Hilden "Frühchen" ins Leben helfen

Hilden · Am Dienstag hatte Jason Geburtstag – für seine Eltern ein doppeltes Geschenk. Denn der heute Vierjährige kam in der 31. Woche mit erschwerten Startbedingungen auf die Welt. Mutter Joana Austen gründet nun Selbsthilfegruppe.

 Jan-Hendrik (l.) und Joana Austen konnten gestern mit Sohn Jason den vierten Geburtstag feiern.

Jan-Hendrik (l.) und Joana Austen konnten gestern mit Sohn Jason den vierten Geburtstag feiern.

Den 5. Juli 2007 wird Joana Austen nie vergessen. An diesem Tag kam ihr Sohn Jason Bahrain Van auf die Welt – viel zu früh. Nach einer schwierigen Schwangerschaft mit vielen Problemen entschlossen sich die Ärzte, das Kind bereits in der 31. Schwangerschaftswoche auf die Welt zu holen. Während voll ausgereifte Babys 3800 bis 4200(Gramm auf die Waage bringen und mindestens 48 bis 50 Zentimeter groß sind, wog Jason gerade einmal 2345 Gramm bei 40 Zentimetern Körpergröße.

Organe waren nicht ausgebildet

Die Zeit danach war schwierig, denn in einem so frühen Stadium sind bei Neugeborenen viele Organe noch nicht vollständig ausgebildet – insbesondere Lungen, Herz und Darm. "Er war oft krank", erinnerte sich Joana Austen. Im Herzen waren Löcher, es gab Darmverschlüsse und die Lungen bereiteten Probleme. Mehrfach wurde das Baby operiert. "Es waren schwierige Jahre", sagt die Hildenerin. Inzwischen sei vieles besser geworden, wenn auch die Sorgen um das Kind bleiben.

Eltern von so genannten "Frühchen" sind besonders vorsichtig. Das Kind steht immer im Mittelpunkt. "Viele Eltern vernachlässigen sich dann", weiß Austen aus Gesprächen mit anderen Betroffenen. Manche Ehe stünde auf der Kippe. Sie selbst habe sich mit ihrem Mann Jan-Hendrik in der schwierigen Schwangerschaft auf mögliche Probleme vorbereiten konnte. "Aber ich weiß von vielen Eltern, dass sie nichts mehr gemeinsam unternehmen, kaum noch miteinander über andere Dinge sprechen als nur über das Kind." Damit sei aber keinem gedient.

Joana Austen hat deshalb eine Selbsthilfegruppe gegründet, die sich vor allem an die Eltern von Frühchen wendet. "Für die Kinder wird genug getan, da gibt es viele Ansprechstellen bei Hebammen, Ärzten, bei der Stadt und beim Kreis. Aber die Eltern stehen oft alleine da."

Erstes Treffen am 14. Juli

Einmal im Monat können nun ab der kommenden Woche betroffene Eltern bei Familie Austen zusammenkommen, sich untereinander austauschen und ergründen, wie sich das Leben mit einem stark förderungsbedürftigen Kind so einrichten lässt, dass auch die Eltern immer mal wieder "Inseln der Ruhe" finden. Man werde das Gefühl einfach nicht los, das einen beim ersten Anblick des früh geborenenen Babys befällt. "Jason sah aus wie ein aus dem Nest gefallenes Vögelchen", erinnert sich seine Mutter.

Dieses Gefühl verlasse einen nicht, auch wenn das Kind größer und seine Zukunft sicherer werde. Der Beschützerinstinkt sei deshalb ausgeprägter als bei anderen Eltern. Ganz wichtig sei es – und dazu will die Selbsthilfegruppe beitragen –, dass Netzwerke gebildet werden.

Großeltern, Bekannte, Freunde könnten das sein, die ab und zu das Kind betreuen, damit die Eltern auch einmal etwas gemeinsam unternehmen, um neue Kraft für ihre Aufgabe zu sammeln.

(RP)
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