Hilden Gospel erhellt den dunklen Raum

Hilden · "Auftakt" heißt das Vokal-Ensemble, das 2002 gegründet wurde und mittlerweile in allen katholischen Pfarreien der Stadt auftritt: Die RP stellt die Chöre und ihre Besonderheiten in einer Serie vor.

 Seelsorgebereichsmusiker Carlos Reigadas gibt am Instrument den Ton an, und die Sänger bilden praktisch aus dem Stand einen harmonischen Klangkörper.

Seelsorgebereichsmusiker Carlos Reigadas gibt am Instrument den Ton an, und die Sänger bilden praktisch aus dem Stand einen harmonischen Klangkörper.

Foto: anja tinter

Zum Auftakt (der Chorprobe) schließt Carlos Reigadas die Tür zum Jugendheim der St. Jacobus Gemeinde auf. In der nächsten halben Stunde werden sich hier Menschen einfinden, die aus vollem Herzen Gospels singen. An einem Feiertag, als Hobby, aus Freude am Gesang. "Auftakt" heißt das in Hilden bekannte Vokal-Ensemble, das 2002, damals noch unter der Regie von Thorsten Maus, gegründet wurde.

Zum Lobe Gottes

Seit zehn Jahren überzeugen mittlerweile insgesamt 45 Sänger und Sängerinnen mit den Rhythmen und nach Noten ursprünglicher "Spirituals", den zu Herzen gehenden Liedern afrikanischer Sklaven. Mittlerweile treten sie in allen katholischen Pfarreien der Stadt auf: ohne Notenblätter vor Augen, dafür mit bunten Schals um den Hals und mit die Seele anrührenden Lobpreisungen Gottes in der Stimme. Häufig, aber nicht immer, in englischer Sprache.

Seit 2004 gibt Seelsorgebereichsmusiker Carlos Reigadas den Ton an. Seine Wurzeln sind in Portugal, vor 39 Jahren wurde er in Süd-Deutschland geboren. Nach seinem Studium, das ihn bis nach Lübeck führte — und als Dirigent und Kirchenmusiker (A) qualifizierte — arbeitet er jetzt erfolgreich als musikalischer Leiter der katholischen Gemeinde in Hilden, zu der vier Kirchen und vier Chöre gehören: der Jugendchor "Vox Nova", der Kirchenchor "Cäcilia", der Gregorianischen Chor "Schola" und eben "Auftakt".

Immerhin elf Damen im Alt, acht im Sopran und sechs Herren stimmen auf Wunsch der RP noch vor der eigentlichen Probe am Flügel: "Wade in the water" an, klatschen in die Hände, wiegen sich in den Hüften und bilden aus dem Stand einen harmonischen, vollen Klangkörper, der den dunklen Raum zu erhellen scheint.

Die Sing-Gemeinschaft hat viel zu proben, denn am 24. Juni gibt sie ein Wunschkonzert aus Anlass ihres 10. Geburtstages nach der Festmesse in St. Jacobus. Unter zehn Titeln können die Zuhörer wählen. Aktuell ist "For the rest of my life" der Favorit. "Oh, weh, der Kastratensong!", klagt ein Bass aus der hinteren Reihe, denn die Männer-Stimmen müssen bis zum hohen "F" und das Ganze bitte immer im Falsett, also mit Kopfstimme und eine Oktave höher. "Sehr schön klingt das jetzt!", lobt Reigadas nach mehreren Wiederholungen.

Obwohl die Gospel-Singers das Lied länger nicht geprobt haben, kennt der Dirigent kein Pardon: "Das ist kein Schlager. Ihr seid an der Stelle zu spät und müsst den Refrain als Einheit sehen", werden die Altstimmen ermuntert. Monica von Forstner singt schon neun Jahre im Sopran: "Singen befreit die Seele, lenkt ab und entspannt." Spaß an den Auftritten, unter anderem für das Hilfswerk des Lions Clubs und weitere Benefizveranstaltungen, haben alle. Chorausflüge verstärken das Gemeinschaftsgefühl. In diesem Jahr werden Sänger und Sängerinnen nach Lübeck reisen. Vorher wird aber noch weiter intensiv an "Wade in the water" von Roger Emerson geprobt, das beim Publikum bestimmt Gänsehaut erzeugen kann. Nicht nur die Solisten hätten einen Wunsch zum runden Geburtstag: einen Tontechniker, der die Schwierigkeiten der unterschiedlichen Kirchen-Akustiken ausgleichen könnte.

(chm)
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