Haan Gewalt gegen Frauen: Haan zeigt Flagge

Haan · Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig und alltäglich. Dagegen protestiert die Menschenrechtsorganisation "Terre des Femmes" am 25. November mit 6000 Bannern. Auf ihnen steht: "frei leben – ohne Gewalt".

 Die Aktionsfahne von Terres des femmes.

Die Aktionsfahne von Terres des femmes.

Foto: terres des femmes

Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig und alltäglich. Dagegen protestiert die Menschenrechtsorganisation "Terre des Femmes" am 25. November mit 6000 Bannern. Auf ihnen steht: "frei leben — ohne Gewalt".

Auch Haan zeigt Flagge. Am Montag werden vor dem Rathaus und der Stadtbücherei Fahnen von Terre des Femmes wehen, um ein Zeichen zu setzen, erläutert Marion Plähn, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Bereits am Samstag werden in Haan 10 000 Brötchentüten über die hiesigen Bäckereien in Umlauf gebracht. "Gewalt kommt nicht in die Tüte", heißt die Aktion. Auf der Brötchentüte steht die Nummer des kostenfreien Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" 08000 116016.

Auch im Kreis Mettmann steigen die Fallzahlen bei häuslicher Gewalt, betont Plähn und verweist auf den Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer Mettmann. Bei ihr wurden im vergangenen Jahr 554 Straftaten gemeldet, darunter 349 Körperverletzungen, fünf angezeigte Vergewaltigungen (die Dunkelziffer ist weit höher), ein Tötungsdelikt. 54 Frauen und ihre Kinder suchten Schutz im Frauenhaus des Kreises.

Nicola S. (Name geändert) hat Angst — seit Jahren. Vor ihrem Ehemann, der sie immer wieder geschlagen hat. Sie hat Angst, dass er die beiden Söhne nach gemeinsamen Wochenenden nicht mehr zurückbringt. Oder dass er ihre neue Adresse herausfindet. Die SKFM-Interventionsstelle hat der 30-Jährigen geholfen, ein neues Leben in einer anderen Stadt zu beginnen. Seit sie weiß, dass ihr Mann demnächst alle zwei Wochen die Kinder für zwei Stunden sehen darf, wird die Angst wieder größer.

Was ist, wenn die beiden Jungen die Adresse verraten? Mit der Begegnung von Vater und Kindern rückt die bedrohliche Vergangenheit auch der Mutter wieder näher. "Das Gesetz zieht für solche Fälle den begleiteten Umgang in Betracht", weiß Sozialpädagogin Alexandra Herbertz. Mutter und Kind gehen gemeinsam zum Jugendamt. Das Kind wird durch die Tür in die Obhut des Vaters übergeben, ein Mitarbeiter des Jugendamtes bleibt anfangs dabei. Eigentlich eine gute Regelung, die aber nur eine Zwischenlösung ist. Danach müssen sich die Eltern in der Regel selbst einigen.

Aber wie soll das gehen in einer Atmosphäre, die von Misstrauen und Angst geprägt ist? Darauf weiß auch Herbertz keine Antwort. Zumindest keine, mit der sie die Frauen beruhigen könnte: "Es wird erwartet, dass die Mütter das Problem privat lösen."

(RP)
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