Hilden Forscher diskutieren über schöne Menschen

Hilden · Wissenschaftler sprechen am 17./18. November im Fabry-Museum und im Haus der Uni Düsseldorf über Schönheitsideale und Eingriffe in den Körper. Kunsthistorikerin aus Hilden hat die Tagung mitorganisiert.

Hilden: Forscher diskutieren über schöne Menschen
Foto: Staschik Olaf

Die Chancen, in einem französischen Rathaus auf eine junge Frau mit blanken Brüsten zu treffen, liegen bei etwa einhundert Prozent. Zugegeben: Die Dame ist aus Stein gefertigt - und die Nationalfigur der Franzosen. Als Büste repräsentiert die Marianne, so ihr Name, gleichzeitig die Freiheit und die französische Republik. Seit den 1960er Jahren wird die Skulptur in losen Abständen berühmten Schönheiten des Landes nachempfunden, unter anderem Brigitte Bardot und Catherine Deneuve standen schon Modell. "Die Marianne ist so auch immer ein Indikator für die Schönheitsideale einer jeweiligen Zeit", erklärt Sandra Abend.

Die Hildener Kunsthistorikerin muss es wissen: Sie hat sich wissenschaftlich mit der "Marianne" beschäftigt. Sie wird darlegen, wie die Nationalheldin im Laufe der Zeit zu einer erotischen Identifikationsfigur wurde. Ihr Vortrag ist Teil des Programms einer Tagung mit dem Titel "Der schöne Mensch und seine Bilder". Am Donnerstag, 17. November, und dem darauffolgenden Freitag treffen sich Wissenschaftler aus der gesamten Bundesrepublik in Hilden und Düsseldorf, um über Schönheit im Wandel der Zeit zu sprechen. Die Idee zu der Tagung entstand durch die Zusammenarbeit von Sandra Abend und Hans Körner, Professor für Kunstgeschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. "Wir wollen verschiedenen Fragen nachgehen", erklärt Körner - "Was macht Schönheit aus? Wie wird sie eingesetzt?" Um 1900 etwa sei Schönheit eine Frage der Natürlichkeit gewesen. Mittlerweile aber trete die Modellierung des Körpers wieder in den Vordergrund. "Das Korsett zum Beispiel wurde von Jean Paul Gaultier und Madonna in den 1980ern wieder gesellschaftsfähig gemacht", sagt Körner.

Zum Auftakt der Tagung werden die Wissenschaftler das Wilhelm-Fabry-Museum in Hilden besuchen. Dort wird (noch bis 12. Februar) die Ausstellung "Körper 2.0" gezeigt. Sie beschäftigt sich mit der technischen Erweiterbarkeit des menschlichen Körpers. Dazu zählen auch Schönheitsoperationen, die inzwischen auch immer mehr Männer vornehmen lassen. Wie bei der Verschönerung des Körpers geht es bei diesem Thema auch um die gesellschaftliche Akzeptanz der Eingriffe in den Körper. "Manche Dinge, die früher nicht vorstellbar waren, sind heute alltäglich", erklärt Museumsleiter Wolfgang Antweiler. Zu sehen sind etwa Werke zu den Themen Prothesen, Gentechnik und Social Freezing, dem vorsorglichen Einfrieren unbefruchteter Eizellen.

Von der Tagung, die in weiten Teilen in Verbindung mit der Ausstellung im Fabry-Museum geplant wurde, erhoffen sich die Organisatoren einen Erkenntnisgewinn, erklärte Sandra Abend: "Wir hoffen auf regen Austausch." Eines aber ist ihr besonders wichtig: "Die Tagung ist für alle Interessierten, nicht nur Forscher, offen."

(tsp)
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