Haan Eltern begrüßen Amtsbesuch

Düsseldorf · Vor einem Jahr startete das Jugendamt die "Babybegrüßung". Über 80 Prozent der angeschriebenen Eltern lassen sich besuchen. Sozialpädagogin Anke Weber bekommt viel positive Rückmeldung.

Ilse Fölling (95) strickt Babymützchen, Giesela Sack, Anita Bennemann und Erna Braun Babystrümpfe. Alle Sachen sind mit Liebe gemacht, das sieht man, und einfach nur süß. Die Mützchen und Strümpfe der vier Haaner Bürgerinnen sind Teil des Geschenkpakets, mit dem die Stadt Haan seit einem Jahr Neugeborene begrüßt. Wer so beschenkt wird, spürt, dass er willkommen ist. Vielleicht ist deshalb die Resonanz so positiv, berichten Elke Fischer, Abteilungsleiterin im Jugendamt, und Sozialpädagogin Anke Weber, die die Babybegrüßungstasche überreicht.

"Jugendamt hat jetzt ein Gesicht"

Von den rund 210 Eltern, die im vergangenen Jahr angeschrieben wurden, wünschten 84 Prozent einen Besuch, berichtet Weber. "Das Jugendamt hat jetzt ein Gesicht", habe sich eine Mutter bei ihr bedankt. Eine andere meinte: "Wenn Sie nicht gekommen wären, wäre ich nie auf die Idee gekommen, mich mit einem Problem an das Jugendamt zu wenden."

Die Babybegrüßungstasche enthält nützliche Informationen für junge Eltern wie die Familienbroschüre "Willkommen in Haan" mit zahlreichen Ansprechpartnern und hilfreichen Telefonnummer, aber auch ein Gutscheinheft. "Ohne unsere Sponsoren hätten wir das Projekt nicht auf den Weg bringen können", bedankt sich Elke Fischer: "Uns war wichtig, nützliche Informationen mit konkreten Anreizen zu verbinden." Nach der Schließung der Geburtshilfe im Haaner Krankenhaus werden in der Gartenstadt selbst keine Kinder mehr geboren, sondern in Hilden, Mettmann oder Wuppertal. Werdende Eltern besuchten dort auch häufig die Elternschule und wüssten nicht so genau, welche Angebote für sie es in Haan gebe, so Weber.

Es geht nicht um Kontrolle

Die ersten Wochen nach der Geburt seien viele Eltern viel zu sehr mit sich und ihrem Neugeborenen beschäftigt, um Besuch vom Jugendamt zu empfangen, hat Anke Weber festgestellt. Auch Termine kurz vor Feiertagen kämen meistens ungelegen. Die 39-jährige Sozialpädagogin ist selber Mutter und kann sich deshalb gut in die jungen Eltern (70 Prozent ihrer Gesprächspartner sind Mütter) einfühlen: "Mütter können sich ständig über ihre Kinder unterhalten. Ich verstehe das, weil ich selber zwei Kinder habe." Sie mache gleich bei der ersten Kontaktaufnahme am Telefon deutlich, dass ihr Besuch nicht der Kontrolle dient: "Wir stellen nicht alle Eltern unter Generalverdacht, dass sie ihr Kind schlecht behandeln. Aber wenn etwas nicht stimmt, spreche ich das auch an." Etwa das so genannte Geh-frei-Laufgestelle für den Rücken von Kleinkindern sehr schädlich seien. Bei medizinischen Fragen (Schreikind, Impfen) kann Weber keinen Rat erteilen, aber als Lotse im Netzwerk für Familien an kompetente Ansprechpartner wie Kinderarzt oder Hebamme verweisen. Elke Fischer ist besonders stolz auf die Familienbroschüre, die alle Angebote in Haan übersichtlich zusammenfest: "So etwas hat es in Haan bis dahin noch nicht gegeben."

(RP)
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