Hilden Eine besondere Praktikantin

Hilden · Anne Alipas arbeitet derzeit in der Grundschule Am Elbsee: Die junge Frau, die im Rollstuhl sitzt, ist auf dem Weg, ihr Fachabitur in Sozialpädagogik zu machen. Dafür absolviert sie ihr Praktikum an der integrativen Schule.

 Anne Alipas (links) lässt sich von ihrer Betreuerin Susanne Schwedt ein Buch halten. Die körperbehinderte Frau ist derzeit in den Unterrichtsstunden der Grundschule Am Elbsee dabei.

Anne Alipas (links) lässt sich von ihrer Betreuerin Susanne Schwedt ein Buch halten. Die körperbehinderte Frau ist derzeit in den Unterrichtsstunden der Grundschule Am Elbsee dabei.

Foto: anja tinter

Die Grundschule Am Elbsee ist prädestiniert für Anne Alipas: Die 25-Jährige, die körperlich behindert ist, hatte im vergangenen Jahr einen Praktikumsplatz an einer Schule gesucht – und ihn Am Elbsee gefunden. Schließlich ist die Grundschule "Schwerpunktschule Inklusion" der Stadt, was bedeutet, dass sie behinderte Kinder aufnimmt und fördert. Beste Bedingungen auch für Anne Alipas, die bis zu den Osterferien ihr Praktikum für den Bildungsgang Sozialpädagogik des Berufskollegs Neandertal dort absolviert.

Recht auf Teilhabe

"Frau Alipas ist während des gesamten Tages im Unterricht dabei", erklärt Schulleiter Wolfgang Kamps. "Dabei übernimmt sie kleinere Aufgaben, um die Lehrerin zu unterstützen, sie unterrichtet aber nicht." Das ist auch nicht das Ziel des Praktikums, Anne Alipas strebt derzeit das Fachabitur an. "Sie wurde am Berufskolleg Neandertal aufgenommen", sagt Susanne Schwedt, die Alipas als Betreuerin unterstützt. "Dort möchte sie den Abschluss Fachabitur mit Schwerpunkt Sozialpädagogik ablegen." Dazu braucht Alipas Hilfe, denn viel bewegen oder etwa ein Buch halten kann sie nicht allein. Ihre geistigen Fähigkeiten sind aber – obwohl sie lange unterschätzt wurden – entwickelt. Und Alipas nutzt dies: Die junge Frau macht von ihrem Recht auf Teilhabe an Bildung Gebrauch.

Dieses Recht ist auch den Eltern der "Inklusionskinder" wichtig, die die Schule am Elbsee besuchen. Zwölf sind es derzeit, bei 205 Kindern insgesamt. Sie gehen in den gemeinsamen Unterricht für behinderte und nicht behinderte Kinder und werden dabei eigens begleitet und von Sonderpädagogen unterstützt – so, wie es die neuen Regelungen zur Inklusion vorsehen. Dass viele Lehrer dem Umbau der Schullandschaft kritisch gegenüberstehen, liege vor allem daran, dass vor Ort noch zu wenig von dem ankomme, was angekündigt war, sagt Kamps und zählt auf: "Die Klassengrößen müssen runter, 28 Kinder in Inklusionsklassen sind zu viel. Das Land hatte 700 Euro pro Kind und Schuljahr für die Schulen zugesagt, davon ist nichts zu sehen. Und: Es fehlt am Personal – vor allem für den Nachmittagsbereich." Der nächste logische Schritt sei nun, die Sonderpädagogen von den Förderschulen in die Regelschulen zu schicken. "Auch darauf warten wir bisher vergebens", so Kamps.

Warten – das Schlüsselwort, wenn es um Inklusion geht. Die Schulen warten auf die Stadt, während die Stadt auf das Land wartet: "Die Landesregierung muss endlich Vorgaben machen", sagt Stadtkämmerer Heinrich Klausgrete. "Bisher sind zu viele Fragen offen." Etwa die nach dem Umfang von Umbaumaßnahmen an Schulen.

(RP)
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