Hilden Eldorado für Installateure

Hilden · Im Hildener Süden braucht eine ganze Siedlung mit 115 Häusern ein neues Wärmesystem. Das bisherige zentrale Heizwerk gehört der Stadt, ist aber marode. Die meisten Bewohner wollen nun eigene Heizungen.

 Horst Ferber lebt seit 1965 in der "Hollandsiedlung" und möchte jetzt eine eigene Gasheizung und eine Solaranlage.

Horst Ferber lebt seit 1965 in der "Hollandsiedlung" und möchte jetzt eine eigene Gasheizung und eine Solaranlage.

Foto: Anja Tinter

Auf das Siedlungsfest am Lehmkuhler Weg Ende August ist Horst Ferber sehr gespannt. "Es wollen so viele Installateure mit Informationsständen und -wagen kommen, sogar ein Unternehmen aus Hamburg mit einem großen Truck, dass wir gucken müssen, ob wir noch genügend Platz zum Feiern haben", sagt Horst Ferber. "Aber das kriegen wir schon hin."

Grund ist, dass die Familienheimsiedlung, die Mitte der 1960er-Jahre bezogen wurde, während der nächsten zwei Jahre eine Großbaustelle wird, erklärt der erste Vorsitzende des Siedlungsvereins. Denn die zentrale Heizungsanlage ist ebenso wie die Rohre zu den angeschlossenen 115 Häusern dringend sanierungsbedürftig.

Die technische Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren der Rohrleitungssysteme sei überschritten. "Die Isolierung befindet sich auf dem technischen Stand von 1966 und ist teilweise beschädigt oder gar nicht mehr vorhanden", teilte die Wohnungsbaugesellschaft Hilden mbH — eine 100-prozentige Stadttochter, der das zentrale Heizwerk gehört — den Bewohnern in einem Informationsschreiben mit. "Es ist somit sehr wahrscheinlich, dass wegen Rohrbrüchen in den kommenden Jahren diese Leitungen nach und nach erneuert werden müssten. Diese immer neuen Baustellen würden wesentlich teurer werden als jetzt die Gesamtsanierung."

1964 ließ die Reichsheimstätte die Siedlung für kinderreiche und sozial schwache Familien von einem holländischen Bauträger errichten. "Deshalb heißt sie umgangssprachlich ,Hollandsiedlung'", erklärt Horst Ferber. Der heute 49-Jährige war als Zweijähriger mit seinen Eltern an den Buchenweg gezogen. Der Kriminalbeamte hat fünf Geschwister. Mittlerweile lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in dem Haus.

"Die Heizkosten hier sind immens", sagt er. "Der Wärmeverlust, den wir mitzahlen, beträgt fast 30 Prozent." Einige Hausbesitzer — heute ist am Lehmkuhler Weg alles Privateigentum — hätten ihre Gebäude saniert und gedämmt, andere nicht. Das zentrale Heizwerk könne darauf aber keine Rücksicht nehmen, weil es auch das schlecht gedämmteste Haus in der Siedlung erwärmen müsse.

"Ich möchte eine Gasheizung mit Warmwasseraufbereitung und Solaranlage", sagt Ferber. "Viele in der Siedlung wollen eine Solaranlage." Das bestätigen die Hildener Stadtwerke, die den Bewohnern zum Teil schon so genannte Contracting-Angebote unterbreitet haben, bei denen die Hauseigentümer die neue Heizung nicht selbst kaufen müssen, sondern sie von den Stadtwerken mieten.

"Bei einer Befragung haben sich über 90 Prozent für eine dezentrale Versorgung ausgesprochen", berichtet Sprecherin Sabine Müller. Bevor der Versorger die neuen Gasleitungen verlegen (und dabei auch Wasser- und Stromleitungen erneuern) kann, müssen jedoch erst die Eigentümer und dann die Stadtratsmitglieder einer Änderung im Grundbuch zustimmen. Denn bislang ist in der Siedlung die jetzige Fernwärme zwingend vorgeschrieben.

(RP/ac)
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