Kreis Mettmann Handwerk kümmert sich oft (zu) spät um neue Auszubildende

Kreis Mettmann · "Wir suchen händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern", sagt Martin Lindemann, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Der Fachkräftemangel bereite allmählich Sorge. Zwar meldet die Handwerkskammer Düsseldorf ein Plus von drei Prozent bei der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Doch im Kreis Mettmann sehe es so aus, als sei das Ergebnis von 2010 nur schwer zu erreichen.

"Ein Teufelskreis droht"

Ende Juli waren im Kreis Mettmann 408 Verträge registriert. Ein Jahr zuvor hatte der Wert noch 429 betragen. Martin Lindemann geht davon aus, dass Handwerksbetriebe noch nicht alle Verträge gemeldet haben und ist nicht nur deshalb optimistisch, "dass wir das aufholen". Aber: "Es ist noch kein Plus zu verzeichnen."

An der Entwicklung allgemein seien die Handwerksbetriebe nicht unschuldig. Denn viele Meister befassten sich erst im Frühjahr oder Frühsommer mit Bewerbungen. Das sei schlicht zu spät, zumal Berufskollegs Ende Januar ihre Anmeldezeiten hätten. "Wir wissen, dass sich zum Teil ganze Realschulklassen zum Berufskolleg-Besuch verabreden", sagt Lindemann. "Diese Jugendlichen sind für uns erst einmal verloren, obwohl darunter sicher viele Talente wären", meint der Handwerksgeschäftsführer.

Ein Teufelskreis drohe, warnt Lindemann. Denn bei Meistern könne sich der Eindruck verfestigen, dass der Leistungsstand der (übrig gebliebenen) Jugendlichen sich stetig verschlechtere. Das könnte sich wiederum auf die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen auswirken. Und das wiederum verstärke mittelfristig den Fachkräftemangel noch zusätzlich. "In dieser Hinsicht müssen sich die Betriebe deutlich wandeln", wünscht sich Lindemann, der nicht müde wird, dieses Thema bei Innungsversammlungen und im Dialog mit den Unternehmen anzusprechen.

Personalpolitik zu kurzfristig

Sicherlich sei das Handwerk stark konjunkturabhängig. Trotzdem sollten die Betriebe ihre Personalpolitik nicht zu kurzfristig sehen. Gerade bei Ausbildungsgängen mit dreieinhalbjähriger Lehrzeit — zum Beispiel in der Kfz-, Metall-, Elektro- oder Heizungs-/Sanitär-Branche — sei im Winter klar, ob die Azubis die Gesellenprüfung bestanden haben. Damit werde zugleich eine Entscheidung für den nächsten Lehrlingsjahrgang im Januar oder Februar möglich.

(RP)
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