nick Ut, der für die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) arbeitet, auf den Auslöser drückt.  „The Terror of War“ lautet der Titel der Aufnahme. Am 9. Juni 1972 ziert sie die Titelseite der New York Times und geht einmal um die Welt. Das Bild der damals neun Jahre alten Kim Phuc, deren Rücken mit dem inzwischen verbotenen Kampfstoff Napalm verbrannt wurde, hat sich regelrecht ins weltweite Gedächtnis eingebrannt.

Am 8. Juni 2022 erzählt nun das Wilhelm-Fabry-Museum anlässlich des 50. Jahrestags die Geschichte hinter dem Foto, das jeder kennt. Die Ausstellung trägt den Namen „Eingebrannt“ und ist bis zum 9. Oktober für Besucher zu sehen.  „In der Ausstellung geht es um ein Bild, dem wohl wirkungsvollsten Bild der Kriegsgeschichte“ sagt Kurator Michael Ebert. Dieser begann seine Karriere als RP-Fotograf. Heute unterrichtet er an Hochschulen Bildjournalismus und die Geschichte der Fotografie. Seit 2012 betreut er gemeinsam mit Elke Gittmann den Nachlass des zweifachen Pulitzer-Preisträgers Horst Faas an der Hochschule Magdeburg Stendal. Faas war von 1963 bis 1972 Chef-Fotograf der Nachrichtenagentur AP in Saigon und berichtete über die gesamte Dauer des Krieges in Vietnam. Dem deutschen Fotografen ist es zu verdanken, dass das sogenannte Bild vom „Napalm-Mädchen“ verbreitet wurde, obwohl es eigentlich gegen die Regeln der Agentur verstieß.

Die Ausstellung „Eingebrannt“ zeigt nun im Fabry-Museum eindrucksvoll die Geschichte des Vietnamkriegs aus journalistischer Perspektive sowie die Geschichte der Protagonisten, nicht nur auf dem Foto, sondern auch dahinter: Angefangen vom Prolog, der Geschichte der Kriegsfotografie über die Geschichte des Bruders von Nick Ut (ihm war Ut als Kriegsfotograf gefolgt), seinem Chef Horst Faas“ bishin zu dem Mädchen Kim Phuc, dem Symbolbild für den Vietnamkrieg. Eberts Arbeit stützt sich dabei auf die persönlichen Aussagen und Erinnerungen aller noch lebenden Beteiligten sowie auf die minutiöse Auswertung des kompletten, noch vorhandenen Materials, darunter bislang völlig unbekannte Bilder.

Andere Exponate wie beispielsweise die  Splitterschutzweste eines Kriegsfotografen oder aber eine Leica M2-Kamera mit 35mm Weitwinkelobjektiv veranschaulichen die Arbeit der Kriegsreporter. „Mit einer solchen hat Nick Ut damals auch Kim Phuc fotografiert“, erklärt Michael Ebert. Damals beschoss die südvietnamesische Armee fälschlicherweise das Dorf Trang Bang etwa 40 Kilometer nordwestlich des damaligen Saigon (heute Ho-Chi-Minh-Stadt). Der vietnamesische Fotograf brachte die verletzten Kinder in ein Krankenhaus nach Saigon. „Doch weil Kim Phuc so schwer verletzt war, wollte man sie zunächst nicht behandeln“, berichtet Ebert. Erst als man sich für sie einsetzte, wurde das Mädchen in eine Spezialklinik verlegt und hat überlebt.

Im Jahr 1994 wurde Phuc zur Unesco-Friedensbotschafterin ernannt. Die berühmte Aufnahme des vietnamesischen Fotografen Nick Ut wurde im Jahr 1972 als Pressefoto des Jahres („World Press Photo“) ausgezeichnet, im Jahr 1973 bekam er dafür den Pulitzer-Preis. Der als Kriegsreporter bekanntgewordene Fotograf lebt heutzutage in Los Angeles. Dort fotografierte er fast 40 Jahre hauptsächlich in Hollywood Prominente wie Nick Nolte, Michael Jackson oder Barack Obama.  Der Titel seiner 2021 verfassten Biografie lautet daher auch „From Hell to Hollywood“.

Während der Laufzeit der Ausstellung „Eingebrannt“ gibt es ein Rahmenprogramm. So findet am Donnerstag, 23. Juni, um 19 Uhr eine Podiumsdiskussion über die Macht der Bilder statt. Die Teilnahmegebühr beträgt fünf Euro. Am Donnerstag, 28. Juli, 19.30 Uhr, hält Michael Ebert den Vortrag „Nein, es waren nicht die Amerikaner“ über die Hintergründe zu dem berühmten Foto, Kosten fünf Euro.

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