Hilden Frühere Hochhaus-Wirte starten durch

Hilden · Die Neuen sind die Alten: Mit Christiane und Richard Günter stehen in Hildens mutmaßlich ältester Kneipe die ehemaligen Betreiber und Besitzer der Immobilie wieder hinter der Theke. Zur Freude der Stammgäste.

 Sie stoßen an auf ihre Zukunft: Chris und Richie Günter haben am Mittwoch ihre Kneipe „Hochhaus“ an der Walder Straße wiedereröffnet. Die Inhaber betreiben die Gaststätte nach einer mehrjährigen Pause wieder in Eigenregie.

Sie stoßen an auf ihre Zukunft: Chris und Richie Günter haben am Mittwoch ihre Kneipe „Hochhaus“ an der Walder Straße wiedereröffnet. Die Inhaber betreiben die Gaststätte nach einer mehrjährigen Pause wieder in Eigenregie.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Chris und Richie sind wieder da. Die beiden Hildener haben von 1981 bis 2014 das „Hochhaus“ an der Walder Straße betrieben – und stehen jetzt erneut hinter der Theke. Am Mittwoch haben sie die urige Gaststätte wiedereröffnet, nachdem die Pächter sie im Dezember 2019 überraschend aufgegeben hatten. „Wir waren vor der Eröffnung schon ein wenig aufgeregt“, erzählt Chris. Als sie aber die Türen aufgeschlossen haben und die Gäste ins Lokal strömten, fiel die Anspannung ab und wich der Freude.

Chris und Richie heißen eigentlich Christiane und Richard Günter, nur nennt sie niemand so. Die beiden leben seit eh und je in Hilden, haben 1981 die Kneipe an der Walder Straße vom ehemaligen Pächter übernommen. Erst als Betreiber, später haben der gelernte Werkzeugmacher und die ehemalige Zahnarzthelferin das Gebäude gekauft. „Eigentlich“, erzählt Chris, „wollten wir nur fünf Jahre lang die Kneipe betreiben.“ Dann gefiel es ihnen so gut, dass sie nichts anderes mehr machen wollten. „Die Feste, die wir gefeiert haben, waren bekannt in Hilden. Bei uns haben sich Bands gegründet, Tischtennis- und Tennisspieler kamen. Es gab Kneipenmannschaften, und immer kamen die Prinzenpaare bei uns vorbei“, erinnert sich die Wirtin. Und: „Unsere Kinder sind hier aufgewachsen.“ Die beiden Töchter haben allerdings mit der Kneipe nichts im Sinn. Nur den Biergarten hinterm Haus, der eher wie ein privater Garten mit ganz vielen Sitzgelegenheiten für eine große Familie aussieht, den schätzen sie und die fünf Enkelkinder. Chris und Richie haben viel erlebt in ihrem Hochhaus.

Doch 2014 haben beide keine rechte Lust mehr. Und ein Nachfolger steht bereit. Der perfekte Augenblick, um sich zur Ruhe zu setzen, denken sie damals. Anfangs helfen Chris und Richie noch hinter der Theke aus, aber schnell verabschieden sie sich komplett ins Rentnerleben. „Wir haben viel mit unseren Enkeln unternommen, Urlaub gemacht und im Garten gearbeitet“, erzählt Richie. Im vergangenen Jahr feiern sie Goldhochzeit. „Wir haben die Ruhe und das Leben genossen“, sagt Chris.

Bis Dezember 2019. Der Pächter gibt die Kneipe vom einen auf den anderen Tag auf. „Zuerst haben wir nicht daran gedacht, uns selbst wieder hinter die Theke zu stellen“, sagt Richie. Aber im Laufe der Zeit juckte es beiden in den Fingern. „Da haben wir gemerkt, wie sehr wir unser Hochhaus eigentlich vermisst haben“, sagt Chris. Die beiden fassen den Entschluss, die Kneipe in Eigenregie wieder zu eröffnen. „Wir haben erst einmal renoviert, neu dekoriert und auf Vordermann gebracht“, sagt die Wirtin. Die Familie hilft mit und unterstützt die beiden, wo es nur geht. Langsam wächst die Vorfreude – wobei noch viele Behördengänge zu machen sind. „Wir mussten eine neue Schankerlaubnis beantragen“, erklärt Richie. Am Mittwoch dieser Woche konnten sie das Dokument im Rathaus abholen. „Zunächst auf drei Monate beschränkt, da noch ein paar Schreiben fehlen.“

Für den Eröffnungstag hat das Ehepaar nur bei Facebook Werbung gemacht. Trotzdem kommen am Mittwoch rund 60 Gäste vorbei. Viele alte Stammgäste bringen Blumen, Sekt oder Gutscheine mit. „Die Stimmung war klasse“, sagt Chris. „Alle haben sich gefreut, und es kamen auch einige neue Gäste.“ Bei einem Bier, einem Sekt oder Kneipen-Tapas wie Schmalzbroten und Frikadellen feiern die Gäste die Rückkehr von Chris und Richie bis tief in die Nacht. Um 1.30 Uhr schließen die beiden die Türe hinter dem letzten Gast ab. Sie sind geschafft, aber glücklich.

Die Eröffnung ist keine Reise in die Vergangenheit, sondern eine Reise in die Zukunft. „Wir werden einiges ändern, aber auch viele Traditionen wieder aufleben lassen“, sagt Richie. So wird es beispielsweise das Fischessen Aschermittwoch geben, wie in den Jahren zuvor auch. Die Öffnungszeiten aber passen die beiden an. So wird es in Zukunft mittwochs und sonntags schon mittags geöffnet, erzählen sie. Und dabei lächeln sie. „Wir sind glücklich“, sagen sie. Und ihre Stammgäste sind es ebenfalls.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort