Wilhelm-Fabry-Museum Hilden Medizingeschichte künstlerisch dokumentiert

Hilden · Das Ausstellungsformat „Kunst und Medizin“ im Fabry-Museum geht in die zweite Runde. Am Sonntag steht die Eröffnung an.

 Kuratorin Sandra Abend zeigt zum Thema Pest die „ Schlossratten“ von Ottmar Hörl.

Kuratorin Sandra Abend zeigt zum Thema Pest die „ Schlossratten“ von Ottmar Hörl.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Es ist eine Ausstellung, die für Mediziner mindestens genauso interessant sein dürfte wie für kunstinteressierte Besucher. Mit dem zweiten Teil des Ausstellungsformats „Kunst und Medizin“ bietet das Wilhelm-Fabry-Museum einen interessanten, ungewöhnlichen und stellenweise auch verstörenden Einblick in die Medizingeschichte.

Die Ausstellung „Kunst und Medizin II“ wurde durch mehr als fünfzig Neuzugänge aus der Kunstsammlung von Prof. Axel Hinrich Murken möglich, der einen weiteren Teil seiner Sammlung mit dem Schwerpunkt Medizingeschichte der Stadt Hilden und damit dem Wilhelm-Fabry-Museum überlassen hat. Zu Hilden hat der Medizin- und Kunsthistoriker Murken einen besonderen Bezug. Als Assistent von Prof. Hans Schadewaldt hat sich Murken bereits Ende der 1970er-Jahre für ein neues medizinhistorisches Museum eingesetzt.

Die Neuzugänge wurden in den Räumen des Fabry-Museums nach verschiedenen Themenbereichen gegliedert. „Alle Arbeiten sind neu“, betont Kuratorin und Museumsleiterin Sandra Abend. Es sind Werke bekannter und unbekannter Künstler, Werke aus dem 19. Jahrhundert und Werke zeitgenössischer Künstler, Plakate, Drucke und Magazine. Unter dem Themenbereich „Kult, Glaube und Aberglaube“ wird nicht nur der Geburtsvorgang durch eine eindrückliche Skulptur – einem Geburtsbrunnen – veranschaulicht, auch die Künstlerin Frida Kahlo, die selbst etliche Operationen über sich ergehen lassen musste, wird hier Gegenstand der Betrachtung. Axel Hinrich Murkens Frau Christa, selbst Kunsthistorikerin und Künstlerin, erschuf eine surreale Hommage an Frida Kahlo. Inspiriert von Kahlos ironischem Selbstbildnis, das sie zusammen mit ihrem Chirurgen zeigt, bildete Christa Murken Frida Kahlo mit dem Arzt von Vincent van Gogh ab. Die Farbpalette, die Kahlo in der Hand hält, entpuppt sich bei genauem Hinsehen als ein Organ – das Herz.

Den Tod, als Mensch getarnt, der am Ende doch gnadenlos über seine Opfer hinwegreitet, zeigen die sechs Blätter von Alfred Rethels „Ein Todtentanz“, wobei das letzte Blatt des berittenen Todes von Dominik Hebestreit als temporäres Kunstwerk an die Museumswand gesprüht wurde. Auch die Pest – der schwarze Tod – darf in der neuen Ausstellung nicht fehlen. Der Künstler Ottmar Hörl widmete sich bei seiner Installation den Überträgern dieser verheerenden Krankheit: den Ratten. Doch zeigt er sie nicht furchterregend und abscheulich, sondern in goldenem Glanz. Auch betitelt er sie als „Schlossratten“, was ihrem Ruf als ekelerregendes Ungeziefer konträr entgegensteht.

Den Themenbereich „Heilung und Glaube“ füllen vor allem Abbildungen von Christus als Heiler, wie „Christus als Arzt“ von Gabriel von Max aus. Unter dem Themenbereich „Hausbesuche und Behandlungsszenen“ sind Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert, wie die „Nachtwache am Bett“ aus 1851 dem zeitgenössischen Gemälde „Frau am Krankenbett“, das Christa Murken 2007 erschaffen hat, gegenübergestellt. Auf der einen Seite wird Anteilnahme, aber auch Hilflosigkeit dargestellt, Christa Murken dagegen gestaltete die Szene kühl, ja beinahe schon unterkühlt. Eine Frau mit leerem Gesicht, deren Anblick die Frage aufwirft, was hinter ihrer Emotionslosigkeit verborgen liegen mag.

Ein umfassendes Rahmenprogramm wird die Ausstellung begleiten. Neben einer Kuratorenführung am 2. März um 19 Uhr, wird es am 23. März eine Lesung mit der Schauspielerin Anja Herbertz zum Thema „Ärzte, Patienten und andere Alltagskatastrophen“ geben.

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