Hilden Heuss-Areal: Beschluss wieder vertagt

Hilden · Vor der Sommerpause sollte der Stadtrat die Kriterien für die Investoren-Auswahl festlegen. Die Politik hat das auf den Herbst verschoben.

 So ähnlich könnte das Heuss-Areal an der Furtwängler bebaut werden. Unten in blau das notwendige Regenrückhaltebecken.

So ähnlich könnte das Heuss-Areal an der Furtwängler bebaut werden. Unten in blau das notwendige Regenrückhaltebecken.

Foto: Stadt Hilden

Sieben Fraktionen sind im Stadtrat vertreten. Und jede von ihnen hat unterschiedliche, zum Teil sogar gegensätzliche Vorstellungen, wie und nach welchen Kriterien das städtische Gelände der ehemaligen Theodor-Heuss-Schule an der Furtwänglerstraße bebaut werden soll. In einer Sondersitzung von Stadtentwicklungs- und Wohnungsbauförderungsausschuss wurde fast 90 Minuten lang mühsam Punkt für Punkt abgestimmt. Das hätte der Stadtrat eigentlich nur bestätigen müssen. Da brachte Ralf Bommermann (AfD) einen neuen Aspekt ins Spiel. An der Ecke Furtwängler-/Richard-Wagner-Straße muss die Stadt ein Regenrückhaltebecken errichten und einzäunen (3000 Quadratmeter Fläche). Es kann wegen des Zu- und Ablaufs in den Hoxbach nur an dieser Stelle gebaut werden. Kann das Regenrückhaltebecken nicht überbaut werden?, fragte Bommermann. Auch Kevin Buchner (SPD) sprach sich dafür aus, das Grundstück für das Regenrückhaltebecken mit den Wohnbauflächen an einen Investor zu verkaufen und ihm aufzugeben, dann das Regenrückhaltebecken zu errichten. Begründung: Möglicherweise könne ja das Regenrückhaltebecken überbaut und das Grundstück damit maximal genutzt werden. Warum die Verwaltung dies nicht von sich aus vorgeschlagen habe? „Investoren machen das nicht gerne“, erläuterte Baudezernentin Rita Hoff: „Deshalb haben wir diese Möglichkeit erst gar nicht ins Auge gefasst.“ Hintergrund: Ein überbautes Regenrückhaltebecken ist etwa doppelt so teuer wie ein offenes, das zudem optisch wie eine Grünanlage wirkt.

Entschieden wurde erst einmal nichts. Der Stadtrat hat sich in den Herbst vertagt. Nach der politischen Diskussion zu urteilen, gibt es aber eine Mehrheit, die dem Investor auch noch das Regenrückhaltebecken aufbürden will. Zudem soll er noch den Abriss der alten Schulgebäude bezahlen, die Erschließung (Straßen und Kanäle) übernehmen, die Parkplätze für den dortigen Spielplatz , das Area 51 und die Kita Nordlichter auf eigene Kosten erneuern und das Regenrückhaltebecken anlegen. Wer das alles bezahlen soll, ist klar: die Käufer und Mieter der Wohnungen, die dort entstehen sollen. Denn selbstverständlich wird der Investor all diese Kosten umlegen. Bezahlbare Wohnungen werden dort mit Sicherheit nicht entstehen. Hinzu kommt: Seit vier Jahren wird über die künftige Nutzung des Heuss-Areal geredet, diskutiert, gestritten. Die Politik erweckt dabei den Eindruck, als wenn sie alle Zeit der Welt habe. Dabei steigen allein die Baupreise um rund vier Prozent pro Jahr. Selbst wenn jetzt ganz schnell entschieden wird: Gebaut werden kann frühestens ab Mitte 2022. Dann hätte allein die ausufernde politische Diskussion in Verbindung mit den Baupreis-Steigerungen das Projekt um rund 28 Prozent verteuert. Von all den anderen Sonderwünschen (Energiestandard, ökologisches, nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen) ganz zu schweigen. „Wir wollen nicht nur Wohnblöcke, sondern ein zukunftsweisendes Modell, welches bezahlbares Wohnen und Klimaschutz verbindet“, sagt Kevin Buchner (SPD). Gut gemeint, aber auch politisch gut gemacht? Wenn all die diskutierten Kriterien zur Anwendung kommen, werden die Wohnungen mit Sicherheit eines nicht: bezahlbar. Das scheint auch Claudia Schlottmann (CDU) zu ahnen. „Ich hoffe, dass es möglichst schnell gelingt, einen Investor zu finden, der alle Kriterien erfüllt.“

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