Hilden Freiwilligen-Stellen im Kreis sehr gefragt

Hilden · Beim Bundesfreiwilligendienst gibt es für Teil- oder Vollzeittätigkeiten nur ein Taschengeld. Und doch ist der "Bufdi" - vor drei Jahren als Lückenfüller für den abgeschafften Zivildienst erfunden - zum Erfolgsmodell geworden.

 Alex Péuss, "Bufdi" bei der Freizeitgemeinschaft Behinderter und Nichtbehinderter, geht mit seiner Chefin Anca Skerutsch die Fahrtermine durch.

Alex Péuss, "Bufdi" bei der Freizeitgemeinschaft Behinderter und Nichtbehinderter, geht mit seiner Chefin Anca Skerutsch die Fahrtermine durch.

Foto: Staschik

Der Dienst beginnt morgens um sieben. Im Büro der Freizeitgemeinschaft Behinderte und Nichtbehinderte Hilden angelt sich Alexander Péuss Fahrzeugschlüssel und -papiere. Dann prüft er den Tourenplan. Seit gut zwei Monaten ist Péuss ein "Bufdi", ein Angehöriger des Bundesfreiwilligendienstes. Seine Hauptaufgabe: Kinder mit Behinderungen zu ihren Kindergärten und Schulen zu fahren und nachmittags dort wieder abzuholen. Bufdi-Kollegen von ihm begleiten die Kinder den ganzen Tag über. "Alexander ist sehr engagiert", lobt seine Chefin Dr. Anca Skerutsch. "Mit den meisten Bufdis haben wir hier sehr gute Erfahrungen gemacht. Derzeit beschäftigen wir sieben Bufdis und 20 Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr leisten."

Mit dem Ende der allgemeinen Wehrpflicht endeten nicht die Zivi-Aufgaben. Im Jahr 2011 führte der Bund deshalb den Bundesfreiwilligendienst als Alternative ein. Schneller als von den karitativen Organisationen erwartet, wurden Bufdis zum Erfolgsmodell. Schon im Februar 2012 war nach Bundesangaben die Zahl von 35 000 Freiwilligen bundesweit erreicht - und es mussten Bufdis in spe abgelehnt werden. Im Kreis Mettmann gibt es 110 Bufdi-Plätze.

"Mittlerweile hat sich das Bufdi-Modell bei allen Beteiligten gut eingespielt", urteilt Gabriele Kibat, die bei der Neanderdiakonie die zuständige Ansprechpartnerin ist. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sei offenbar etwas beliebter als ein Einsatz in der Altenpflege. Unterm Strich aber gelinge es ganz gut, Angebot und Nachfrage zur Deckung zu bringen. "Helfende Hände werden aber immer gebraucht. Deshalb können sich Kurzentschlossene auch jetzt noch bei uns melden." Es locken bis zu 336 Euro Taschengeld pro Monat, Zuschüsse zu den Fahrtkosten und eine Menge Erfahrungen. "Die Freiwilligen stärken durch den Dienst auch ihre eigene Persönlichkeit."

Dabei ist es durchaus keine Pflicht, ein ganzes Jahr am Stück Dienst zu tun. "Bei uns kann man auf neun oder auch sieben Monate verkürzen", sagt Kibat. Das wird zum Beispiel von jenen in Anspruch genommen, die doch einen Studienplatz ergattern. Sind Bufdis für die Heime und Organisationen schwieriger einzuplanen als früher die Zivildienstleistenden? "Nein. Denn sie sollen ja kein festes Personal ersetzen, haben Anspruch auf Urlaub und Weiterbildung." Will heißen: Die Einsatzplanung müsse ohnehin flexibel sein.

Das Deutsche Rote Kreuz setzt derzeit 25 Bufdis im Kreis Mettmann ein. Vom Fahr- und Rettungsdienst über die Senioren- und Kinderbetreuung bis hin zum Einsatz für Menschen mit Behinderungen reicht dabei die Spannweite der Möglichkeiten. "Die meisten Bufdis kommen nach der Schule zu uns, um sich in diesem Jahr zu orientieren", sagte DRK-Sprecherin Lisa Nohl. Wenig bekannt: Das DRK bietet in einigen Bereichen auch Halbtagsstellen an; zu leisten sind dann 20 Stunden pro Woche. "Dieses Angebot wendet sich bewusst an Menschen, für die ein Vollzeitengagement aus persönlichen Gründen nicht in Frage kommt", sagt Nohl.

Anders als früher müssen die Organisationen und Einrichtungen nun aktiv um Bufdis werben. So sind die Behinderten-Werkstätten (WfB) in Langenfeld auf der jährlichen Berufsorientierungsmesse BOB in der Stadthalle mit einem eigenen Stand vertreten. Von 28 Stellen für Bufdis und Menschen in einem Freiwilligen Sozialen Jahr sind dort nach Angaben von Sprecher Norbert Stevens 26 Stellen besetzt. "In den vergangenen drei Monaten haben viele Freiwillige bei uns neu begonnen", sagt Stevens. Rechtzeitig bevor ihr Dienst endet, müssten die Werkstätten für Nachfolger sorgen: "Bisher ist uns das ganz gut gelungen."

(dne)
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