Hilden Experten warnen vor Rauchmelder-Nepp

Hilden · Geschäftemacher nutzen neue Regeln als Türöffner. Die Verbraucherzentrale ist verstärkt gefragt.

Ein Energie-Ausweis für Häuser? Gehört hatte die über 80 Jahre alte Dame schon davon, aber Genaueres wusste sie nicht. Also ließ sie den "Experten", der vor ihrer Haustür stand, herein. "Zum Glück hat sie, bevor sie irgendetwas unterschrieb, unseren Rat eingeholt", berichtet Florian Bublies von der Verbraucherzentrale Langenfeld. "Ich konnte ihr dann die teure Dachsanierung, zu der ihr der ,Fachmann' dringend geraten hatte, erfolgreich ausreden."

Es ist nicht illegal, aber "sehr unseriös", was Bublies und Kollegen in den vergangenen Monaten verstärkt zu Ohren gekommen ist: Geschäftemacher nutzen das Thema Energie-Ausweis und die seit Jahresbeginn in NRW geltende Rauchmelder-Pflicht als "Türöffner", um Hauseigentümern Dienstleistungen und Produkte zu verkaufen, die diese in aller Regel gar nicht brauchen. Das Spektrum reicht von neuen Kellerfenstern und -türen bis hin zu einer kompletten Dacherneuerung. "Seit Januar haben sich schon etwa 15 Verbraucher bei uns gemeldet, die mit dieser Masche konfrontiert wurden", sagt Bublies.

Dabei nutzen die vermeintlichen Helfer die Unwissenheit ihrer Opfer aus, um Druck auszuüben. So sei der Energie-Ausweis nur dann für eine Immobilie vorgeschrieben, wenn diese vermietet oder verkauft wird, betont Bublies. "Die Geschäftemacher aber wollen den Eigentümern weismachen: Wenn Sie keinen solchen Ausweis haben, dann machen Sie sich in jedem Fall strafbar."

Und Rauchmelder? Die seien im Unterschied zu dem Ausweis zwar tatsächlich für jede Wohnung verpflichtend. "Doch auch hier sollte sich niemand von ungebetenen ,Experten' zu irgendwelchen Investitionen drängen lassen", empfiehlt der Energieberater der Langenfelder Verbraucherzentrale: "Besser, man geht selbst auf Dienstleister zu, wenn man Rat braucht."

Ein weiteres Thema, bei dem Verbraucher in jüngster Zeit verstärkt übers Ohr gehauen zu werden drohen, ist die Kreditvermittlung. "Betroffen sind überwiegend Menschen, die keine Chance haben, bei ihrer Bank einen Kredit zu bekommen", sagt Elisabeth Schoemakers, die die Verbraucherzentrale am Langenfelder Rathaus leitet. Diese stoßen - meist im Internet - auf Werbung für "Kredite ohne Sicherheit" oder so ähnlich. Fällt der Betroffene darauf rein - im Beispielfall geht es um einen Kredit in Höhe von 1500 Euro -, steht wenig später der Postbote mit einem Nachnahme-Auftrag vor der Tür: 267,50 Euro Darlehensbearbeitungsgebühr soll der Kreditnehmer zahlen. Nur: 267,50 Euro - so viel kostet nicht der Kredit, sondern bloß das Angebot. "Den Kredit gibt es gar nicht - der Verbraucher steht mit leeren Händen da", sagt Schoemakers.

Seit Jahresbeginn seien bereits sechs Opfer dieser Masche in die Beratungsstelle gekommen - "die Dunkelziffer dürfte höher sein", vermutet die 52-Jährige. Immerhin: Oft sei die Verbraucherzentrale bei ihrer Intervention erfolgreich. "Die Kreditvermittlungsfirma erklärte sich in mehreren Fällen dazu bereit, den Vertrag zurückzuziehen und keine weiteren Schritte zu unternehmen, um die Gebühr einzutreiben. In einem Fall hatte der Verbraucher bereits gezahlt. Das Geld wurde zurückerstattet."

Die Verbraucherzentrale, Konrad-Adenauer-Platz 1, ist erreichbar unter Telefon 02173 8492501, langenfeld@verbraucherzentrale.nrw

(gut)
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