Haan Haan soll „Gartenstadt“ werden

Düsseldorf · Statt eines neuen Leitbildes will Professor Dr. Dr. Reiner Hollerbuhl die Marke "Gartenstadt Haan" entwickeln. Der Marketing-Spezialist aus Haan hat der Stadt angeboten, den Prozess kostenlos zu begleiten. Der Stadtrat hat noch nicht zugestimmt.

Wenn nicht bald die Weichen neu gestellt werden, dann geht es mit Haan bergab. Diese düstere Feststellung stammt von Professor Dr. Dr. Reiner Hollerbuhl. Der Marketingfachmann wohnt sei 30 Jahren in Haan und will der Stadt jetzt — kostenlos — helfen, sich im Wettbewerb mit den Städten im Umland unverwechselbar zu machen. Die "Gartenstadt Haan" soll als Marke definiert und entwickelt werden.

"Wir brauchen kein neues Leitbild für die Stadt haan, sondern wir müssen unsere Hausaufgaben machen", schrieb Hollerbuhl dem Stadtrat ins Stammbuch. Es gelte, die Stadt wie eine Marke sehen und zu pflegen. Die deutlichen Worte waren manchen anscheinend zu deutlich. Jedenfalls wollen die Politiker erst nach den Ferien entscheiden, wie in Sachen Leitbild weiter verfahren wird. Zuvor soll ein zweiter Spezialist gehört werden.

Ständiger Prozess mit Controlling

Die "Gartenstadt" ist seit Jahrzehnten als Beiname Haans eingebürgert. Durch Analyse vorhandener Untersuchungen, durch Experteninterviews mit Wirtschafts- und Interessenverbänden, Politik, Immobilieneigentümern, Akteuren im sozialen und kulturellen Bereich sowie Bürgergruppen soll eine Bestandsaufnahme gemacht werden.

Ein Arbeitskreis formuliert daraus strategische Ziele und beschreibt, was für die Felder Wirtschaft, Jugend, Innenstadt, Freizeit, Wohnen, Leben oder Verkehr getan werden soll. Der Stadtrat würde über das Erscheinungsbild der Marke und über die Zukunft der Stadt abstimmen. Der nötige Prozess würde nach dem vorliegenden Zeitplan etwa ein halbes Jahr andauern.

"Es gibt keinen Abschluss nach drei Jahren, sondern kontinuierliche Arbeit ist nötig", sagte Hollerbuhl, der schon viele Gespräche mit Stadtmarketing-Koordinator Peter Michallek geführt hat. Dessen Arbeitszeit von 14 Stunden hielt der 63-Jährige für viel zu gering. Ein Controlling-Gremium solle die Ergebnisse der Marken-Arbeit ständig überwachen, stellt sich der Professor vor, der bereits für viele Weltunternehmen und auch große Städte Marken-Arbeit geleistet hat.

"Marke nicht von oben setzen"

Wilfried Pohler (SPD) wunderte sich, dass Hollerbuhl die "Gartenstadt" bereits als Marke definiert hatte, obwohl sich dieser Begriff auf Haan und nicht auf die Stadt aus Haan und Gruiten beziehe. Hollerbuhl konterte: "Gruiten ist heute viel mehr Gartenstadt als Haan!" Es gelte, vor allem die junge Generation ins Boot zu holen und für sie den "Gartenstadt"-Begriff mit erlebbare Inhalt zu füllen.

Harald Giebels (CDU) betonte, die Politik wolle "die Stadt fit machen für die nächsten 20 Jahre in einer der wirtschaftlich interessantesten Regionen Europas". Gerd Holberg (CDU) wünschte sich keine Marke, die von oben gesetzt werde, sondern ein Leitbild, das von unten wirkt. KOMMENTAR

(RP)
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