Klaus Fitzner "Einbrecher suchen keinen Kontakt"

Hilden · Klaus Fitzner ist für Einbruchsschutz und Opferberatung zuständig. Begegnungen mit Einbrechern sind selten. Der Kriminalhauptkommissar gibt Tipps für den Umgang mit solchen Ganoven.

 Kriminalhauptkommissar Klaus Fitzner rät dringend dazu, Fenster und Türen gegen Einbruch wirkungsvoll zu schützen.

Kriminalhauptkommissar Klaus Fitzner rät dringend dazu, Fenster und Türen gegen Einbruch wirkungsvoll zu schützen.

Foto: Achim Blazy

Kreis Mettmann Der Fall des damals 82-Jährigen, der im Mai mittags bei Rückkehr in sein Haus von zwei Gangstern brutal empfangen, misshandelt und bedroht wurde (RP berichtete von der neuesten Entwicklung), bevor die Täter einen Brand legten, wirft Fragen nach der eigenen Sicherheit daheim auf.

Wird es daheim immer unsicherer?

Klaus Fitzner Dieser spezielle Fall in Haan im vergangenen Jahr war eine absolute Ausnahme: Die Täter wussten von der Existenz eines Tresors in dem Gebäude und haben gezielt auf den Wohnungsinhaber gewartet. Das war kein Regelwerk von Einbrechern. Ich habe so etwas seitdem nicht wieder erlebt. Normalerweise versuchen Täter immer, den direkten Kontakt zu Hausbewohnern zu vermeiden.

Einbrecher nutzen offenbar immer häufiger brachiale Gewalt, um in Wohnungen einzubrechen. Lässt das darauf schließen, dass auch ungewollte Begegnungen mit solchen Personen gefährlicher werden?

Fitzner Einbrecher nutzen normalerweise Schraubendreher, mit denene sie Fenster und Türen aufhebeln. Bei gar nicht oder nur einfach gesicherten Fenstern und Türen gibt es manchmal gar keine Aufbruchsspuren, während bei gut gesicherten Beschlägen viel Kraft angewendet werden muss. Entsprechend sind die Schäden.

Was muss man beim Einbruchschutz beachten?

Fitzner Etwa 80 Prozent der Täter kommen durch Fenster und Türen. Zum Beispiel sollte man wissen, dass abschließbare Fenster- und Türgriffe nichts nutzen, wenn nicht genug Pilzköpfe im Fenster eingebaut worden sind. Die Täter können die im Fenster verbauten einfachen Rollzapfen ohne größere Anstrengung aufhebeln, obwohl der Fenstergriff abgeschlossen ist. Pilzköpfe können nach DIN 18104 Teil 1 vom Schreiner oder Tischler nachgerüstet werden. Das Aufhebeln von Fenstern und Fenstertüren ist nach wie vor die häufigste Einbruchsmethode.

Noch mal zur Anfangsfrage zurück: Kalkulieren Ganoven Begegnungen mit Hausbewohnern ein?

Fitzner Solche Täter versuchen, Begegnungen zu vermeiden. Werden sie von Bewohnern bemerkt, hauen sie in der Regel ab. Wichtig ist, dass man sich ihnen nicht in den Weg stellt, wenn man doch mal einen im Zimmer erwischt. Sie sind in der Regel nicht "bewaffnet", führen jedoch einen Schraubendreher mit sich, der als Waffe genutzt werden kann. Einbrecher schützen sich, indem sie die Eingangstüren blockieren, um nicht von heimkehrenden Hausbewohnern überrascht zu werden.

Wie oft sind im Vorjahr Hausbewohnern Einbrecher begegnet?

Fitzner Mir ist keine Statistik bekannt, in der festgehalten wurde, wie oft Hausbewohner bei einem Wohnungseinbruch mit Tätern zusammengetroffen sind. Am vergangenen Dienstag gab es in Velbert ein Beispiel: Gegen 13 Uhr kam es zu einem versuchten Einbruch in eine Hochparterre-Wohnung eines Mehrfamilienhauses. Zu dieser Zeit hörte eine Bewohnerin laute Geräusche von der Rückseite des Wohnhauses. Als sie auf dem Balkon nach dem Rechten sehen wollte, stellte sie einen unbekannten Mann fest, der vor ihrer Balkontür auf dem Boden hockte und offenbar versucht hatte, durch Aufhebeln der Balkontür in die Wohnung zu gelangen. Als der Unbekannte die Frau erblickte, sprang er vom Balkon und flüchtete.

Pfefferspray, Gas- und Schreckschussrevolver und ähnliche Gerätschaften zur Selbstverteidigung werden für "draußen" angeboten: Müssen Bürger daheim nachrüsten?

Fitzner Nein. Grundsätzlich ist es so, dass Pfefferspray nur gegen Hunde eingesetzt werden darf. Gaspistolen mit dem PTB-Zeichen dürfen frei ab 18 Jahren verkauft werden. Sie darf man in den eigenen vier Wänden oder in befriedetem Besitztum führen. Doch wer damit das Haus verlässt, um beispielsweise mit dem Hund durch den Park zu spazieren, braucht einen Kleinen Waffenschein. Doch das Führen solcher Gaswaffen ist auch damit nicht bei öffentlichen Veranstaltungen wie Fußballspielen etc. erlaubt.

Rät die Polizei dazu, sich derart zu bewaffnen?

Fitzner Nein. Der Umgang mit Spray oder Pistole ist nicht einfach, Man muss das erlernen. Außerdem können Abwehrgerätschaften auch schnell kontraproduktiv sein: Der Täter könnte sie an sich reißen oder die Windrichtung steht falsch.

Wozu raten Sie?

Fitzner Es gibt Taschenalarme, die aktiviert werden, indem man einen Knopf drückt oder, besser, nur einen Stift ziehen muss. Die machen mit 110 dB einen Höllenlärm. Das ist genau das, was Täter nicht wollen. Und es gibt noch etwas: die eigene Stimme. Sie hat man immer dabei, man kann um Hilfe rufen.

JOACHIM PREUSS STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
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