Vorwürfe gegen Polizei Führerschein weg - Hildener (75) beklagt „Unfallbetrug“

Hilden · Albtraum-Erlebnis für einen 75-jährigen Hildener. Er soll einen jungen Mann angefahren haben, behauptet allerdings, Opfer einer betrügerischen Aktion geworden zu sein. Ergebnis: Sein Führerscheines erst einmal weg.

Der Fall hat das Zeug zu einem Psycho-Drama. Bis Donnerstag war ein 75-jähriger Hildener ein geradezu vorbildlicher Verkehrsteilnehmer. Kein Punkt in Flensburg, keine Auffälligkeiten bei Verkehrskontrollen. Der Mann galt als umsichtiger Autofahrer. Jetzt ist er seinen Führerschein los und weiß nicht, ob und wann er ihn zurückbekommt. Außerdem ist er Beschuldigter in einer Unfall-Angelegenheit, die für ihn ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung zur Folge haben könnte.

Was er getan hat? Der Mann sagt: „Nichts!“ Er behauptet, einer betrügerischen Aktion aufgesessen zu sein und schildert den Vorfall wie folgt: Er sei auf der Sankt-Konrad-Allee unterwegs gewesen, als ein junger Mann die Straße überquerte. Der Hildener hielt an. Er erzählt weiter: “Diese Person blieb jedoch auf der Mitte der Straße stehen und reagierte auch nicht auf meine Handzeichen.” Stattdessen habe der junge Mann mit dem Fuß in die rechte Seite des Fahrzeugs (in Höhe der Vordertüre) getreten. Dann habe er behauptet, von dem Hildener angefahren worden zu sein. Obwohl der Unfall scheinbar unbeobachtet vonstatten gegangen war, habe der Fußgänger plötzlich weiter entfernt stehende Leute angesprochen, die dann auch sofort herbeigeeilt seien und alle die Unfall-Version gestützt hätten. Der 75-jährige vermutet: Da haben sich Leute im Vorfeld abgesprochen.

Entsprechend aufgeregt war er, als die Polizei eintraf. Einer der Beamten habe alles dann aber noch getoppt: “Kurz vor Eintreffen des ADAC kam er auf mich zu und forderte mich auf, ihm meinen Führerschein auszuhändigen”, berichtet der Hildener. Dies geschehe auf Anordnung eines Staatsanwaltes, mit dem er mittlerweile Rücksprache gehalten habe.” Auf meine Frage nach der Begründung, wurde mir gesagt, dass man mir hierzu keine Auskunft gibt.” Dabei blieb es auch auf Anfrage unserer Redaktion. Antwort der Polizei: Es handele sich um ein laufendes Verfahren, „da dürfen wir nichts sagen“.

Ulrike Dronkovic ist Fachanwältin für Verkehrsrecht in der renommierten Kölner Kanzlei Knabben& Partner. Sie sagt: “ Solche Situationen sind Ohnmachts-Erlebnisse für den Betroffenen – auch wenn ich den aktuellen Fall natürlich nicht beurteilen kann.“ Festzuhalten sei jedoch: “Der Beschuldigte befindet sich in jeder Beziehung in der Defensive.“ Die einzige Hoffnung für ihn sei, während eines möglichen Strafverfahrens zu erreichen, dass sich die Gegenseite – sofern diese tatsächlich in betrügerischer Absicht gehandelt habe – verrate. Sei es nun durch wortgleiche Aussagen oder deutliche Widersprüche.

„In jedem Fall muss jemand, dem so etwas passiert ist, sofort professionelle Hilfe durch einen Anwalt in Anspruch nehmen”, , rät Ulrike Dronkovic. Kleine Kameras – sogenannte Dashcams – im Auto zu installieren, sei natürlich die sicherste Version, sich vor Unfallbetrügern zu schützen: „Aber wollen wir so etwas?” Angesichts des Risikos, tatsächlich in so eine Situation zu geraten, sei die Verhältnismäßigkeit eher schwierig. Andererseits: „Der jetzt betroffene 75-jährige Hildener wird das natürlich anders sehen.“

Sein Sohn betonte inzwischen, der Entzug des Führerscheins treffe sein Vater doppelt: „Er hat das Auto immer benutzt, um seine Frau in einem Düsseldorfer Pflegeheim zu besuchen. Das ist für ihn jetzt eine einzige Katastrophe.“

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