Hilden/Köln Der Geprellte wohnt immer noch in seinem alten Haus

Gegen Mitglieder einer Leverkusener Großfamilie wird am Landgericht Köln verhandelt. Dienstag sagte ein Hildener als Zeuge aus.

Goman-Prozess: Hildener sagt als Zeuge aus
Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

Vor dem Kölner Landgericht läuft seit drei Monaten der Prozess gegen das Junior-Oberhaupt einer als kriminell eingestuften Leverkusener Großfamilie und drei weiteren Angeklagten. Es geht um Betrügereien und Geldwäsche in Millionenhöhe. Davon betroffen als Opfer ist auch ein Frührentner aus Hilden, der sein Mehrfamilienhaus in der Mettmanner Straße verkauft, sein komplettes Geld verloren hat und daher sein Dasein als Sozialhilfe-Empfänger fristen muss.

Er wollte das Gebäude verkaufen, wie er Dienstag als Zeuge vor der 17. Großen Strafkammer erklärte, um zu seinen Verwandten nach Ostdeutschland zu ziehen. Wie er einräumte, war er jedoch Alkoholiker. Als in seinem Haus eine Mitbewohnerin von der Verkaufsabsicht erfuhr, führte das zu ihrer Mutter, einer Immobilienmaklerin. Ein Verkaufspreis von 500.000 Euro wurde vereinbart. Doch den ersten Notartermin ließ der Hildener platzen: „Das war mir alles nicht geheuer. Zumal der Käufer einen hohen Betrag Schweizer Franken im Haus verstecken wollte.“

Doch später, als der nun vor Gericht sitzende Michael G. Druck gemacht hatte, kam sogar ein Verkauf von 320.000 Euro zustande. Wegen seiner Alkoholkrankheit hatte er die Maklerin mit einer – sogar notariell beglaubigten – Vollmacht ausgestattet. Die hatte dann auch den Deal für ihn abgewickelt. „Ich hatte Vertrauen in sie“, schildert der Hildener seine Einlassung, „zumal ich ja auch die Tochter sehr gut kannte“.

Allerdings: Kaum war der Kaufpreis auf einem Konto der Sparkasse Hilden-Ratingen eingegangen, war das Geld zum weit überwiegenden Teil schon wieder durch Überweisungen auf Konten in Österreich und Spanien verschwunden: „Alles an einem Tag, Gutschrift und Abbuchungen.“

Die Maklerin, die ihre Vollmacht für den damals Alkoholkranken rücksichtslos missbraucht hatte, soll vor vier Monate gestorben sein. An wen er sich nun wenden kann, wisse er auch nicht. Er wisse ja noch nicht einmal, wer derzeit der wirkliche Eigentümer des Hauses sei, in dem von fünf Wohnungen drei leer stehen. „Niemand hat mir mitgeteilt, auf welches Konto eine Miete zu zahlen sei“, machte er deutlich.

Oder vielleicht doch: Denn ein Mitangeklagter wies ihn im Gerichtssaal darauf hin, dass man ihm ein neues Konto mitgeteilt habe -- und zwar auf seins. Denn er sei nun Eigentümer, der sich derzeit nur nicht um das Haus kümmern könne, weil er ja in Untersuchungshaft sitze.

Briefe erhält der ehemalige Eigentümer derzeit offenbar auch nicht: Mein Briefkasten wurde mehrfach aufgebrochen, daher werde die Post an einen angeblichen Freund umgeleitet. Doch der habe dann wohl die Schreiben nicht an ihn weitergeleitet. Wie auch die Forderungen der Stadtwerke mit mittlerweile aufgelaufenen Stromrechnungen über rund 4500 Euro. So nebenbei erwähnte der Zeuge auch noch, dass es zwei Brände im Haus gegeben habe. Einmal direkt unter seiner Wohnung, „da musste mich die Polizei am Sonntagmorgen aus dem Bett holen“. Einmal im Heizungskeller.

Sein einziger Trost derzeit: „Nach einer Therapie bin ich seit dreizehn Wochen trocken.“ Entsprechend klar und nüchtern schilderte er das Erlebte und seine derzeitige Lebenssituation.

(RP)
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