Haan Freund des deutlichen Wortes

Düsseldorf · Matthias Buckesfeld verlässt zum 30. Juni die Stadt Haan. In acht Jahren als Technischer und Erster Beigeordneter hat der heute 44-Jährige im Rathaus wirtschaftliches Denken forciert.

Acht Jahre lang war Matthias Buckesfeld Technischer und Erster Beigeordneter der Stadt Haan. Zum 30. Juni scheidet er aus den städtischen Diensten aus, weil ihm die Ratsmehrheit von CDU und FDP in der Februar-Ratssitzung die Wiederwahl für eine zweite Amtszeit verweigerte. Im Gespräch mit RP-Redakteur Ralf Geraedts zog der scheidende Baudezernent Bilanz.

Mit welchen Gefühlen verlassen Sie Ihren Arbeitsplatz bei der Stadt Haan?

Buckesfeld Fachlich gesehen mit sehr positiven. Emotional mit durchwachsenen Gefühlen. Im Laufe der Jahre hat sich vielfach eine fast freundschaftliche Bindung zu den Mitarbeitern hier im Baudezernat entwickelt. Sie nicht mehr um mich zu haben, daran werde ich zu knabbern haben. Ansonsten ist herrliches Cabrio-Wetter und zu Hause habe ich während des Resturlaubs vieles erledigen können, was liegengeblieben war. Emotional waren die letzten Monate eine Achterbahnfahrt.

Als sie 2002 Ihren Dienst in Haan antraten, geriet in Ihrem Arbeitsbereich Wirtschaftlichkeit in den Fokus.

Buckesfeld Wenn Personal wechselt, kommt eine andere Handschrift. Und ich denke, dass sich Stadtentwicklung stark der Wirtschaftlichkeit unterwerfen muss. Es gilt, die knappen Ressourcen bestmöglich einzusetzen, um möglichst viel für die Bürger zu erreichen. Ein Beispiel wie es nicht unbedingt laufen sollte, ist der jüngste Beschluss, eine Rampe am Hallenbad zu bauen. Bis zu 30 000 Euro sollen dafür investiert werden. Wenn aber wegen schwerer Schäden – und es gibt einen großen Sanierungsstau – das Bad aufgegeben werden müsste, dann müsste zugleich die jüngste Investition abgeschrieben werden. Es muss zwischen vernünftigen und politischen Entscheidungen unterschieden werden. Ich habe für mich immer die Aufgabe gesehen, Entscheidungen sehr kritisch zu hinterleuchten.

Dazu hat ja auch die aufgebaute Datenbasis beigetragen. Das Werker-Gutachten beispielsweise hat den Zustand der öffentlichen Gebäude aufgezeigt.

Buckesfeld Genau. Die Grundzahlen sind erstmalig da, mit denen das Gebäudemanagement arbeiten kann. Die Zahlen können auch dabei helfen, vernünftig zu begründen, warum manche Entscheidung nötig ist. Ich denke, ich habe in diesem Zusammenhang einige Duftmarken hinterlassen.

Werden Sie die weitere Arbeit in Haan von außen beobachten?

Buckesfeld. Ich werde Haan interessehalber verbunden bleiben. Es ist schön, dass der Schulneubau an der Dieker Straße jetzt begonnen hat und auch das Feuerwehr-Projekt umgesetzt wird. Ich würde mich insofern nicht als total erfolglosen Dezernenten bezeichnen.

Können Sie im Rückblick festmachen, wo es zum Knick im Verhältnis zur politischen Mehrheit im Stadtrat gekommen ist?

Buckesfeld Das weiß ich nicht genau. Am Anfang hörte ich: "Wir brauchen jemanden, der mal aufräumt." Allerdings war dann viel Angst vor Veränderung zu spüren. Auch war es am Anfang schwer, Schwung in die Verwaltung zu bringen. Es war und ist wichtig, viele Dinge zu reformieren. Allerdings geschah das bisher nicht mit letzter Konsequenz, weil das Ergebnis unpopulär hätte sein können. Wenn es um ungeschminkte Einordnung von Fakten ging, dann ist der Buckesfeld als Freund des deutlichen Wortes anscheinend zuletzt manchen wohl politisch lästig geworden.

Was hätten Sie gern noch umgesetzt?

Buckesfeld Bei unserem Straßensanierungsprogramm sind wir weit in Rückstand geraten. In der inneren Organisation hätte ich gern weitere Führungskräfte geschult und einzelne Bereiche personell weiter umgebaut. Wenn ich davon gesprochen habe, dass das Rathaus als Gebäude völlig unwirtschaftlich ist, dann war das nicht nur meine persönliche Meinung, sondern auch Inhalt eines Berichtes der Gemeindeprüfungsanstalt. Deshalb hätte ich gern das Konzept für die Rathauskurve mit neuen Verwaltungsräumen fortentwickelt und ein Konzept für ein wirtschaftliches Hallenbad erstellt. Doch es gibt drei Tabu-Themen in Haan, die derzeit niemand anpacken will: Bürgerhaus Gruiten, Hallenbad und Rathauskurve.

Das Thema Windhövelcenter stand in Ihrer Amtszeit weit vorne.

Buckesfeld Das Windhövelcenter, aber auch die Rathauskurve sind essentielle Bestandteile der Innenstadtentwicklung. Haan geht derzeit eine Menge Kaufkraft verloren. Dieser Trend muss gestoppt werden. Deshalb sollte gelten: Schnellstmöglich müssen das Windhövelcenter und das Projekt Rathauskurve realisiert werden. Durch die jüngste OLG-Entscheidung ist die Stadt wieder zum Akteur geworden.

Ist Stadtentwicklung in den letzten Jahren schwieriger geworden?

Buckesfeld Durch EU-Recht, Vergabevorschriften und nicht zuletzt durch das Haushaltsrecht ist alles komplexer geworden. Wenn wir am Windhövel Vergabehürden nehmen mussten oder an der Windfoche über Kiebitze sprechen, dann geht das alles auf Vorgaben des EU-Rechts zurück, das in vielen Beziehungen in unsere kommunale Planungshoheit grätscht.

Was werden Sie in Zukunft machen?

Buckesfeld Ich bin intensiv freiberuflich tätig als beratender Ingenieur. Mehrere Bewerbungen in der freien Wirtschaft und in einem Fall auch bei einer öffentlichen Körperschaft laufen. Ich kann und will nicht von meiner Pension leben. Mit 44 Jahren bin ich dazu auch noch viel zu jung. Nebenbei: Am letzten Wochenende erst habe ich in Königswinter ein Seminar geleitet und neu gewählte Ratsmitglieder mit Fragen der Stadtentwicklung vertraut gemacht.

(RP)
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