Hilden „Falsche Polizisten“ erbeuten 1,1 Millionen

2018 riefen die Trickbetrüger 900 Senioren im Kreis an. Nur 20 fielen auf sie herein. Dennoch ist der Schaden immens.

 Kreisdirektor Martin Richter (l.) und der Leitender Polizeidirektor Manfred Frorath (r.) warnen Ursula Hesse vor Trickbetrügern.

Kreisdirektor Martin Richter (l.) und der Leitender Polizeidirektor Manfred Frorath (r.) warnen Ursula Hesse vor Trickbetrügern.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Masche ist mies, aber äußerst einträglich. Trickbetrüger geben sich Telefon als „Polizisten“ aus und bringen Senioren dazu, ihnen ihre Wertgegenstände auszuhändigen – angeblich, um sie so vor Einbrechern zu schützen. Die Hintermänner sitzen in der Türkei und sind für die Polizei unerreichbar. 475 Mal haben die „falschen Polizisten“ bereits im ersten Quartal dieses Jahres im Kreis Mettmann angerufen. „Die Zahl geht steil nach oben“, sagt Kreisdirektor Martin M. Richter: „Das Thema muss Stadtgespräch werden in allen kreisangehörigen Städten.“

Deshalb hat Leitender Polizeidirektor Manfred Frorath seine uniformierten Beamten in dieser Woche in Hilden auf die Straße geschickt, so wie bereits in Haan, Ratingen, Langenfeld und Velbert. Sie schellen bei Hildenern, die 70 Jahre und älter sind und warnen sie vor den Tricks der Betrüger. Mit 218 Älteren haben sie persönlich gesprochen, in 140 Briefkästen ihre Info-Materialien gesteckt.

„Nur zwei Senioren hatten am Montag von dem Thema noch nie etwas gehört“, berichtet Frorath. Viele Ältere hätten viel zu viel Bargeld zu Hause, weiß der Leitende Polizeidirektor: „Sicher ist es dort bestimmt nicht.“  In einem Fall wurde „falschen Polizisten“ im Kreis Mettmann im vergangenen Jahr sage und schreibe 160.000 Euro übergeben. Vermutlich hatte das Opfer sein ganzes Vermögen aus welchen Gründen auch immer zu Hause versteckt.

Was können Senioren bei Anrufen von angeblichen Polizisten tun? Wenn nach Wertsachen und Bargeld gefragt wird, sofort auflegen, rät Kreisdirektor Martin M. Richter: „Die echte Polizei fragt am Telefon nie nach Wertsachen und Geld.“  Klaus Franck und Ingeborg Plümacher gehören zu den „Assen“, geschulten Freiwilligen, die die Polizei bei ihrer Aufklärungskampagne unterstützen. Sie wollen die örtlichen Banken ansprechen und versuchen, auch diese mit ins Boot holen.

„Die Senioren kennen die Tricks der Betrüger schon, können das im entscheidenden Moment aber nicht immer abrufen“, glaubt Polizeihauptkommissarin Ilka Steffens. Deshalb verteilt sie eine Karte, die die Senioren neben ihr Telefon legen sollen. Darauf stehen kurz gefasst wichtige Hinweise. Sie versuche, auch mit ihrem 75 Jahre alten Vater über die „falschen Polizisten“ zu sprechen: „Bei den eigenen Eltern muss man noch behutsamer sein als bei anderen Menschen.  Sonst muss ich mir schnell anhören: Wir sind noch nicht dement.“  Ilka Steffens rät: „Name und Adresse aus dem Telefonbuch streichen lassen.“

Die Opfer der Trickbetrüger seien oft voller Scham, weiß Daniel Uebber, Pressesprecher der Kreispolizei Mettmann: „Deshalb erfahren wir als Polizei gar nicht von allen Fällen. Viele Betrogenen erzählen das auch nicht ihren Kindern, weil ihnen peinlich ist, dass sie das Erbe verloren haben.“

Die Tricks der Betrüger werden immer ausgefeilter. Sie können nicht nur den Notruf 110 auf dem Display der Angerufenen erscheinen lassen, sondern inzwischen auch die offizielle Nummer der Kreispolizei Mettmann (02104- 982-1), berichtet Kreisdirektor Martin M. Richter.

Am Niederrhein hätten unlängst „falsche Polizisten“ die Haustür-Aktion der echten Polizisten genutzt, um Senioren zu täuschen. Die Betrüger riefen bei der Polizei an und berichteten von angeblichen Einbrechern. Die Polizei schickte Streifenwagen durch die Straßen. Und die Trickbetrüger sagten zu den Senioren am Telefon: Schauen Sie mal aus dem Fenster. Draußen sind die Kollegen unterwegs.

Auf so etwas muss man erst einmal kommen.

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