Hilden Güterzugunfall bleibt weiter ungeklärt

Hilden · An das Ereignis vom 3. August 2010 kann sich Christa Mey noch gut erinnern. "Ein Zug lag quer in der Böschung. Von der Unterführung bis oben zur Kurve des Weges lagen riesige Teile von der Brücke und vom Zug auf dem Weg", berichtet die Seniorin, während sie auf dem viel genutzten Fuß- und Radweg an der Itter auf die verschiedenen betroffenen Stellen deutet.

 Von dem Waggon wurden die Achsen abgerissen. Der Corpus saß bei der kurzen Weiterfahrt direkt auf den Schienen auf.

Von dem Waggon wurden die Achsen abgerissen. Der Corpus saß bei der kurzen Weiterfahrt direkt auf den Schienen auf.

Foto: Olaf Staschik

Ein abgebrochener Kabelschacht liegt noch fast genau wie nach dem Unfall zwischen Brennnesseln und Brombeersträuchern auf der Böschung. "Ich habe oft gedacht: ,Ein, zwei Stunden später wärst du da hergegangen.' Dann wäre ich erschlagen worden." An dem Dienstagmorgen vor fast drei Jahren war die Fahrt für einen mit Kohlenstaub beladenen Güterzug kurz hinter dem Hildener Bahnhof zu Ende. Gegen 7 Uhr entgleiste ein Waggon, wurde zunächst weiter gezogen, kippte um, riss einen Oberleitungsmast mit und zerstörte das Geländer einer Eisenbahnbrücke über die Itter — gleich hinter der Kleingartensiedlung der "Unterstädter Gartenfreunde Hilden 1945" am Ende der Siemensstraße.

 Nach dem Unfall waren Brückengeländer und Zaun zur Itter zerstört, der Weg übersät mit Steinbrocken und Zugteilen (links). Heute liegen immer noch die abgerissenen Kabelschächte neben der Brücke. Als Geländer dient ein Absperrgitter (rechts).

Nach dem Unfall waren Brückengeländer und Zaun zur Itter zerstört, der Weg übersät mit Steinbrocken und Zugteilen (links). Heute liegen immer noch die abgerissenen Kabelschächte neben der Brücke. Als Geländer dient ein Absperrgitter (rechts).

Foto: Staschik, Olaf (ola)

"Als ich davon hörte, hatte ich zuerst Sorge, dass mein Garten betroffen sein könnte", erzählt Armin Thomas. Seit 1989 beackert er seine Parzelle an der Güterzugstrecke. Doch er hatte Glück. Die Schäden — sie werden insgesamt auf etwa eine Million Euro geschätzt — waren auf der anderen, östlichen Seite der Strecke entstanden.

 "Die Bahn hat Monate gebraucht, bis alles wieder hergestellt war", erinnert sich Kleingärtner Armin Thomas.

"Die Bahn hat Monate gebraucht, bis alles wieder hergestellt war", erinnert sich Kleingärtner Armin Thomas.

Foto: olaf staschik

"Das sah aus hier! Die Schwellen waren nur noch S-Kurven, die Oberleitung war heruntergekommen", sagt er. "Die Bahn hat Monate gebraucht, bis alles wieder hergestellt war. Die ausgekippte Kohle musste ja auch wieder eingesammelt werden." Dementsprechend lange sei der Unfall Thema in der Kleingartenanlage gewesen. Bundespolizei, Staatsanwaltschaft und Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle warten immer noch auf ein Gutachten, das Aufschluss über die Ursache für den Unfall geben soll.

"Vor einem Jahr war noch mal ein Mann von der Bahn hier", berichtet Thomas. "Er hat gesagt, dass er sich darum kümmern würde, dass oben auf die Brücke wieder ein stabiles Geländer kommt." Zurzeit stehen einfache Absperrgitter auf dem einen Rand der Brücke. "Die kann man doch mit einem Handgriff umstoßen", ärgert sich der Rentner. "Da muss wieder ein richtiges Geländer hin, damit da nichts passiert." Seit dem Besuch des Bahnmitarbeiters habe sich aber nichts weiter an der Brückenabsicherung getan. Christa Mey und ihrem Mann Manfred, die täglich den Weg entlang der Itter nutzen, macht noch etwas anderes Sorge: die Eisenbahnbrücke selbst. In der Unterführung ist über dem Fuß- und Radweg schon der ganze Putz weg, die Decke sieht aus wie eine Landschaft von Stalaktiten. "Neue Brücken werden für 30 Jahre gebaut. Die hier ist bestimmt schon 100 Jahre alt. Und der Weg hier wird von vielen Leuten genutzt." Abgesehen davon, dass über die darüber laufenden Schienen nicht nur eine steigende Zahl an Güterzügen fährt, sondern auch ab und zu Intercitys, wenn sie wegen Problemen auf anderen Strecken umgeleitet werden."

Noch steht nicht fest, was den Unfall verursacht hat. "Ich habe gehört, dass eine Achse von dem Waggon gebrochen sei und deshalb die Räder abgegangen seien", sagt Kleingärtner Thomas.

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(RP/ac)
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