Haan Für einen Abend gab's die "Kiste" wieder

Haan · Noch einmal so unbekümmert sein und voller Flausen im Kopf wie – in der "Kiste" vor rund 30 Jahren: Samstag wurde die "kleine Kneipe in unserer Straße" in Haan nun im Jugendhaus an der Alleestraße aus der Versenkung geholt. An die 200 ehemalige Besucher des legendären Szene-Treffs der 70er bis 90er Jahre kamen zum ungewöhnlichen Cliquen- und Klassentreffen – Claire Leloup reiste sogar aus Südfrankreich an.

 Am Original-Kisten-Biertisch gab es im Jugendhaus-Eingang den Zugangsstempel. Auf unserem Bild von links: Bernd Bruckmann (1.Wirt), Ute Macke-Schadek (Mitinitiatorin), Claire Leloup (extra Aus Südfrankreich gekommen), Dirk Nöcker (wohnte über der Kneipe) und Holger Baier (Mitinitiator).

Am Original-Kisten-Biertisch gab es im Jugendhaus-Eingang den Zugangsstempel. Auf unserem Bild von links: Bernd Bruckmann (1.Wirt), Ute Macke-Schadek (Mitinitiatorin), Claire Leloup (extra Aus Südfrankreich gekommen), Dirk Nöcker (wohnte über der Kneipe) und Holger Baier (Mitinitiator).

Foto: Anja Tinter

Noch einmal so unbekümmert sein und voller Flausen im Kopf wie — in der "Kiste" vor rund 30 Jahren: Samstag wurde die "kleine Kneipe in unserer Straße" in Haan nun im Jugendhaus an der Alleestraße aus der Versenkung geholt. An die 200 ehemalige Besucher des legendären Szene-Treffs der 70er bis 90er Jahre kamen zum ungewöhnlichen Cliquen- und Klassentreffen — Claire Leloup reiste sogar aus Südfrankreich an.

"Thomas Vöge rief mich an, und ich habe mich spontan in Nizza in den Flieger gesetzt", erzählt Claire Leloup, die einige Jahre in Haan lebte. Sie freute sich an diesem Abend vor allem auf das Gesicht ihrer Schwester Isabelle, die noch hier wohnt und sie Jahre nicht gesehen hat. Thomas Vöge gehört zu dem Kreis, der das Revival der "Kiste" organisierte: Ute Macke-Schadek, Dieter Köhler, Dirk Nöcker, Holger Baier, Andreas Kahl und Ulrich Schadek planten es bis ins Detail. Ulrich Schadek steuerte Aufkleber der "Kiste" und Chips für Getränke bei. Es gab Bier vom Fass, Alkoholfreies und den guten, alten Cocktail "Grüne Hölle", "Landjäger", Mettenden, Käse-Sticks und Nüsse. Es war wie damals, als die 70 Quadratmeter große "Kiste", Alleestraße 36, vor allem am Donnerstag- und Freitagabend "aus allen Nähten platzte". Ihren Eintrittsstempel bekamen die Gäste nun im Jugendhaus am Original-Kisten-Biertisch, den Ulrich Schadek noch besitzt. Selbst die berühmt-berüchtigten "Duft"-Kügelchen für das WC hatte Dieter Köhler aufgetan. "Die Kiste war eine zweite Heimat", schwärmt Ute Macke-Schadek, "das Treffen am Heiligabend heilig." "Viele von uns fuhren während des Studiums Taxi und sprangen mal schnell auf einen Kaffee dort rein", ergänzt Holger Baier.

Die alten Fotos im Jugendhaus weckten auch bei Bernd Bruckmann (66) Erinnerungen, dem ersten Wirt der "Kiste": Ich habe das Haus 1968 für 800 Mark gemietet", verrät der Haaner. "Ich wollte vor dem Studium Geld verdienen. "Das Bier kostete damals 65 Pfennig", sagt Bernd Bruckmann, der 1971 den Weg für sieben Nachfolger freimachte und als Montageleiter für Elektrotechnik unter anderem in China, Indien, Afrika und im Iran arbeitete. Zu den Mietern über der "Kiste" zählte damals Dirk Nöcker. Im Gegensatz zu anderen Anwohnern störten ihn turbulente Nächte nicht, denn er war mittendrin - sorgte für die Musik in der "Kiste", in der einst Grünen-Politiker Joschka Fischer gesichtet wurde. "Nach der Rock-Disco freitags im Jugendhaus Grow ging es in die Kiste", so Köhler und freut sich als Stadtjugendreferent darüber, dass der Erlös dieses "Kiste-Abends" der heutigen Haaner Jugend zugutekommt.

(ckh)
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