Hilden Erlöserkirche wird 50 Jahre

Düsseldorf · Der Zuzug vieler heimatvertriebener Protestanten ließ die evangelische Gemeinde anwachsen. Die Bauform von Heinrich Rosskotten nimmt Bezug auf ein Zelt, das dem (aus)wandernden Gottesvolk Schutz bieten sollte.

Das waren noch Zeiten, anno 1956, als die evangelische Gemeinde in Hilden derart angewachsen war, dass der Neubau einer zweiten Kirche im Süden notwendig wurde. Mehr als 16 000 Mitglieder verzeichnete das Presbyterium damals in der Grundsteinurkunde. Der Zuzug vieler heimatvertriebener Protestanten aus dem Osten brachte es mit sich, dass die evangelische Kirche an der Mittelstraße, die in Folge des Neubaus im Süden in Reformationskirche umgetauft wurde, einfach nicht mehr ausreichte. Nach eineinhalb Jahren Bauzeit konnte am Sonntag Exaudi 1958 die Erlöserkirche an der St.-Konrad-Allee eingeweiht werden. Anfang Mai feiert sie ihr Jubiläum mit einem großen Festprogramm.

Der Bau des Düsseldorfer Architekten Dr. Heinrich Rosskotten nahm mit seinem achteckigen Grundriss und dem zur Mitte hin aufstrebende Dach Bezug auf ein Zelt, das dem (aus)wandernden Gottesvolk Schutz bieten sollte. Noch heute zählt die Kirche, in der bis zu 650 Menschen Platz finden, zu den prägenden Sakralbauten des 20. Jahrhunderts. Walter Nolte, Pfarrer im Ruhestand, und Pfarrer Joachim Rönsch, der seit 17 Jahren den Pfarrbezirk Süd betreut, haben vieles zur Geschichte der Erlöserkirche zu berichten. Etwa, dass erst per Grundstück-Tausch mit der Stadt, die damals an der heutigen Albert-Schweitzer-Straße Wohnungen baute, das Gelände an der St.-Konrad-Allee für den Neubau des Gemeindezentrums zur Verfügung gestellt wurde. So konnten neben der Kirche gleichzeitig auch Gemeindehaus, Pfarrhaus, Kindergarten und das Matthias-Claudius-Haus errichtet werden. „Wir wollten mit unserer Kirche da hin, wo viele Menschen lebten“, erzählt Pfarrer Nolte. Gerne erinnert er sich an Festgottesdienste, die so gut besucht waren, dass die Gläubigen bis weit in den angrenzenden Gemeindesaal standen. Immerhin zählte der Pfarrbezirk in den 70er Jahren mehr als 7000 Gläubige.

Auch künftig einmischen

Heute teilen sich Pfarrer Rönsch und Pfarrerin Sonja Schüller den Südbezirk, betreuen trotz Geburtenrückgangs und Kirchenaustritten 5000 Gemeindemitglieder. Und obwohl Rönsch mit Wehmut den Schlüssel der jüngst geschlossenen evangelischen Christuskirche betrachtet, blickt er dennoch zuversichtlich in die Zukunft: „Wir verstehen uns als Volkskirche, die für alle Menschen da ist. Das gilt für Kinder ebenso wie für ältere Menschen, für Gläubige und Zweifler gleichermaßen. Und es wird auch in den kommenden Jahren zu unseren Aufgaben gehören, uns als Kirche in gesellschaftliche Themen einzumischen.“ Dass Protestanten und Katholiken im Süden schon jahrzehntelang Ökumene leben, ist selbstverständlich. Es gibt nicht nur gemeinsame Gottesdienste, auch die vier Glocken der Erlöserkirche wurden von Anfang an auf das Geläut der benachbarten St.-Konrad-Kirche abgestimmt.

(RP)
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