Ärger um Kita-Plätze in Hilden Elternbeirat kritisiert Stadt wegen Betreuungssituation

Hilden · Der Jugendamtselternbeirat bemängelt nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität: Gruppen sind zu groß, Personal fehlt, es gibt immer wieder Betreuungsausfälle.

 Der Jugendamtselternbeirat bemängelt nicht nur die Quantität der Kinderbetreuung in Hilden, sondern auch die Qualität.

Der Jugendamtselternbeirat bemängelt nicht nur die Quantität der Kinderbetreuung in Hilden, sondern auch die Qualität.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Kinderbetreuung treibt bei den Mitgliedern des Jugendamtselternbeirats (Jaeb) der Stadt Hilden Sorgenfalten auf die Stirn. „Die Gruppen sind zu groß, es fehlt an Personal, der Regelbetrieb ist in vielen Situationen nicht mehr gegeben, und es kommt auch weiterhin zu Betreuungsausfällen an Hildener Kitas“, fasst Jaeb-Vorsitzender Michael Hirsch-Herda die Situation zusammen. 

Aktuell fehlen in Hilden rund 200 Betreuungsplätze im Kita-Bereich (wir berichteten). Kindergärten und Tagespflege können den Bedarf nicht decken. Es gibt nicht nur zu wenig Kita-Gruppen, es fehlt auch an Personal. Freie Stellen können nicht besetzt werden. Die Stadt hofft, die Situation mit der Groß-Kita im Holtrehöfchen zumindest im Ansatz verbessern zu können. Dort soll die bestehende Kita mit einer Gruppe abgerissen und ein Neubau mit fünf Gruppen errichtet werden. Jedoch soll das Gebäude erst zum Kitajahr 2024/25 bezogen werden können, so die Stadt.

Doch mit neuen Kita-Gruppen ist das Problem nicht gelöst, sagt der Jaeb: „Wir fordern beispielsweise schon seit Längerem von Politik und Verwaltung die Etablierung einer produktiven Arbeitsgruppe bestehend aus Elternschaft, Politik, Verwaltung und pädagogischen Fachkräften, um dem Fachkräftemangel adäquat zu begegnen und die Betreuungssituation in Hilden entscheidend zu verbessern“, erklärt Hirsch-Herda. Der Jugendhilfeausschuss sei als Instrument dazu nicht geeignet, da die Entscheidungen der Politik schon im Vorfeld fraktionell abgesprochen und entschieden werden. Eine Entscheidungsdynamik aufgrund eines Argumentationsaustausches finde in dem Ausschuss gar nicht bzw. nur eingeschränkt statt.

Außerdem schlägt der Jaeb einige konkrete Maßnahmen im Rahmen der Personalakquise vor: „Dem Mangel kann schlussendlich nur mit einer gesteigerten Attraktivität des Jobprofils begegnet werden  – was unsere Nachbarkommunen ja tatsächlich angehen, siehe Düsseldorf, siehe Monheim – was sicherlich auch die Qualität im Betreuungssektor langfristig erhöhen dürfte“, so Michael Hirsch-Herda. Zu Bedenken seien dabei insbesondere Konzepte, die stadtweit für alle Träger anzuwenden wären, wie beispielsweise: „Mitarbeiter werben Mitarbeiter Prämien – freie Träger wie etwa die Kinderzentren Kunterbunt GmbH bieten hier beispielsweise Beträge bis 800 Euro an“, erklärt des Jaeb-Vorsitzende. Nächster Vorschlag: zentrales (E-)Bikeleasing auch mit Einbindung und Hilfe von Unternehmen in unserer Umgebung wie etwa 3M und Qiagen. „Denn auch für Firmen ist eine hochwertige Betreuung sicherlich ein Kriterium für oder gegen den Standort Hilden und ein wichtiges Argument für die Bindung und/oder den Zuzug von Fachkräften. Hier würde auch gleichzeitig die Verkehrswende aufgegriffen werden.“ Weitere Ideen: Zuschüsse zum Nahverkehr, kostenlose Nutzung bestehender, städtischer Infrastruktur etwa des Hildorado,  vergünstigte Nutzung von Lade-Infrastruktur. „Hier könnten wir uns beispielsweise eine Kooperation mit der Bäckerei Schüren vorstellen.“

Zu viele Hoffnungen macht sich Michael Hirsch-Herda jedoch nicht: „Realistisch gesehen, wird sich die Situation des Fachkräftemangels auf absehbare Zeit auch nicht entschärfen, was aber nicht gleichzeitig bedeuten darf, dass Generationen von Hildener Kindern in unzureichenden Betreuungsverhältnissen aufwachsen müssen.“ Hier sei nicht nur das Land in der Verantwortung, sondern auch die Kommune. „Sie muss das Optimum an Bildung für ihre Bürgerinnen und Bürger wollen und im Endeffekt durchsetzen, vor allen Dingen dann, wenn es der Kommune finanziell zuzumuten ist“, erklärt der Jaeb-Vorsitzende.

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