Haan Genossenschaft investiert in Wohnen

Haan · Der Bauverein Haan modernisiert seinen Wohnungsbestand und gibt dafür jedes Jahr zwischen zwei und drei Millionen Euro aus. Geschäftsführer Uwe Schmidt berichtet über Pläne und konkrete Projekte. Wohnraum entsteht für Senioren ebenso wie für Familien.

Uwe Schmidt, Geschäftsführer des Bauvereins Haan. Vorsatzbalkone wie an den Häusern im Hintergrund werden auch an der Gartenseite des Geschäftsstellenhauses Dieker Straße 21 angebracht.

Monatelang war die Geschäftsstelle des Bauvereins Haan an der Dieker Straße 21 hinter Gerüsten und Planen versteckt. Vor wenigen Tagen kam eine neu gestaltete Fassade zum Vorschein. RP-Redakteur Ralf Geraedts sprach mit dem Geschäftsführer des Bauvereins Haan, Uwe Schmidt, über Energiespar-Investitionen und Baupläne der Wohnungsbaugenossenschaft.

Beim Blick auf die neue Fassade Ihrer Geschäftsstelle fällt auf, dass die Balkone zur Straße verschwunden sind. Was hat sich noch alles verändert?

Schmidt Die Balkone konnten wegen des Straßenlärms eh nicht genutzt werden. Wir werden jetzt an der Gartenseite Balkone vor die Fassade setzen, wie das schon an anderen Häusern gemacht worden ist. Unsere Sanierung konzentriert sich auf die Wärmedämmung von Fassaden, Kellerdecke und Dachböden. Dazu werden die Fenster ausgetauscht und neue Heizungsanlagen installiert.

Der Bauverein hat 1996 damit begonnen, seine Häuser energetisch zu sanieren. Haben sich die Investitionen gelohnt?

Schmidt Oh ja. Die Abrechnungen der seit 2008 sanierten Häuser im Berliner Viertel weisen Verbrauchseinsparungen zwischen 40 und 50 Prozent aus. Das hat uns selbst überrascht.

Spüren auch die Mieter die Kostensenkung in ihrer Geldbörse?

Schmidt Die Modernisierungskosten müssen durch erhöhte Mieten refinanziert werden. Mit den Mietern hatten wir einen Aufschlag von 1,25 Euro je Quadratmeter vereinbart. Die Einsparung bei den Nebenkosten fängt die Mieterhöhung nicht ganz auf. Aber dafür wohnen die Mitglieder jetzt in topsanierten Gebäuden.

Wenn Heizungsanlagen eingebaut werden, ist das mit viel Lärm und Schmutz verbunden. Wie haben die Mieter das ausgehalten?

Schmidt Wir sind bestrebt, die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. So haben wir beispielsweise 2005 beim Ausbau von Nachtspeicheröfen die Heizungsrohre der neuen Gasheizungen außen auf der Fassade zu den einzelnen Wohnungen geführt und die isolierten Rohre dann in die besonders dicke Fassadendämmung integriert. In einer Genossenschaft gehen die Mitglieder aber den Weg mit. Schließlich dienen die Arbeiten einer besseren Vermietbarkeit in der Zukunft.

Die Häuser im Berliner Viertel sind rund 50 Jahre alt. Entsprechen da noch die Grundrisse den heutigen Wohnbedürfnissen?

Schmidt Wo es möglich ist, haben wir bereits Grundrisse verändert. Mehrere Dreizimmer-Wohnungen sind in großzügige Zweizimmer-Wohnungen umgebaut worden. Wenn neue Bäder eingebaut werden, versuchen wir sie barrierefrei zu gestalten. Auch bei den Hauszugängen achten wir darauf, dass sie den Bedürfnissen älterer Menschen entsprechen. Die 2009 am Finkenweg fertiggestellte Seniorenwohnanlage wird sehr gut angenommen. Es gibt eine gute Warteliste.

Am Tannenwäldchen entstehen in Ihrer Siedlung Einfamilien-Reihenhäuser. Wann sind die fertig?

Schmidt Wir gehen davon aus, dass die zehn Häuser im November bezugsfertig sind. Bei Mietpreisen von 6,65 Euro je Quadratmeter plus Nebenkosten gibt es schon sehr viele interessierte Familien, die gut und ruhig wohnen wollen.

Welche Baupläne haben Sie in Vorbereitung?

Schmidt Zwischen Steinstraße und Pumpstation wollen wir zehn Senioren- und zwei normale Wohnungen bauen. 2012 soll nach dem Abriss eines bereits freigezogenen Gebäudes mit dem Neubau begonnen werden, der 2013 bezugsfertig sein würde. Auch ein Aufzug ist dort vorgesehen. Aber wir befassen uns nicht nur mit Seniorenwohnungen, sondern haben von der Zwei- bis zur Vier-Raum-Wohnung alles im Bestand. Derzeit bereiten wir einen Bebauungsplan für die Ecke Nord-/Ellscheider Straße vor. Wir wollen durch die Bebauung des früheren Tankstellen- und Garagengeländes unser Berliner Viertel arrondieren.

Wie viel Geld investieren Sie derzeit?

Schmidt Rund vier Millionen Euro. Regelmäßig geben wir für die Modernisierung und die Instandhaltung zwischen zwei und drei Millionen Euro im Jahr aus. Seit den 1990er Jahren haben wir keine eigenen, freien Grundstücke mehr im Bestand. Deshalb kaufen wir für Bauvorhaben immer wieder Flächen hinzu.

Wie weit ist die Sanierung des Gebäude- und Wohnungsbestandes denn fortgeschritten. Reicht die Arbeit noch für ein paar Jahre aus?

Schmidt Das kann man sagen. Wir haben 165 Häuser. Davon verfügen bis jetzt 121 Gebäude über eine Wärmedämmfassade. Dabei handelt es sich überwiegend um die älteren Gebäude, die nach dem Krieg gebaut wurden. An der Diekerhofstraße werden wir in diesem und im nächsten Jahr die Dächer der Häuser erneuern und gleichzeitig die Dachschrägen und/oder Dachböden der Wohnbereiche der Dachgeschosswohnungen dämmen.

Ist Wohnungs-Leerstand für den Bauverein ein Problem?

Schmidt Eigentlich nicht. Wir verzeichnen eine große Nachfrage nach kleinen Wohnungen. Ungefähr drei bis vier Prozent der Wohnungen sind frei, davon knapp die Hälfte modernisierungsbedingt. Dazu zählt aber auch das Haus an der Steinstraße, das für den Neubau bald abgerissen wird. Wer kann denn Mieter einer Bauvereinswohnung werden? Schmidt Jedermann. Mitglied wird, wer einen Geschäftsanteil im Wert von 800 Euro erwirbt. Wer eine Wohnung mieten möchte, muss zwei Anteile besitzen. Das wohnende Mitglied trägt durch seine Mietzahlung zur Verzinsung der Geschäftsanteile bei. Ein institutioneller Anleger würde das nicht tun. Und deshalb haben wir die Vergabe unserer Anteile auch begrenzt.

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