Gesund und munter Viele Menschen sind krank vor Schmerz

Laut Zahlen der Deutschen Schmerzgesellschaft leiden 17 Prozent der Deutschen unter lang anhaltenden – also chronischen – Schmerzen. Umgerechnet auf die Städte Hilden und Haan ergibt das statistisch gesehen die beeindruckende Zahl von etwa 14.500 Betroffenen.

 Dr. Michael Berger Oberarzt Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin, Schmerzambulanz St. Josef Krankenhaus Haan

Dr. Michael Berger Oberarzt Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin, Schmerzambulanz St. Josef Krankenhaus Haan

Foto: Kplus

Natürlich unterscheiden sich die Schmerzen stark in ihrer Intensität und Ursache. Aber wann sprechen Ärzte eigentlich von chronischen Schmerzen?

 Im Gegensatz zu akuten Schmerzen, die ein wichtiges Signal für Verletzungen oder Erkrankungen sind, haben chronische Schmerzen ihre Warnfunktion verloren. Der Schmerz selbst ist also zur Krankheit geworden. Grundsätzlich gelten Schmerzen dann als chronisch, wenn sie länger als sechs Monate andauern. In den meisten Fällen verstecken sich körperliche Beschwerden hinter den Schmerzen.

Es kann aber auch vorkommen, dass die Ursache längst erfolgreich therapiert ist und die Schmerzen dennoch bleiben. Für Schmerzmediziner ist es deshalb wichtig, auch zu hinterfragen, wie Betroffene mit den Schmerzen umgehen. Ein ausgeprägtes Schonverhalten kann chronische Schmerzen ebenso fördern wie ein übertriebener Durchhaltewille, beruflicher Stress oder Konflikte in der Familie.

In der Schmerztherapie verfolgen Ärzte deshalb oft einen sogenannten multimodalen Ansatz. Bei der Therapie werden dann Schmerzmittel, aber auch psychotherapeutische Verfahren, Physiotherapie, Sport- und Ergotherapie sowie komplementäre Verfahren wie beispielsweise Akupunktur aufeinander abgestimmt.

Leider dauert die Leidensgeschichte vieler Betroffener, bis sie eine umfassende Schmerztherapie erhalten, deutlich zu lange – nämlich durchschnittlich sieben Jahre. Das liegt unter anderem daran, dass chronische Schmerzen erst seit relativ kurzer Zeit als eigenständige Krankheit akzeptiert werden. Aber auch eine Therapie kann langwierig sein, denn allein die Suche nach der Schmerzursache ist oft mühevoll. Hierfür müssen Arzt und Patient gleichermaßen Geduld beweisen.

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