Hilden Grenzgänger mit der Foto-Kamera
Hilden · Roman Bezjak ist in Hilden aufgewachsen und zur Schule gegangen. Er ist ein ausgezeichneter Fotograf und Künstler mit der Kamera. Er lehrt seit 2000 als Professor an der Fachhochschule Bielefeld.
Man hat Roman Bezjak „Grenzgänger“ genannt. Das ist sehr treffend, weil es ihm wohl am besten gerecht wird. Fotograf, Künstler, Wissenschaftler, Lehrer: Das ist alles richtig, aber nicht erschöpfend.
Roman Bezjak wurde 1962 in Ptuj geboren. „Ich bin Migrant zweiter Generation und stamme aus Ex-Jugoslawien, aus der Nähe von Maribor in Slowenien“, erzählt der 58-Jährige: „Ich war drei Jahre alt, als meine Eltern als Gastarbeiter mit meiner Schwester und mir nach Hilden ausgewandert sind.“ Eine zweite Heimat, die im Laufe der Zeit zur ersten geworden ist: „Besonders in meiner Oberstufenzeit erlebte ich Freundschaften, Solidarität, erste Liebe, Sport (HAT Geräteturnen), Integration.“
Roman Bezjak besuchte die Wilhelm-Fabry-Realsschule (ebenso wie ein berühmter Kollege Volker Krämer) und machte 1982 auf dem städtischen Helmholtz-Gymnasium Abitur. Von 1985 bis 1989 studierte er Fotografie an der Fachhochschule Dortmund. Warum Fotografie? „Mein Interesse für Fotografie wurde in der 9. Klasse der Fabry-Realschule geweckt in einer freiwilligen Foto AG des Lehrers Felger, wenn ich mich richtig erinnere.“ Es war weit mehr als nur Interesse. Leidenschaft trifft es wohl eher.
Nach seinem Abschluss arbeitete Roman Bezjak als freier Fotograf für das FAZ-Magazin, Geo, Merian und Spiegel. Das ist die Erste Liga des Fotojournalismus. Dass Bezjak zu Recht dazu gehört, beweist der „Deutscher Photopreis 1996“. „Die Redaktion des FAZ-Magazins hat mich 1995 mit einer Reportage über russische Gefängnisse und Strafkolonien beauftragt. Die gesamte Bildserie hat den Deutschen Photopreis gewonnen. Im Jahr zuvor war ich mit einer Geschichte aus Afghanistan unter den Finalisten.“
Sein Foto-Band „Sozialistische Moderne“ wurde mit dem internationalen DAM Architectural Book Award 2011 ausgezeichnet. Wie kam es zu dem Projekt?
„Nach meiner Zeit als freier Fotograf wurde ich 2000 zum Professor an der FH Bielefeld berufen. Da ich nun kaum noch Aufträge erledigen konnte, habe ich 2005 ein selbstgestelltes Thema zu fotografieren begonnen. Ausgangspunkt war mein Heimatland. Ich stellte mir die Frage: Was ist von dem jugoslawischen Staat und der jugoslawischen Völkergemeinschaft Verbindendes übrig geblieben? Praktisch nichts, außer die Architektur der jugoslawischen Nachkriegsmoderne. Die begann ich zu dokumentieren. Recht bald habe ich das Projekt auf den ganzen ehemaligen kommunistischen Teil Europas ausgeweitet. Von Tallinn bis Tirana, von Dresden bis Dnipropetrovsk.“
Über fünf Jahre war Roman Bezjak in Ost- und Südosteuropa sowie im Osten Deutschlands unterwegs, um öffentliche Zweckbauten, Kulturpaläste, Hotels und Wohnanlagen zu dokumentieren. Was seine Bilder eindrucksvoll macht: Sie zeigen die zu Beton gewordenen, einstigen Ideale und Utopien des Sozialismus – und was aus ihnen geworden ist. Eine faszinierende Mischung aus Ästhetik und Verfall.
An was arbeitet Bezjak jetzt? „Ich hatte gerade eine Ausstellung mit dem Folgeprojekt über Pjöngjang in einem Museum in Busan, Süd-Korea. Derzeit bereite ich ein Buch über eine Arbeit aus Taschkent vor. Und ich fange an, mich mit dem Phänomen der Rekonstruktionen in der Architektur zu befassen.“