Hilden Er hilft Gründern mit seiner Erfahrung

Hilden · Der Hildener Günter Porsch (66) berät als ehrenamtlicher Senior-Coach Gründer und Jungunternehmer im Kreis.

 Günter Porsch ist seit Dezember 2012 Senior-Experte. In seinem Berufsleben war der heutige Pensionär Finanzchef beim Logistikunternehmen "DHL Freight", einer Firma mit rund 4000 Mitarbeitern.

Günter Porsch ist seit Dezember 2012 Senior-Experte. In seinem Berufsleben war der heutige Pensionär Finanzchef beim Logistikunternehmen "DHL Freight", einer Firma mit rund 4000 Mitarbeitern.

Foto: Olaf Staschik

Als Finanzchef hatte Günter Porsch in seinem Berufsleben große Verantwortung. Er arbeitete beim Logistikunternehmen "DHL Freight", einer Firma mit 4000 Mitarbeitern und 1,5 Milliarden Euro Umsatz jährlich. Jetzt ist er Rentner und könnte die Hände in den Schoß legen. Doch der 66-Jährige will weiterhin aktiv bleiben. Über den Verein "Alt hilft Jung" fand er eine neue Berufung: Als Wirtschaftssenior berät er Existenzgründer und Jungunternehmer in Sachen Finanzen, Vertrieb und Marketing.

Vom milliardenschweren Unternehmen zu Firmen, die mitunter vom heimischen Wohnzimmer aus geführt werden - ist das nicht ein himmelweiter Unterschied? Porsch schüttelt den Kopf. "Im Prinzip sind die Problemstellungen sehr ähnlich", sagt der Hildener. Er berät nicht nur Firmen in seiner Heimatstadt, sondern auch im näheren Umkreis wie Haan, Langenfeld, Solingen, Wuppertal und Ratingen. Umsatz generieren, Kunden gewinnen, Kosten senken - diese Ziele zeichnen Groß-Konzerne genauso aus wie Mini-Betriebe.

Der Verein "Alt hilft Jung NRW" ist ein Zusammenschluss von Führungskräften und Unternehmern, die aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden sind und ihr Fachwissen ehrenamtlich an Existenzgründer und Jungunternehmer weitergeben. Zurzeit sind es 60 so genannte Senior-Coaches, die zum Teil auch im Kreis Mettmann ansässig sind. Alle zwei Monate halten die Senior-Experten für das bei der Wirtschaftsförderung des Kreises angesiedelte Startercenter NRW Sprechstunden ab. "Neben Ratschlägen bei Fragen rund um die Existenzgründung und -sicherung gibt es Beratung für Unternehmen mit wirtschaftlichen Problemen", erläutert Sprecherin Anne Grassberger.

Günter Porsch ist seit Dezember 2012 Senior-Experte und hat seither rund 30 Gewerbetreibenden und Jungunternehmern geholfen. Sein Rat "ist relativ preiswert", sagt er lachend. Denn während der Verein für eine rund achtstündige Beratung eine Aufwandsentschädigung zwischen 100 und 200 Euro abrechnet, nehmen professionelle Unternehmensberatungen bis zu 2000 Euro am Tag. Das weiß er noch aus eigener Erfahrung als DHL-Finanzchef. Wer für die Beratung eines Senior-Coachs über das Jobcenter einen Gutschein beantragt, muss gar nichts zahlen.

Wird er eingeschaltet, legt Porsch großen Wert auf ein intensives Gespräch mit seinen Kunden. Auf eine umfangreiche Buchhaltung kann er häufig ohnehin nicht zurückgreifen, zumal dann, wenn er Existenzgründer berät, die mit ihrer Firma erst noch starten wollen. Dann gilt es beispielsweise, gemeinsam mit den Gründungswilligen den so genannten Business-Plan zu besprechen.

Diesen Überblick über die Geschäftsidee, Marketingkonzept und zu erwartende Umsätze fordern die Banken bei Kreditvergabe stets ein. Nicht immer kann Porsch dabei auf betriebswirtschaftliches Hintergrundwissen bauen. "Da haben viele ein gewisses Problem, weil sie sich keine Vorstellung über ihre zu erwartenden Umsätze machen können", sagt Porsch. "Die haben das in ihrem Leben noch nie gemacht."

Der 66-Jährige lernt dabei Geschäftsfelder kennen, mit denen er nie zuvor in Berührung gekommen ist. Nagelstudios zum Beispiel. Oder Internet-Shops für Künstlerbedarf. Seine Kunden gehören zumeist der Altersgruppe 45 bis 60 an - Menschen, die zuvor angestellt waren, vielleicht freigesetzt wurden, "aber sich noch zu jung für Arbeitslosigkeit und Frührente fühlen", hat Porsch beobachtet. Ob er mit seinem Rat helfen konnte, erfährt er nur selten. "In der Regel kriegt man kein Feedback mehr", bedauert der Hildener.

Doch auch er selbst hat in den Monaten seines Engagements viel für sich erfahren: "Man muss lernbereit bleiben", sagt er. "In einer Krise darf man als Arbeitnehmer nicht vor Angst erstarren, sondern sollte die Veränderung als Chance begreifen." Auch diese Erfahrung möchte er gerne weitergeben. Denn "zum Taubenfüttern im Stadtpark ist es für mich noch zu früh", sagt er schmunzelnd.

(RP)
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