Gruiten Für kurze Zeit blind

Gruiten · Von 37 Millionen erblindeten Menschen leiden 18 Millionen am "Grauen Star". Weil die Krankheit heilbar ist, fährt die "Christoffel-Mission" durch elf Kirchengemeinden im Bergischen Land und informiert über Hilfsmöglichkeiten.

Die Umgebung nur in milchigem Hell-Dunkel-Kontrast sehen und nicht erkennen können. Da werden die selbstverständlichsten Dinge zum Hindernis und Problem. Einmal in die Rolle eines Patienten mit Grauen Star im Endstadium schlüpfen und die Welt auf diese Weise wahrnehmen: Das konnte am Sonntag in der evangelisch-reformierten Kirche an der Pastor-Vömel-Straße jeder tun.

Die "Christoffel-Mission" aus Bensheim, eine Entwicklungshilfeorganisation, die sich für behinderte Menschen auf der ganzen Welt engagiert, hat einen "Erlebnisgang" aufgebaut. Mit Taststock und Simulationsbrille galt es, normale Hindernisse wie eine Stufe und bewegliche Bretter auf dem Boden zu überwinden oder an einer Mülltonne vorbeizulaufen. Für die meisten Parcours-Tester gar nicht so einfach: "Ich habe mich beim Durchgehen hilflos und unsicher gefühlt. Das ist wirklich eine ganz besondere Erfahrung", findet Cornelia Nell. Ihre Tochter Sophie (10) hat die Mülltonne übersehen und auch Miriam (8) hatte beim Durchlaufen ein "komisches Gefühl".

Elf Kirchengemeinden im Bergischen Land besucht die "Christoffel-Mission" und informiert über die heilbare Krankheit: "Viele Menschen denken bei dem Wort blind an die Schwarzblindheit. Im Gegensatz dazu ist der Graue Star aber heilbar, und die Hälfte aller blinden Menschen sind weltweit auch davon betroffen", erzählt Aktionsleiterin Ilona Karin. 30 Euro für Erwachsene und für Kinder 125 Euro kostet die Operation, die ein Menschenleben komplett verändern kann. "Viele Menschen in den Entwicklungsländern wissen gar nicht, dass sie durch nur eine Operation wieder alles sehen könnten", sagt Ilona Karin.

Neben der Unwissenheit kommt noch ein weiteres Problem dazu: "In Afrika beispielsweise kommt nur ein Augenarzt auf eine Million Einwohner. Die Menschen können es sich gar nicht leisten, weite Strecken für eine Operation zurückzulegen, die zusätzlich auch noch Geld kostet." Deshalb sammelt die "Christoffel-Mission" Spenden für diese Menschen.

Aber auch für hörgeschädigten Menschen in Entwicklungsländern oder mit Behinderungen anderer Art engagiert sich die Organisation: "Ein spastisch-gelähmtes Mädchen aus Afrika lag mehrere Jahre lang auf dem Boden, weil das Geld für einen Rollstuhl fehlte. Wir haben die Familie dann finanziell unterstützt, und jetzt geht das Mädchen sogar zur Schule", erzählt Ilona Karin.

(eku)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort