Hilden Fabry-Markt lockt Sammler

Düsseldorf · Der erste Antiquitäten- und Trödelmarkt in der Fußgängerzone bot viele Kuriositäten. Die Besucher bewerten die Veranstaltung überwiegend positiv. Händler beklagen Zahlungsbereitschaft.

Als Helga Engels am Samstag aus ihrem Fenster schaute, schlug ihr Antiquitäten-Herz höher: "Ich wusste sofort, was ich haben wollte." Aus ihrer Wohnung an der Mittelstraße hatte die 67-Jährige die beste Aussicht auf den ersten Fabry-Markt in der Innenstadt. Zahlreiche Anbieter präsentierten Antiquitäten, Schmuckstücke und weitere Schätze aus vergangenen Tagen und Epochen.

Beim Schätzchen-Bummel gelernt

Am Ende der oberen Mittelstraße hat Gerd Günther seinen Stand aufgeschlagen. Neben nachgemalten Dürer-Bildern aus den 30er-Jahren möchte der 78-Jährige unter anderem seine kostbaren Martini-Gläser im Jugendstil verkaufen: "Ich brauche die Sachen nicht mehr." Zwar gefällt ihm die Idee eines Antik- und Trödelmarktes, aber ob der sich auf Dauer festsetzt, bezweifelt er: "Besonders die Jugend interessiert sich für solche Sachen nicht mehr."

Das Gegenteil beweisen die Stadtbummler Viktor Paterok (25), Leslie Oligschläger (18) und Johanna Müchler (17). "Ich finde den Fabry-Markt ganz nett, weil man Sachen sieht, die man vorher gar nicht kannte. Das Kurioseste war eine antike Beatmungsmaschine", findet Viktor Paterok, der sich mehr "solcher Stadtattraktionen in Hilden" wünscht.

Allerlei Kuriositäten hat Christel Hoppe zu bieten. Sofort fallen am Stand der 72-Jährigen die Gobelin-Stickbilder auf. Zwischen türkisfarbenen Kaffeeservices steht ein rotes Grammophon am Stand der Düsseldorferin. Dazu hat sie in ihrem Sortiment die passenden Schellackplatten, einem Vorläufer der Vinylplatte. Wie viel diese seltenen Schätze heute wert sind, wisse sie nicht genau: "Ich habe das alles einer Freundin abgekauft, die jetzt im Seniorenheim lebt."

Dass viele Leute den Wert solcher Antiquitäten nicht zu schätzen wissen, ärgert Alexander Weiss. Den dunklen Eichentisch aus der Barockzeit würde er für 400 Euro verkaufen wollen — der eigentliche Wert liegt bei 1500 Euro. Auch für den Büffet-Tisch aus der Gründerzeit um 1880 ist es schwierig, einen Käufer zu finden. "Das Geschäft ist rückläufig", stellt der 54-jährige Solinger fest.

Uralte Büttenpapier-Bibel

Noch älter als der Barocktisch sind vermutlich nur die Bücher eines Händlers etwas weiter: Eine Bibel angefertigt aus Büttenpapier aus dem Jahre 1650, die in jedem historischen Museum in Glasvitrinen liegen könnte. Helga Engels ist glücklich, dass sie zwei alte, aber unbenutzte braune Apothekenfläschchen, ihr Eigen nennen kann. "Der Fabry-Markt ist eine tolle Idee", sagt die Antiquitäten-Sammlerin, die etwas ganz Spezielles sucht: Zahnpasta-Dosen aus Porzellan, die in den 1920er Jahren in England hergestellt wurden.

(RP)
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