Bürgermonitor Monats-Check Fotograf wartet drei Wochen auf Pass

Hilden · "Ich bin überrascht über die Inkompetenz der Deutschen Post", sagt Marian Sell. Der Hildener lebt in New York.

 Marian Sell mit seinem Reisepass. Drei Wochen lang war das dringend erwartete Einschreiben - erfolglos - auf dem Postweg. Gestern holte Sell das neuen Visum persönlich im amerikanischen Konsulat Frankfurt ab.

Marian Sell mit seinem Reisepass. Drei Wochen lang war das dringend erwartete Einschreiben - erfolglos - auf dem Postweg. Gestern holte Sell das neuen Visum persönlich im amerikanischen Konsulat Frankfurt ab.

Foto: Ernst Sell

Nahezu täglich erreichen uns Beschwerden über die Deutsche Post. Wichtige Briefe kommen nicht oder verspätet an. Seit Wochen geht das so - eine unendliche Geschichte. Gestern hat uns Marian Sell seine Geschichte erzählt. Die ist wirklich krass. Der gebürtige Hildener lebt seit mehr als neun Jahren in New York City und arbeitet dort als Fotograf. Alle drei Jahre muss er sein Arbeitsvisum erneuern. Das geht nur in einem US-Konsulat außerhalb der Vereinigten Staaten. Dort gibt Marian Sell seinen Reisepass ab und erhält dann ein neues Visum für die Vereinigten Staaten.

"Am 5. Januar habe ich meinen Reisepass in der US-Botschaft in Frankfurt/Main abgegeben. Der einzige angebotene Zustellservice ist das Einschreiben der Deutschen Post. Der Pass wurde am 9. Januar an die Adresse meines Vaters in Hilden geschickt." Sell plante für den 12. Januar seinen Rückflug nach New York. Was nicht kam, war der Reisepass. "Sendung wurde im Logistik Zentrum Düsseldorf verarbeitet", lautete der Status der Sendung im Internet.

Marian Sell machte sich selbst auf die Suche: "Ich habe mich mit Briefzustellern und Abteilungsleitern der Zustellzentralen Hilden und Langenfeld unterhalten - sehr hilfreiche Menschen. Durch meine Telefonanrufe kenne ich mittlerweile jeden Mitarbeiter des Kundenservice der Post in Bonn. Auch sehr nette Menschen, aber leider in meinem Fall komplett nutzlos."

Warum das? Weil der Kundenservice nicht mit den Mitarbeitern der Fachabteilungen sprechen kann, erfuhr Marian Sell. Deshalb stellte der Kundenservice einen Nachforschungsantrag: "In spätestens drei Wochen wissen wir Bescheid." Zehn Tage lang sei das so gegangen. Am 19. Januar sei das verlorene Einschreiben - warum auch immer - gefunden und an den Absender zurückgeschickt worden.

Gestern (!) konnte der junge Fotograf seinen Reisepass mit Visum in der US-Botschaft in Frankfurt endlich persönlich in Empfang nehmen - und erfahren, warum ihn das Einschreiben nicht erreichte: "Es wurde nicht abgeholt, stand drauf. Ich bin wirklich überrascht und empört über diese Inkompetenz."

Den jungen Wahlamerikaner hat die ganze Sache viel Geld (verlorene Aufträge, Flugumbuchungen), seine Zeit, jede Mengen Nerven - und den Glauben an die Zuverlässigkeit der deutschen Post gekostet. Für das Unternehmen - wie immer - ein bedauerlicher Einzelfall.

Das kann nicht stimmen. Laut Bundesnetzagentur sind die Beschwerden über Postsendungen im vergangenen Jahr um über 25 Prozent auf voraussichtlich etwa 5000 Ende des Jahres 2017 gestiegen. "Wir betrachten den Beschwerdeanstieg mit Sorge", sagt Jochen Hamann, Präsident der Bundesnetzagentur: "Die rechtlichen Möglichkeiten der Bundesnetzagentur, bei vorübergehenden Qualitätsmängeln für zügige Abhilfe zu sorgen, sind beschränkt. Sanktionsmöglichkeiten sind im Gesetz nicht vorgesehen."

(cis)
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