Gruiten Gruitener Pfaffenhütte gibt Rätsel auf

Gruiten · Ein altes Kirchengut an der Mettmanner Straße ist auf dem Stadtplan vermerkt, existiert aber längst nicht mehr.

Sie ist längst Vergangenheit. Wer auf Spurensuche geht, wird sie nicht mehr finden. Wo sie einst stand, wurde später neu gebaut. Trotz allem ist die alte "Pfaffenhütte" an der Mettmanner Straße noch immer ein Teil der Gruitener Geschichte. Und nicht nur das: Im großen Stadtplan am Ortseingang von Gruiten-Dorf gibt es einen unübersehbaren Hinweis auf das alte Gemäuer. Vor mehr als 100 Jahren schaffte es der Eintrag "Pfaffenhütte" sogar ganz offiziell ins Adressbuch und im Jahre 1922 dann auch noch in die Sagenwelt des Otto Schell. So manches gut erhaltene alte Bauwerk würde angesichts einer solchen Aufmerksamkeit wohl neidisch werden.

"Das war wirklich unerwartet viel und unerwartet ungewöhnlich", bringt auch Lothar Weller die historische Sachlage auf den Punkt. Als Mitglied beim Gruitener Geschichtsstammtisch weiß er natürlich, dass die Chroniken voll sind von Hinweisen auf das alte Fachwerkhaus, von dem dennoch niemand so recht weiß, was sich inmitten des alten Gemäuers tatsächlich zugetragen haben könnte. Auch neugierige Touristenströme auf der Suche nach dem ehemaligen Standort blieben bislang aus. Dabei hätte die "Pfaffenhütte" durchaus so einiges zu bieten für Liebhaber alter Dorfgeschichten.

Da wäre zum einen die mit der Nummer 193 versehene Aufzeichnung in den "Bergischen Sagen" von Otto Schell. Demnach soll es ein abtrünniger Pfarrer gewesen sein, der dort Zuflucht gesucht und dem Haus zu seinem Namen verholfen haben soll. Ob es tatsächlich so gewesen ist? Wir wissen es nicht. "Es hat natürlich auch in Gruiten Pfarrer gegeben, die sich von der katholischen Kirche ab- und der neuen Lehre zugewandt haben", weiß Lothar Weller. Glaubt man Otto Schell und seiner Sage, so soll der Abtrünnige ein geborener "Rosskopf" gewesen sein. "Es gab tatsächlich mal einen Pfarrer mit diesem Namen. Aber er war viel zu kurz und auch zu spät im Amt, als dass er mit seiner Abwendung von der Kirche hätte Aufregung verursachen können", glaubt der Hobbyhistoriker.

Allzu tief wollen wir an dieser Stelle nicht einsteigen in die Geschichte der Abtrünnigen. Wer weiß, was dabei noch alles so ans Tageslicht gezerrt werden könnte. Womöglich würden sich ganze Generationen von Pfarrern im Grabe umdrehen in Anbetracht des Schindluders, das man womöglich mit ihnen treiben würde. Ganz abgesehen davon, dass sich auch in der Kirchenchronik keinerlei Hinweis darauf findet, dass der gute Rosskopf religiöse Flausen im Kopf gehabt haben könnte. Und wer will sich heute schon noch schuldig machen, quasi post mortem einen redlichen Kirchenmann zu verunglimpfen? Deshalb soll auf kompromittierende Recherchen verzichtet und einfach mal das Naheliegende geglaubt werden. Es ist nun mal eine Tatsache, dass die ehemalige Pfaffenhütte über Jahrhunderte hinweg ein Kirchengut war. Auch wenn der Pfarrer also immer schon dort hätte wohnen können, so hat er es doch nie getan. "Sie war nie ein Pfarrhaus", weiß Lothar Weller. Stattdessen wurde das Haus verpachtet und eifrig der Pachtzins kassiert. "Und wer die Hütte vom Pfaffen gepachtet hatte, lebte eben auf der Pfaffenhütte."

(magu)
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